Unternehmerstory mit Chef Tom Voigt
Hallo Tom, stell dich und deine Dienstleistungen doch kurz vor!
Mein Einmann-Dienstleistungsunternehmen heißt Chef Tom Voigt. Ich bin Private Chef für gehobene Kundschaft rund um den Erdball - alles was zu tun hat mit Privatkoch für Megaluxusyachten, Villen und private Inseln.
Wie ist die Idee zu Chef Tom Voigt entstanden?
1992 bekam ich das erste Mal ein Arbeitsangebot, eine Megayacht als Küchenchef über den Atlantik zu bringen - in Florida und der Karibik wurde die Yacht an Wohlhabende verchartert. Doch für mich war das noch nicht der Moment, mich dieser Industrie mit Leib und Seele zu verschreiben. Ich brauchte noch viel mehr Erfahrung. 1992 war ich gerade mal 22/23 Jahre alt. Viel zu unerfahren, um als Superyachtkoch arbeiten zu können. Das kulinarische Spektrum war bei mir noch gar nicht vorhanden. So sammelte ich erst einmal Erfahrungen in Restaurants, Hotels und Cateringunternehmen.
1995 trat ich erneut in die Welt der internationalen VIP-Beköstigung ein - als Backstage Küchenchef eines großen Tournee-Cateringunternehmens.
Von der Idee bis zum Start - was waren die größten Herausforderungen während der Gründung?
Zehn Jahre tourte ich erfolgreich mit Superstars. Dabei lernte ich meine spanische Frau kennen. Wir zogen nach Valencia, wurden Eltern, und ich wurde Küchenchef in der valencianischen Gastroszene.
Nach neun Jahren krachte die Börse in den USA und europäische Länder wie Spanien standen am Abgrund. Löhne sackten ab, die Gastronomie raste in die roten Zahlen. Ich setzte auf meine Fremdsprachen und meine Erfahrungen, ging zuerst während der Skisaison in die Schweiz - in Hotels in den Alpen. Danach sofort auf die erste Luxusyacht nach Monte Carlo. Der Krise in Spanien hatte ich zu Gunsten meiner Familie und mir selbst ein Schnäppchen geschlagen, und ich hatte es geschafft, mich neu zu erfinden. Meine Tochter war da bereits acht Jahre alt, aber es fiel mir sehr schwer, mich jedes Jahr von April bis Oktober auf einer Yacht einzuschiffen - meine Familie und alle sozialen Kontakte leiden sehr darunter.
Welche Fähigkeiten und Kenntnisse konntest du in die Gründung einbringen? In welchen Bereichen gab es noch Nachholbedarf?
Vier Sprachen helfen sehr, international erfolgreich zu sein und die Fähigkeit, vielschichtig zu denken, nicht nur als Küchenchef. Als Privatkoch muss man sich in die Kunden hineindenken und ein kulinarisches Profil erstellen. Man kann nicht nur seine Küche durchsetzen wollen, sondern man muss zuhören können und maßgeschneidert kochen. Dann ist auf einer Yacht, die sich auf Anordnung des Eigners oder der Gäste jederzeit weiterbewegen muss, die Planung von Lieferungen und Bestellungen immer wieder eine Zaubernummer und man muss mit allem rechnen und ein logistischer Magier sein.
Warum lieber selbständig als angestellt?
Ich bin als Kind im elterlichen Restaurantbetrieb groß geworden und am Herd quasi erzogen. Die Selbstständigkeit bei meiner Arbeit hat dort ihren Ursprung. Ich fühle mich jedoch sehr wohl in einem Top-Team von guten Köchen, die wie ich nicht zu sehr nach Ego kochen, sondern einfach alles mit und für das Team geben. Leute, die sich konzentrieren können und trotzdem eine gute Portion Humor mitbringen. So kann ich am besten kreativ sein und bringe den besten Job - so bin ich aufgewachsen.
Was ist die größte Herausforderung, der du dich als Einzelunternehmer stellen musst?
Nun… Kontakte muss man pflegen, die Zeitung sollte man lesen und soziale Netzwerke helfen, sich rund um den Erdball auszutauschen.
Ich habe Geschäftsbekanntschaften auf vier Kontinenten, die mir spontane Jobangebote zusenden, oder die mich nach Kontakten und Arbeitsmöglichkeiten fragen. Dank dem Internet können meine Kollegen und ich heute irgendwo auf der Welt sein, und per Smartphone einen Vertrag mit einem Yachtkapitän, einem Villabesitzer oder dem Eigentümer einer privaten Insel abschließen.
Die Herausforderung liegt darin, im entscheidenden Moment das zu liefern, was der Kunde will, so wie in jedem Dienstleistungsunternehmen. Und sich dabei immer wieder selbst zu übertreffen.
Wie sieht bei dir ein typischer Arbeitstag aus?
Vor einer Reise muss ich alle Kundeninformationen erhalten. Die Einkaufsmöglichkeiten des jeweiligen Landes und Landesteiles ausfindig machen. Regionale Produkte per Internet nachlesen. Menüvorschläge ausarbeiten. Absprache über die Yacht oder Villa halten. Kundenvorprofil erstellen. Vertrag abschließen. Ticket ausdrucken, Koffer packen, losfliegen.
Auf einer Yacht beginnt der Arbeitstag um 6 Uhr. Erster Tag: kochen und Inventar, Menünotizen und erste Einkaufslisten anfertigen sowie Küche zum eigenen Gebrauch optimieren und organisieren. Das hört sich schlicht an. Bei vielen Jobs glaubt man aber wirklich, man schafft es diesmal zeitlich gar nicht. Zum Beispiel ließ man mich wieder einmal als Retter in der Not einfliegen. Die Yacht lag in Polace in einer Winz-Region in Kroatien. Der Koch war gefeuert worden. Die Gäste waren ungeduldig. Ich kam mitten in der Nacht an, weil mein Flug auch noch von einem Streik betroffen war. Nach einer zwölfstündigen Reise mit zwei Flügen, einer Fähre, einem Bus und einem Schnellboot, richtete ich mich um 2 Uhr morgens in einer Küche ein, die kleiner war als mein Badezimmer zu Hause. Im Beisein einer vollkommen entnervten sardischen Chief Stewardess atmete ich tief durch und putzte, registrierte, organisierte, verwarf Verdorbenes und brachte die Küche zurück auf einen Normalstand. So dass am nächsten Morgen sehr genau zu erkennen war, dass hier Jemand arbeitete, dem man vertrauen kann. Das A und O einer Yachtküche ist vor allen Dingen, dass es geordnet zugeht. Kein Chaos, keine volle Spüle, sauberste Arbeitsflächen, man muss in jedem Moment alles im Griff haben, denn Gäste schauen gerne zur Tür herein.
Wenn du für dich und dein Unternehmen einen Wunsch frei hätten, welcher wäre das?
Eine Marketingabteilung, und zwar gratis. Marketing ist alles, man muss gefunden und gesehen werden.
Chef Tom Voigt, wo geht die Reise hin? Wie sehen deine Pläne für die nächsten 12 Monate aus?
Ich bin seit Oktober auf den Bahamas auf verschiedenen Booten beschäftigt. Ich habe in Valencia seit Juni ein Lokal in Ruzafa, einem Trendviertel, gemietet. Dort arbeiten Architekten bereits an Plänen für die Einrichtung meines Unternehmens mit dem Namen FOODNECTION. Eine Gourmetboutique mit einer Showküche für Food Video Produktionen und Food Foto Atelierarbeiten. Das läuft nebenbei. Im April beginnt die Saison im Mittelmeer - da steckt immer viel Arbeit drin, da bin ich gerne. Die Produkte in Europa sind einfach so viel besser als in der Karibik. Als Privatkoch kann man sich da regelrecht austoben.
Dann wünschen wir dir viel Erfolg für die bevorstehende spannende Zeit. Vielen Dank für das Interview, Tom.
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