eBay verschärft Verkaufsbedingungen
Berlin (ddp.djn). Es brodelt in der eBay-Gemeinde. Seit der Marktführer bei Internet-Auktionen angekündigt hat, dass Verkäufer ab Mitte Oktober ihre Waren im Bereich Medien - also etwa Bücher oder CDs - kostenlos versenden müssen, protestieren vor allem Privatanbieter auf der «Community»-Seite. So macht es «keinen Spaß mehr», «ein Schlag ins Gesicht», «eBay wird uninteressant», «fadenscheinige Begründung» oder «ich bin sauer», heißt es da. Es werden Tricks diskutiert, wie der kostenlose Versand zu umgehen ist, oder zum Wechsel zur Konkurrenz aufgerufen.
Versandkosten sind bei Internetauktionen ein altes Problem. Immer wieder versuchen Anbieter, sich damit einen Zusatzgewinn zuverschaffen, kassieren etwa vorab für ein Päckchen (3,90 Euro), schicken die Ware dann aber als Warenprobe (0,85 Euro Porto). Auch überhöhte Portokosten waren üblich, bis eBay schon vor einiger Zeit die Versandkosten deckelte.
«Wenn der Käufer Preis und Versandkosten nicht mehr zusammenrechnen muss, werden die Angebote übersichtlicher und damit vergleichbarer. Dies ist ein positives Signal für den Käufer», begründet eBay-Pressesprecher Oskar Huber die neuen Geschäftsbedingungen. In der Antwort auf eine Verkäuferfrage heißt es, dass ein Angebot mit kostenlosem Versand «deutliche attraktiver» wird und «dies wirkt sich wiederum positiv auf den erzielenden Verkaufspreis aus», der am Ende deutlich höher sei.
Privatanbieter auf der Internetseite sehen das anders. «Hier soll der kleine Verkäufer vergrault werden», vermutet ein Nutzer des Diskussionsforums. Denn gerade im privaten Bereich werden antiquarische Bücher oder Zeitschriften oft zum Mindestpreis von einem Euro eingestellt und ersteigert. Porto und Verpackung kosten in der Regel zwischen 1,00 und 2,00 Euro zuätzlich. Damit sich der Verkauf lohnt, müsste ein Buch künftig also für mindestens 2,00 Euro angeboten werden - was wiederum eBay freut. Denn die Einstellung für einen Euro ist kostenlos, ab 2,00 bis 9,99 Euro kassiert eBay eine Einstellgebühr von 45 Cent - unabhängig davon, ob das Buch verkauft wird oder nicht. Wird das Buch verkauft, kommt eine entsprechend höhere Verkaufsprovision hinzu.
Dass es eBay auf mehr Gewinn ankommt, bestreitet ebay-Sprecher Huber. Auch, das man so an den Versandkosten mitverdiene. Überlegungen, die Freigrenze anzuheben, will er nicht ausschließen: «Wir werden die Entwicklung genau beobachten.» Darüber, wie hoch der Anteil dieses Geschäftsbereichs am Gesamtvolumen ist, sagt das Unternehmen nichts.
Für Verbraucherschützer ist die Praxis nicht neu. «Das ist eine von eBay bekannte Preispolitik», kommentiert Simone Vintz von der Stiftung Warentest, «die sich das Unternehmen aufgrund seiner Marktposition leisten kann.» Wer als Verkäufer zu einem anderen Internet-Auktionshaus oder Verkaufsportal wechseln will, müsse sich vorher genau über die Geschäftsbedingungen informieren.
(ddp)