Katar erwirbt zehn Prozent an Porsche
Stuttgart/Wolfsburg (ddp). Der demnächst zu Volkswagen gehörende Sportwagenbauer Porsche und das Emirat Katar haben sich nach monatelangen Verhandlungen über einen Einstieg bei den Stuttgartern geeinigt. Wie die Porsche-Holding am Freitag mitteilte, haben sich die Familien Porsche und Piëch als Porsche-Stammaktionäre mit dem Emirat auf den Erwerb von zehn Prozent der Stammaktien aus dem Besitz der Familiengesellschafter verständigt. Mit der Beteiligung soll der angestrebte Zusammenschluss von Porsche und Volkswagen unterstützt werden. Finanzielle Details wurden nicht mitgeteilt.
Außerdem übernehme Katar den Großteil der von Porsche gehaltenen Optionen auf Volkswagen-Aktien, erklärte Porsche weiter. Damit würden für das Unternehmen liquide Mittel von über einer Milliarde Euro verfügbar. Teil des Katar-Engagements sei auch die bindende Zusage, sich mit bis zu 265 Millionen Euro an dem bestehenden Bankenkredit zu beteiligen.
Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) begrüßte den Einstieg Katars. Zusammen mit den Beschlüssen der Aufsichtsräte von Porsche und Volkswagen biete dies «eine gute Grundlage für eine erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens Porsche», erklärte er in Stuttgart.
Der Vorsitzende des Porsche-Aufsichtsrats, Wolfgang Porsche, sagte bei der Vertragsunterzeichnung, erstmals in der Unternehmensgeschichte erwerbe ein externer Investor einen Anteil an den Stammaktien, die sich bisher im alleinigen Besitz der Familiengesellschafter befanden. Der Einstieg von Katar verbessere nicht nur die Liquiditätssituation von Porsche, sondern sei auch «ein wichtiger Schritt auf dem vorgezeichneten Weg zum integrierten Automobilkonzern, den wir gemeinsam mit Volkswagen schmieden wollen».
Des Premierminister des Emirats, Scheich Hamad Al-Thani, betonte, dass sich sein Land als strategischer Investor verstehe, der ein großes Interesse an einer dauerhaft positiven Entwicklung von Porsche habe. Katar werde dazu beitragen, dass die Erfolgsgeschichte von Porsche auch in Zukunft gemeinsam mit Volkswagen fortgesetzt werden kann.
Volkswagen teilte in Wolfsburg mit, dass die Porsche-Übernahme mit Hilfe einer Kapitalerhöhung von vier Milliarden Euro finanziert werden solle. Ein entsprechender Vorschlag solle der Hauptversammlung unterbreitet werden, sagte Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch. Europas größter Autokonzern will dann noch im ersten Halbjahr kommenden Jahres neue Vorzugsaktien ausgeben.
An dem neuen Autogiganten, der bis 2018 den Weltmarktführer Toyota überholen will, könnten die Porsche-Eigentümerfamilien künftig 35 bis 39 Prozent halten, sagte Pötsch. Derzeit gehört ihnen etwas mehr als die Hälfte an dem Wolfsburger Autobauer. Damit blieben die Familien größter VW-Aktionär vor dem Land Niedersachsen mit einem Anteil von dann gut einem Viertel, dem Emirat Katar mit rund 17 Prozent und den Mitarbeitern von VW und Porsche mit 1 bis 5 Prozent.
Volkswagen und Porsche hatten sich am Donnerstag darauf geeinigt, dass die Wolfsburger noch in diesem Jahr 42 Prozent an Porsche für maximal 3,3 Milliarden Euro übernehmen und der Sportwagenbauer bis 2011 als zehnte Konzernmarke in den Volkswagen-Konzern integriert wird. Der VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn und Finanzvorstand Pötsch übernehmen dazu ab Mitte September auch die Leitung der Porsche-Holding.
(ddp)