Unerwartet hoher Quartalsgewinn bei der Allianz
München (ddp). Der Versicherungskonzern Allianz hat seinen Gewinn im zweiten Quartal überraschend deutlich gesteigert. Nach einem drastischen Gewinneinbruch in den ersten drei Monaten dieses Jahres halfen vor allem Beteiligungsverkäufe Europas größten Versicherer wieder in die Spur. Der Quartalsüberschuss stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 21 Prozent auf rund 1,9 Milliarden Euro, wie das DAX-Unternehmen am Freitag in München mitteilte. Der Umsatz erhöhte sich um drei Prozent auf 22,2 Milliarden Euro. Analysten hatten nur mit einem Erlös von 21,9 Milliarden Euro gerechnet.
Das operative Ergebnis des Versicherers blieb dagegen unter den Erwartungen und sank binnen Jahresfrist um ein Drittel auf knapp 1,8 Milliarden Euro. Experten hatten hier im Durchschnitt mit etwas mehr gerechnet. Die Ergebnisse der vorangegangenen Quartale wurden allerdings übertroffen. Allein im Vergleich zum ersten Jahresviertel 2009 habe sich das operative Ergebnis um knapp 26 Prozent gesteigert, betonte die Versicherung.
Im ersten Quartal war das Nettoergebnis des Versicherungskonzerns auf Jahressicht von 1,1 Milliarden Euro auf 29 Millionen Euro eingebrochen. Neben den Folgen der Finanzmarktkrise hatte auch der Verkauf der Dresdner Bank das Unternehmen belastet.
Die Sparte Schaden- und Unfallversicherung verzeichnete zwischen April und Juni ein dickes Minus. Im Vorjahresvergleich sank der Gewinn hier um knapp 59 Prozent auf rund 749 Millionen Euro. Während sinkende Vertragszahlen in der Kfz-Haftpflicht die Prämieneinnahmen drückten, belasteten zahlreiche kleinere Unwetterschäden, eine Reihe von Großschäden in Frankreich und Einzelereignisse wie das Erdbeben in den italienischen Abruzzen das Ergebnis. Die Preise stiegen nach Unternehmensangaben aber nur leicht an und auch nur in bestimmten Geschäftsbereichen.
Der Gewinn im Bereich Financial Services schrumpfte im Vorjahresvergleich um knapp 77 Prozent auf 40 Millionen Euro. Dagegen stieg das Ergebnis im Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft um knapp 56 Prozent auf 661 Millionen Euro. Vor allem in Deutschland, der Schweiz und Italien sei hier auf Jahressicht ein zweistelliges Umsatzwachstum erzielt worden.
Mit dem Verkauf von Aktien verdiente der Konzern im zweiten Quartal 898 Millionen Euro. Vor einem Jahr waren hiermit 1,1 Milliarden Euro eingenommen worden. Zudem verbuchte die Allianz 658 Millionen Euro Gewinn aus dem Verkauf von Anteilen der chinesischen Bank ICBC.
Der Vorstandsvorsitzende Michael Diekmann sprach von einem «sehr guten» Quartalsergebnis. «Die Allianz ist vorbereitet auf das, was wir die ´neue Normalität´ nennen: ein herausforderndes Marktumfeld mit strukturell niedrigeren Renditen», fügte der Vorstandschef hinzu. Der Konzern sei in der Lage, «auch anhaltend schwierigen Marktbedingungen standzuhalten». Einen konkreten Ausblick gab der Versicherer allerdings nicht. Für die Dividende seien im ersten Halbjahr 900 Millionen Euro zurückgelegt worden.
Die Börse honorierte den Gewinnzuwachs im zweiten Quartal derweil nicht. Die Aktien des Konzerns verloren im DAX gegen 15.00 Uhr 0,9 Prozent auf 74,85 Euro. Aktienhändler verwiesen darauf, dass die Allianz-Papiere seit Wochenbeginn bereits um rund zehn Prozent gestiegen waren. «Die Qualität der Gewinne ist nicht so gut, wie man es auf den ersten Blick glaubt», bemängelte Analyst Robert Mazzuoli von der Landesbank Baden-Württemberg und begründete dies mit hohen Sondereffekten.
(ddp)