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Unternehmerstory mit Bruno Krapf von Infuboy

Nach dem Vorbild des Räf der schweizer Bergbauern konstruierte Bruno Krapf den Infuboy. Anstatt sich von Schwellen, Treppen und unebenem Boden aufhalten zu lassen, können Patienten nach Operationen damit ihre Infusionsflasche auf dem Rücken tragen und schnell wieder mobil werden. Der Erfinder erzählt im Interview, wie die Idee entstand und wie er damit ein Unternehmen gründete.

Hallo Herr Prof. Dr. Krapf, wir freuen uns sehr über die Möglichkeit ein Interview mit Ihnen zu Ihrem Unternehmen zu führen. Stellen Sie sich und Ihren bisherigen Werdegang doch bitte kurz vor.

Nach einer glücklichen Kindheit mit viel Freiheit und kreativen Lehrern: Lehrerausbildung, dann Studium Psychologie, Philosophie und Germanistik, schliesslich Professor an der Universität Zürich und weltweite Forschungsprojekte mit Unternehmungen: Intelligenztheorie und Verhalten sind Schwerpunkte.

Wie sind Sie auf die Idee zum Infuboy gekommen?

Nach einer Meningeomoperation wurden mir über 200 Infusionen verschrieben. Mit dem Infusionsständer war mein Bewegungsraum etwa 6 Stunden pro Tag sehr eingeschränkt. Treppen, Schwellen, Pflastersteine behinderten mich. Sehr oft lag ich einfach im Bett. Im Gespräch mit meiner Frau, Adelheid Giezendanner, erinnerten wir uns an die Bergbauern, die mit einem Räf, einem einfachen Holzgestell, fast alles auf dem Rücken trugen. Und dann war die Idee da: Die Infusionsflaschen könnte ich doch auf dem Rücken tragen! Man müsste nur ein Räf mit einem langen Stab bauen. An diesem Stab könnte man die Infusionsflaschen befestigen. In der Nacht von meiner Frau gebaut, war der erste tragbare Infusionsflaschenhalter am kommenden Tag an meinem Rücken. Wir nannten ihn INFUBOY.

Infuboy

Von der Idee bis zum Start – was waren die größten Herausforderungen bei Realisierung Ihres Produkts Infuboy und während der Gründung?

Der Weg vom Holzgestell bis zum spitaltauglichen „Tragbaren Infusionsflaschenhalter“ war lang, sehr lang. Zahlreiche Hürden kosteten Kraft und Ausdauer und Geld: Die Ethikkommission stellte Forderungen, die CE-Zertifizierung war zwingend, die Patentreife erreichten wir nur dank professioneller Hilfe, Hygienevorschriften mussten erfüllt werden. Die Liste ist noch länger.

Was sagen Patienten zu Ihrem Produkt?

Ich höre immer wieder Begeisterung und Dankbarkeit mit ganz persönlichen Aussagen:

„Mein Spitalaufenthalt hat sich total verändert. Hoffnung und Zuversicht waren wieder da.“

„Mein Vater war bis zu dem Zeitpunkt ganz verzweifelt. Jetzt lachte er wieder“, sagt seine Tochter.

„Was für ein Geschenk! Ich fühle mich schon fast gesund.“

„Ich kann früher als geplant nach Hause. Wunderbar!“

Wie haben Familie und Freunde auf das Projekt Selbstständigkeit reagiert?

Wir hörten nur Zustimmung, Staunen und Bewunderung.

Wer hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?

Freunde, Bastler, Firmen, die sofort an einer Zusammenarbeit interessiert waren, Patientinnen und Patienten, Ärzte und Pflegefachleute, Patentfirmen, Zertifizierungsspezialisten. Das waren Berater und Ideengeneratoren.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Alltag und Ihren Aufgaben als Unternehmer am besten und wo geraten Sie an Ihre Grenzen?

Am besten gefallen mir die Begegnung mit Patientinnen und Patienten. Aber auch die Weiterentwicklung des Produktes, die Kontakte mit Interessierten und die Gespräche mit Aussenseitern sind sehr interessant. An den Grenzen wähle ich „Neuorientierung“.

Welche Eigenschaften sollten Gründerinnen und Gründer Ihrer Meinung nach unbedingt mitbringen?

Ausdauer, Weitsichtigkeit, Geduld, die Fähigkeit zu phantasieren gehören unbedingt dazu. Und sehr wichtig: die Bereitschaft zuzuhören. In diesem Fall auf Kranke, Kinder, Fachleute, Freunde und Fachpersonen zu hören, aber auch auf Menschen, die nach eigenen Aussagen nichts von der Sache verstehen.

Worauf sind Sie rückblickend besonders stolz und dankbar?

Auf das kreative Engagement meiner Frau bin ich wirklich stolz. Und darauf, dass das Produkt in renommierten Spitälern bereits angekommen ist. Seit neuestem wird der Infuboy auch in den USA eingesetzt (Trellis: Groundbreaking technology). Außerdem bin ich dankbar für die treue und innovative Zusammenarbeit mit provita.de.

Was haben Sie sich für die nächsten Monate vorgenommen?

Es wird ganz neue Strategien geben! Ein Freund kennt einen Freund, der sich im Gesundheitsbereich auskennt. Unsere Werbung bei Ärzten, Pflegepersonal und Patienten wird ganz überraschend erweitert. Neue Kontakte mit ganz neuen Erwartungen werden geknüpft. Noch verraten wir nichts. Wir hätten nie an so ein Vorgehen gedacht!

Vielen Dank für das nette Interview und viel Erfolg für Ihre Vorhaben!

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Über den Autor
Ulrike Schult

Ulrike Schult

Die Autorin ist als Redakteurin im Team von unternehmenswelt.de tätig. Zuvor beriet Ulrike Schult in Leipzig Studierende zum Einstieg ins Berufsleben und organisiert momentan unter anderem an der Fachhochschule ein überfachliches Qualifizierungsprogramm für Doktoranden aus den Ingenieurswissenschaften und anderen Bereichen.