Erneuter Auftragseinbruch bei Siemens
München (ddp). Der Auftragseinbruch beim Münchener Technologie-Konzern Siemens hat sich im dritten Quartal fortgesetzt. Wegen der Wirtschaftskrise sank die Zahl der Neuaufträge im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent auf gut 17,2 Milliarden Euro, wie das DAX-Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Der Konzern hatte bereits Ende April wegen des Orderrückgangs seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr gesenkt. Umsatz und Gewinn gingen nur leicht zurück.
Insgesamt sanken die Erlöse im dritten Quartal des Geschäftsjahres auf Jahressicht leicht von 19,18 Milliarden auf 18,35 Milliarden Euro. Unter dem Strich hielt Siemens den Überschuss mit 1,26 Milliarden nach 1,37 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum annähernd stabil. Damit wurden zugleich die Erwartungen der Analysten übertroffen, die nur mit einem Nettogewinn von rund 955 Millionen Euro gerechnet hatten.
Die Zahl der Neuaufträge schrumpfte indes deutlich stärker als von Analysten erwartet, die im Schnitt mit einem Minus von 17,5 Prozent gerechnet hatten. Der nun berichtete Rückgang um 28 Prozent sei «schockierend», schrieb die BHF-Bank. Der Vorstandsvorsitzende Peter Löscher sagte, das wirtschaftliche Umfeld habe «erwartungsgemäß» deutliche Spuren im Neugeschäft hinterlassen». Zusätzlich haben im dritten Quartal Auftragsstornierungen im Wert von rund 500 Millionen Euro die Geschäfte belastet.
Innerhalb der Industriesparte des Konzerns waren vor allem die Bereiche Industrieautomatisierung, Antriebstechnik sowie die Lichtsparte Osram von der Nachfrageflaute betroffen. In seinem größten Segment verbuchte der Konzern im dritten Quartal einen Rückgang der Neuaufträge von 42 Prozent und einen Umsatzrückgang von 13 Prozent. Im Energiegeschäft wurde dagegen im Vergleich zum Vorjahresquartal ein Gewinnplus von rund 40 Prozent erzielt. Dem Medizinbereich kamen positive Währungseffekte zugute, hier stieg der Umsatz um sieben Prozent.
Profitieren konnte der Konzern auch von zwei Einmalgewinnen in einer Gesamthöhe von 530 Millionen Euro. Der Verkauf von Wohnungen brachte demnach 221 Millionen Euro ein, die Veräußerung des Fujitsu Siemens-Anteils erbrachte 309 Millionen Euro.
Die Einsparungen in Vertrieb und Verwaltung (SG&A) schreiten zudem offenbar schneller voran als geplant. «Die aktuellen Zahlen zeigen, dass wir in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres 1,5 Milliarden Euro weniger SG&A-Kosten hatten als im Geschäftsjahr 2008», sagte Löscher. Ursprünglich hatte sich der Konzern vorgenommen, im Vergleich zum Geschäftsjahr 2006/07 bei Vertrieb und Verwaltung 1,2 Milliarden Euro einzusparen.
Bislang will Siemens vor allem mit Kurzarbeit durch die Krise kommen. In einzelnen Geschäftsbereichen baut der Mischkonzern allerdings bereits Arbeitsplätze ab. So sollen etwa 1600 Stellen vorwiegend in Werken im Ausland wegfallen.
Dennoch hielt der DAX-Konzern an seiner Prognose fest, beim operativen Gewinn aus dem Kerngeschäft besser als im Vorjahr abzuschneiden. Das schwache Wirtschaftsumfeld soll zudem offenbar für Übernahmen genutzt werden. Interessant seien vor allem die Bereiche Erneuerbare Energien und Solar, sagte Löscher.
Die Aktien des Konzerns gehörten am Nachmittag zu den Verlierern im DAX und notierten gegen 15.15 Uhr mit einem Minus von 0,5 Prozent auf 56,79 Euro.
(ddp)