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Bayerische Metallindustrie rechnet mit Abbau von 40 000 Stellen

Die bayerische Metall- und Elektroindustrie beurteilt die gegenwärtige Geschäftslage extrem negativ. 83 Prozent der Unternehmen gaben in einer am Mittwoch veröffentlichten Verbandsumfrage an, dass ihre Situation derzeit «schlecht» sei.

München (ddp-bay). Die bayerische Metall- und Elektroindustrie beurteilt die gegenwärtige Geschäftslage extrem negativ. 83 Prozent der Unternehmen gaben in einer am Mittwoch veröffentlichten Verbandsumfrage an, dass ihre Situation derzeit «schlecht» sei. «Für das Gesamtjahr rechnen wir mit einem Rückgang der Beschäftigung um 40 000», sagte der Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metallarbeitgeberverbände, Bertram Brossardt, in München.

Laut Brossardt verliert der Abschwung zwar an Fahrt. Vorbei sei er allerdings noch nicht. Nur ein Viertel der Firmen erwartet laut Umfrage in näherer Zukunft eine Besserung. Zwei Drittel gehen davon aus, dass alles so schlecht bleibt wie bisher. Elf Prozent befürchten sogar eine weitere Verschlechterung.

Die Betriebe versuchten alles, um die Beschäftigung zu erhalten, sagte Brossardt. Dennoch sei ein weiterer Beschäftigungsabbau «wohl nicht zu verhindern». 15 000 Stellen seien bereits weggefallen. Die Unternehmen versuchten alles, um ohne Kündigungen auszukommen, stellte Brossardt klar. Für ein Drittel der Mitgliedsbetriebe sei dies jedoch unvermeidlich.

Der Bezirksleiter der IG Metall Bayern, Werner Neugebauer, ermahnte die Arbeitgeber, gemeinsam mit der Gewerkschaft alles zu unternehmen, um Kündigungen «soweit als nur irgend möglich zu vermeiden». Fachkräfte, die man jetzt entlasse, würden in Zukunft wieder gebraucht, betonte er. Solange die Kurzarbeit nicht ausgeschöpft sei, könne und dürfe es keine Entlassungen geben.

Brossardt appellierte an Politik und Gewerkschaften, gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband die Unternehmen zu unterstützen. Dazu regte er eine Neuausrichtung der Tarifpolitik an. «Wir brauchen noch mehr Flexibilisierungselemente», betonte Brossardt. Als Beispiele nannte er Öffnungsklauseln in den Tarifverträgen oder Arbeitszeitkonten. Auch regte Brossardt mit Blick auf die nächste Tarifrunde in rund neun Monaten an, das Urlaubs- und Weihnachtsgeld langfristig erfolgsabhängig zu gestalten, um einen «atmenden Tarifvertrag» zu erreichen.

Neugebauer reagierte darauf mit Unverständnis: «Die Forderung nach mehr Flexibilisierung geht an der Praxis völlig vorbei.» Die Gewerkschaft sei in der Vergangenheit immer bereit gewesen, in konkreten betrieblichen Notsituationen nach geeigneten Mitteln und Wegen aus der Krise zu suchen. Seit 2004 seien in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie in etwa 200 Firmen Ergänzungstarifverträge nach dem Pforzheim-Abkommen geschlossen worden. Unter bestimmten Voraussetzungen könnten Unternehmen dann die flächentariflichen Standards unterschreiten. «Ich sehe nicht, was da noch flexibler werden könnte», betonte auch IG-Metall-Sprecher Matthias Jena.

Derzeit stabilisiert die Inlandsnachfrage laut Brossardt das Geschäft. Der nächste Aufschwung wird seiner Ansicht nach aber vom Ausland ausgehen. Positive Signale gingen insbesondere von der chinesischen Wirtschaft aus. Der asiatische Markt ist nach Einschätzung Brossardts ein «Zugpferd» der Weltwirtschaft. Derzeit gehen fünf Prozent aller bayerischen Exporte in die Volksrepublik. Brossardt sieht hier Steigerungspotenzial.

(ddp)

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DDP