Warum der Hype um Startups an der Realität vorbei geht
Deutschland steht kurz vor Wahlen und der Bundeswirtschaftsminister Rösler will sich mit dem Ruf nach einem Aktienindex für Startups als Gründungsförderer positionieren. Natürlich gibt es seit einigen Jahren eine immer stärker werdende Startupwelle (in Berlin). Viele junge Internetunternehmen werden hier gegründet.
Dass das aber nichts mit der Realität des Gründungsklimas in Deutschland zu tun hat, wird meistens vergessen. Der überwiegende Anteil der Neugründungen sind nicht junge dynamische Internet-Startups, sondern der Hausmeister, Handwerker, Automechaniker, Laden- und Restaurantbesitzer von Nebenan. Diese machen 99% aller deutschen Gründer und Unternehmen aus und haben von einem neuen "Neuen Markt" keinen Nutzen.
Die Bilanz der aktuellen Bundesregierung ist keinesfalls gründerfreundlich, ein paar Beispiele:
- freiwillige Arbeitslosenversicherung erhöht
- Gründungszuschuss gekürzt (und das obwohl er nach einer Studie sehr erfolgreich war)
- die Förderung in der Gründungsberatung wird ab 2014 deutlich reduziert
- nur noch 6% aller Studenten können sich eine eigene Gründung vorstellen
In Summe aller (In)Aktivitäten haben wir in Deutschland die niedrigsten Gründerzahlen seit vielen Jahren, während gleichzeitig in anderen Ländern die Umstrukturierung vom Angestellten- zum Selbstständigenstaat massiv voranschreitet.
Anstatt zu re(a)gieren, werden "Fördermaßnahmen" wie ein "Investitionszuschuss für Wagniskapital in Startups" eingeführt. Ein Zuschuss der, ähnlich wie der "Neue Markt", ebenfalls nur maximal 0,1% der deutschen Gründer zu Gute kommt, den wenigen Gründern, welche Ihre Unternehmung mit Risikokapital aufbauen. Ob der Steuerzahler sich überhaupt an solchen hochriskanten Investments beteiligen sollte, möchten wir zumindest in Frage stellen.