NEO – Das „Ethereum of China“ - bloßer Kopist oder echte Alternative?
NEO – Eine kurze Geschichte des Coin
Da Hongfei und Erik Zhang gründeten 2014 das Projekt NEO unter dem damaligen Namen Antshares. 2015 wurde das Projekt auf GitHub Open Source zugänglich. Unter dem nun verbindlich geltenden Namen NEO veranstaltete man bereits Ende 2015 einen ICO, innerhalb dessen die Hälfte der insgesamt auf 100 Mio. Token begrenzten NEO an Interessenten veräußert wurde. Zu den seither eingegangenen Partnerschaften zählen die Zusammenarbeit mit u.a. Microsoft und der Alibaba Group. Da Hongfei ist außerdem CEO der Blockchain-Entwicklerfirma OnChain, die als Anbieter für Unternehmen als einer der NEO Multiplikatoren beim Aufbau NEO-relevanter Use Cases eine entscheidende Rolle einnehmen soll. Aktuell bestimmen außerdem Berichte über eine geplante Zusammenarbeit mit der russischen Regierung das NEO-Tagesgeschäft. Weitere Sanktionen der US-Regierung befürchtend soll sich diese kürzlich mit dem NEO Competence Centre in St. Petersburg in Verbindung gesetzt haben, mit dem Wunsch nach einer Zusammenarbeit. Diese Meldung bei gleichzeitigem Bekanntwerden geplanter Investitionen Russlands in den Crypto-Markt ließen den NEO-Kurs kurzzeitig deutlich ansteigen.
NEO - Preis, Marktkapitalisierung und ICO
Zu Redaktionsschluss steht 1NEO bei circa 7,58 USD bei einer Marktkapitalisierung von 490 Mrd. USD. Damit positioniert sich NEO derzeit auf Platz 17 der aktuellen Crypto-Chart via coinmarketcap. In zwei Finanzierungsrunden via ICO-Token Sale konnte das Unternehmen bereits 2015 insgesamt mehr als 5 Mio. USD Kapital generieren.
NEO vs. Ethereum - technologische Features im Direktvergleich
Die synonyme Bezeichnung NEO's als „Ethereum of China“ kann zweifellos ob zahlreicher technologischer Übereinstimmungen gelten, wenngleich die Operations der Blockchains durchaus auch entscheidende Unterschiede deutlich macht:
Die übereinstimmenden Parameter zwischen NEO und Ethereum konzentrieren sich auf die Kernarchitektur einer in beiden Fällen Virtual Machine, innerhalb derer Smart Contracts-Gefüge durch dezentralisierte Apps (dApps) auf der Blockchain dynamisch ausgeführt werden können.
Trennende Unterschiede werden allerdings in der Operations deutlich. Während bis zum Launch von Constantinople Ethereum nach wie vor maßgeblich auf Proof-of-Work Verfahren gesetzt wird, kommt bei NEO der Mechanismus der Byzantinischen Fehlertoleranz im Validieren von Transaktionen zum Tragen. Dieser bereits bei Stellar angewendete Validierungsmechanismus lässt auch NEO um einiges schneller agieren als Ethereum.
10.000 Transaktionen je Sekunde sind im NEO-Netzwerk aktuell möglich. Weiterhin geplantes Sharding der Mainchain sollen diese Zahl in Zukunft noch exponentiell nach oben korrigieren. Bei Ethereum muss man sich unterdessen noch mit bescheidenen 15 Transaktionen je Sekunde begnügen.
Trennend auch die Netzwerkverteilung der Konkurrenten, hier jedoch eindeutig zu Ungunsten NEO´s. Während Ethereum von einem weitverzweigten Nodes-Netzwerk von mehr als 30.000 Knoten betrieben wird und damit dezentrales Vertrauen technologisch durchaus abgebildet ist, agieren bei NEO gerade mal 12 'hausinterne' Nodes als Validierungseckpfeiler.
Der auf den ersten Blick von Vorteil zu sein scheinende Fakt einer Vielzahl NEO-unterstützender Programmiersprachen (Java, Javascript, C#, Python und GO) gegenüber der Ethereum-originären Sprache Solidity scheint sich in praxi auch nicht zu bewahrheiten. Die auf GitHub für NEO öffentlich zugänglichen Befehle sind kaum aktuell und spärlich.
Dafür hat NEO für seine Nutzer ein besonderes Gimmick im Code. Neben den NEO-Token schüttet das Netzwerk bei jeder Transaktion sogenannte GAS-Token aus. Diese Utility Token können zur Begleichung von Transaktionsgebühren verwendet werden und dienen gleichsam als passives Einkommen, denn sie werden anteilsmaßig an alle NEO-Besitzer dem Aktien/Dividenden-Prinzip folgend verteilt. Voraussetzung für eine gleichbleibend regelmäßige Ausschüttung ist die Verwendung eines Original NEO-Wallets oder ein Account auf den Börsen Binance oder KuCoin.
NEO – aktuelle und geplante Use Cases
NEO will auf seiner Blockchain jedwedes Asset digital abbilden – Aktien, Rohstoffe, Immobilien, sogar Identitäten als Schnittstelle zwischen digitalen und physischen Entitäten. Letzteres, das Einrichten und Verwalten solch digitaler Identitäten als Basis digitaler Handelsgeschäfte, soll besonders in Zusammenarbeit und quasi in Personalunion mit Onchain forciert werden.
NEO – Welche Wallet passt zum Coin?
Auf Neo.org/Client stellt NEO eine Empfehlung verschiedener Hersteller für Desktop, Online, Mobile oder Hardware-Wallets gegenüber. Absolutes Cold Storage geht hier am besten mit den Modellen von Ledger.
NEO – Wie kaufen?
Nachdem man sich für eine Wallet entschieden hat, kann der Handel mit NEO prinzipiell starten, allerdings muss man doch entweder den Umweg über den Rivalen ETH gehen oder via Bitcoin z.B. auf Binance NEO erwerben.
NEO – Kritik und Prognosen
Sowohl die zentralisierte Unternehmensstruktur als auch die enge politische Vernetzung der NEO-Exekutive stehen immer wieder in öffentlicher Kritik. Dies zu bewerten liegt uns fern und sollte mit Blick auf die im NEO-Umfeld geltenden politischen Rahmenbedingungen wohl eher nüchtern zur Kenntnis genommen werden.
Entscheidender auch unter Wettbewerbsbedingungen und Breitenwirkung mögen indessen die hohen Kosten sein, die NEO gegenüber Ethereum im Falle einer Smart Contracts-Implementierung dem jeweiligen Anwender-Business aufbürdet. Wenige USD dort, summieren sich zu 500 NEO GAS hier. Das können bei entsprechendem Kurs u.U. bis zu mehreren tausend USD sein.