Anzeichen für wirtschaftliche Erholung nehmen zu
Berlin (ddp). Die Anzeichen für den Beginn einer Erholung der deutschen Wirtschaft mehren sich zunehmend. Die deutschen Ausfuhren stiegen im Juni überraschend deutlich an, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Auch der von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) berechnete Frühindikator für die Industrieländer zeigt für Juni einen deutlichen Anstieg. Einziger Wermutstropfen ist die Produktion im Produzierenden Sektor Deutschlands, die im Juni entgegen den Erwartungen von Experten nicht weiter gestiegen, sondern sogar leicht gesunken ist.
Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, nahmen die deutschen Exporte im Juni gegenüber Mai kalender- und saisonbereinigt um 7,0 Prozent zu. Das war das stärkste Plus seit September 2006. Die Einfuhren erhöhten sich um 6,8 Prozent. Gegenüber dem Juni des Vorjahres waren Aus- und Einfuhren allerdings noch immer deutlich schwächer. So sank der Wert der ausgeführten Waren im Vergleich zum Juni 2008 um 22,3 Prozent und der der Importe um 17,2 Prozent.
Die wieder anziehende Ausfuhrentwicklung hatte sich zuletzt schon in den Auftragseingängen aus dem Ausland angedeutet. Diese waren in den vergangenen Monaten stark gestiegen und dürften auch in der kommenden Zeit dafür sorgen, dass sich die deutsche Ausfuhrwirtschaft wieder belebt. Zudem passen die neuen Außenhandelsdaten in das Bild, dass die Rezession in Deutschland - wie auch vielen Teilen der übrigen Welt - weitgehend beendet sein dürfte. So ist es Volkswirten zufolge gut möglich, dass die deutsche Wirtschaft bereits im zweiten Quartal nicht mehr geschrumpft ist und in der zweiten Jahreshälfte wieder wachsen dürfte.
Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) begrüßte die Entwicklung. «Der deutsche Export zeigt klare Zeichen einer Erholung. Der Anstieg der Ausfuhren um sieben Prozent gegenüber dem Vormonat ist ein Rekordhoch seit September 2006», sagte BGA-Präsident Anton Börner. «Insbesondere der Anstieg der Auslandsaufträge bestärkt uns in unserer positiven Zukunftsaussicht», fügte er hinzu. Das Ende der Talsohle dürfe damit erreicht sein. Zu Euphorie bestehe jedoch noch kein Anlass.
Der OECD-Frühindikator für Juni weise auf stärkere Erholungsanzeichen für den Wirtschaftsausblick der OECD-Länder hin, erklärte die Organisation. Dynamischere Impulse seien aus Italien und Frankreich gekommen, und auch für Deutschland, Kanada, Großbritannien und die USA gebe es klare Signale. Viele Experten verweisen inzwischen darauf, dass Deutschland aufgrund seiner Exportorientierung von der anziehenden Weltkonjunktur überproportional profitieren sollte.
Die Produktion im Produzierenden Sektor Deutschlands ist im Juni allerdings nicht weiter gestiegen. Wie das Bundeswirtschaftsministerium auf Basis vorläufiger Daten mitteilte, ging die Erzeugung gegenüber Mai saison- und kalenderbereinigt um 0,1 Prozent zurück. Volkswirte hatten hingegen einen Anstieg um 0,8 Prozent prognostiziert. Das Ministerium sieht dennoch eine weitere Stabilisierung. «Angesichts des zuletzt deutlich gestiegenen Auftragseingangs dürfte in der Industrie der konjunkturelle Tiefpunkt überwunden sein», hieß es.
(ddp)