Fehlender Unternehmergeist wird zum strukturellen Problem
Wenn man in der Unternehmer- und Gründerwelt unterwegs ist, kommt es Vielen oft so vor, als würde sich Jeder selbstständig machen oder ein eigenes Unternehmen gründen. Dem ist aber nicht so. In einer Umfrage von Universum Communications unter 22.000 Studenten an 135 Hochschulen gaben nur 20% der Studenten wirtschaftsnaher Fachbereiche an, sie streben eine berufliche Selbstständigkeit an. In der selben Umfrage aus dem Jahre 2008 haben damals 25% diese Bestrebungen gehabt. Betrachtet man die Studenten aller Fachbereiche, so sind es nur 6%, die sich vorstellen können, in die Selbstständigkeit zu gehen. Weltweit ist dieser Anteil fast doppelt so hoch und auch in den Industrienationen befindet sich Deutschland nur im Mittelfeld.
Dabei spiegeln die Universitäten nur einen gesamtdeutschen Trend. Einen Trend der die Zahl der Existenzgründungen 2012 auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung sinken lässt. Ein ganz einfacher Grund dafür ist tatsächlich die gute wirtschaftliche Lage. Wenn Unternehmen händeringend nach Fachkräften suchen, Jobs sicher sind und attraktive Gehälter gezahlt werden, ist die Motivation für eine Selbstständigkeit bei Vielen gering.
Zusätzlich gehen staatliche Fördermittel zurück und die Arbeitsagenturen informieren eher zurückhaltend über die Möglichkeit einer Selbständigkeit (und deren Fördermöglichkeiten). Anstatt dem Trend mit gezielten Maßnahmen entgegenzuwirken, werden also staatliche Förderprogramme abgebaut. Der fehlende Unternehmergeist wird für Deutschland aber strukturelle Probleme bedeuten. Gerade bei Studenten ist das Potenzial für "Durchbruchs-Innovationen" groß. Dieser negative Trend hat sogar den Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) dazu veranlasst Alarm zu schlagen.
Geht der Unternehmergeist an der Basis zurück, bleiben innovative Ideen auf der Strecke. Und dieser Mangel an Innovation wird Deutschland seine Vorreiterrolle und wirtschaftlich gute Lage kosten. Es wäre an der Zeit diesem Trend entgegenzuwirken. Jetzt - und nicht erst, wenn Deutschland durch diese Probleme auf dem Weg zum nächsten Abschwung ist.