Massiver Stellenabbau bei Solarzellenproduzent Q-Cells
Thalheim/Halle (ddp-lsa). Dem Solarzellenhersteller Q-Cells aus Thalheim steht ein umfangreicher Stellenabbau bevor. Das Unternehmen wird an seinem Stammsitz in Thalheim 500 Arbeitsplätze abbauen und Produktionslinien schließen. Die Linke forderte eine Überprüfung der Fördermittelvergabe an Q-Cells. Trotz des massiven Umsatzrückgangs des sachsen-anhaltischen Vorzeigeunternehmens sieht die Branche insgesamt jedoch keine Anzeichen für eine Krise. In Köthen wird in der kommenden Woche mit dem Bau eines Solarparks begonnen, der in Zukunft Strom für rund 9400 Haushalte liefern soll.
Q-Cells reagiert mit dem Stellenabbau auf den massiven Preisverfall und die deutlich gesunkene Nachfrage. Die Produktionskosten sollen um ein Viertel sinken, wie das börsennotierte Unternehmen am Donnerstag bei Vorlage der Halbjahresbilanz mitteilte. Um den Solarzellenhersteller sicher durch die Krise zu steuern, seien die Maßnahmen inklusive des Personalabbaus unabdingbar, sagte Vorstandsvorsitzender Anton Milner.
Die Linke machte hingegen nicht die allgemeine Wirtschaftskrise, sondern verfehlte Unternehmenspolitik für den Stellenabbau verantwortlich. Q-Cells habe seit 2001 massive öffentliche Unterstützung erhalten, sagte der Vorsitzende der Landtagsfraktion, Wulf Gallert. Nun müsse überprüft werden, ob die Vergabe von Fördermitteln an das Unternehmen an eine Arbeitsplatzbindung gekoppelt gewesen sei.
Unternehmensangaben zufolge verbuchte der Solarzellenhersteller im ersten Halbjahr einen Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 36,8 Prozent auf 366,2 Millionen Euro. Einem Gewinn im operativen Geschäft (EBIT) von 119,1 Millionen Euro in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres stand ein operativer Verlust von 47,6 Millionen Euro im gleichen Zeitraum 2009 gegenüber. Q-Cells sieht sich als größter Solarzellenhersteller der Welt. Ende 2008 beschäftigte das Unternehmen 2300 Mitarbeiter
Trotz des massiven Umsatzrückgangs bei Q-Cells sieht der Sprecher des Solar-Clusters Mitteldeutschland, Hubert Aulich, keine Anzeichen für eine Krise. «Man kann das nicht allgemein für die Solar-Branche geltend machen, was bei einem Unternehmen geschieht», sagte Aulich. Mitteldeutschland könne durch die enge Zusammenarbeit in einem Cluster schneller Kosten senken und seine Position behaupten.
Im Solar-Cluster haben sich vor einem Jahr 29 Firmen, 17 Forschungseinrichtungen und vier Hochschulen zusammengeschlossen. Sie wollen dafür sorgen, dass moderne Erkenntnisse und Verfahren sofort industriell umgesetzt werden.
Dass die Lage von Q-Cells nicht unbedingt Rückschlüsse auf die gesamte Branche zulässt, zeigt das Beispiel Köthen. Hier solle in den kommenden Monaten auf dem Gelände eines ehemaligen Militärflugplatzes ein neuer Solarpark mit einer Leistung von 45 Megawatt entstehen, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. In der kommenden Woche werde das Projekt mit einem ersten Spatenstich in Angriff genommen.
(ddp)