Größter Solarpark Deutschlands in Lieberose geht in Betrieb
Lieberose (ddp-lbg). Deutschlands größter Solarpark wird am Donnerstag (20. August) auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lieberose in der Gemeinde Turnow-Preilack (Spree-Neiße) offiziell in Betrieb genommen. «Zwei Drittel der Module sind installiert und produzieren bereits Strom», sagt Ralf Heidenreich von der juwi Holding AG. Der Investor baut in Südbrandenburg für 160 Millionen Euro ein Solarkraftwerk mit einer Fläche von 162 Hektar. Die Photovoltaik-Anlage soll nach ihrer endgültigen Fertigstellung im Dezember mit einer Leistung von 53 Megawatt Strom erzeugen.
«Lieberose ist ein Paradebeispiel für die gelungene Verbindung von Klimaschutz, modernster Technologie und aktivem Naturschutz», sagt juwi-Vorstand Matthias Willenbacher. Spree-Neiße-Landrat Dieter Friese (SPD) hofft, dass sich die Region durch den Solarpark weiter als wichtiger Energie-Standort in Deutschland profiliert. Das Solarkraftwerk sei für die Landkreise im Süden Brandenburgs, die erst kürzlich die Energie-Region Lausitz-Spreewald gründeten, ein weiterer Meilenstein für einen ausgewogenen Energie-Mix. «Die Beseitigung der verseuchten Flächen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz ist zudem für die Lieberoser Heide und den Tourismus von großer Bedeutung», betont Friese.
«Lieberose zeigt die ungeheure Dynamik der erneuerbaren Energien, die ein zentraler Beitrag zum Klimaschutz sind und Hunderttausende neue Arbeitsplätze schaffen», erklärt Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Der SPD-Kanzlerkandidat wird gemeinsam mit Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) den Solarpark mit der Montage des 560 000. Moduls eröffnen. Die Solarzellen der Photovoltaik-Anlage wandeln Sonnenlicht direkt in elektrischen Strom um. Seit dem Jahr 2004 darf die Technik nach der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) auch auf Freiflächen ohne Begrenzung errichtet werden.
In die allgemeine Euphorie von Politik und Wirtschaft mischen sich jedoch auch Bedenken. Der Flächenverlust in der Lieberoser Heide sei riesig, gibt Wolfgang Mädlow vom NABU-Landesverband Brandenburg zu bedenken. «Deshalb kommt es vor allem im Bereich der Vogelwelt zu klassischen Verdrängungseffekten.» Zudem könnten nachtfliegende Wasservögel die Solarspiegel für Wasserflächen halten und darauf landen. Auch andere Arten offener Landschaften würden durch den Solarpark verdrängt.
Der NABU will deshalb die Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt gründlich untersuchen. Auch wenn das Projekt mit der Beseitigung von Altlasten durchaus Vorteile habe, wären aus Sicht von Mädlow Solaranlagen auf großen Dachflächen zu bevorzugen.
Heiko Schumacher von der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg, die Flächen des alten Truppenübungsplatzes besitzt, stellte bereits eine Verringerung der Bestände des seltenen Wiedehopfes in der Region fest. Zwar seien Ausgleichsflächen mit künstlichen Röhren geschaffen worden. Diese würden jedoch von den Vögeln nicht ausreichend angenommen.
Über die endgültigen Auswirkungen auf die Natur könne jedoch noch keine Aussage getroffen werden, sagt Schumacher. Trotz einiger Bedenken aus Sicht des Naturschutzes sei der Standort des Solarparks gerechtfertigt. «Die Flächen waren massiv mit Altlasten verseucht und für den Menschen gefährlich.»
Lieberose war mit rund 27 000 Hektar der größte Truppenübungsplatz der DDR. Die Nord-Süd-Ausdehnung betrug etwa 15 Kilometer, die Ost-West-Ausdehnung 30 Kilometer. Das Gebiet befindet sich überwiegend im südostbrandenburgischen Heide- und Seengebiet, in dem viele seltene Tier- und Pflanzenarten heimisch sind.
Das letzte Panzerschießen fand im Jahr 1992 statt. Im Juli 1994 wurden die Flächen dem Land Brandenburg übergeben. Danach gab es zahlreiche Planungen und Projekte für das Gebiet. Unter anderem war das Areal anfänglich auch als Standort für den neuen Großflughafen Berlin Brandenburg International (BBI) im Gespräch. Die Idee eines Nationalparks setzte sich ebenfalls nicht durch.
(ddp)