Unternehmerstory mit der Onlinepsychologin Carolin Müller
Hallo Frau Müller, stellen Sie sich und Ihre Leistungen doch bitte kurz vor!
Ganz allgemein könnte man sagen, ich bin Onlinepsychologin und Digitale Nomadin.
Genauer betrachtet bin ich Diplom-Psychologin, Buddhistische Therapeutin und Achtsamkeitstrainerin und seit mehr als vier Jahren arbeite ich online. Ich kommuniziere also mit meinen Klienten per Videoanruf. Das kann man sich ganz genau wie bei einem örtlichen Psychotherapeuten vorstellen, nur dass es eben am Bildschirm stattfindet.
Ich habe mich in meiner psychologischen Onlineberatung auf Probleme wie Depressivität, Ängste, Selbstzweifel, Grübelgedanken und allgemeine Angespanntheit spezialisiert und helfe meinen Klienten mit den Methoden der Verhaltenstherapie und der Buddhistischen Psychotherapie, diese zu überwinden.
Darüber hinaus plane ich demnächst auch offline zu arbeiten, indem ich Workshops zur Buddhistischen Psychologie und Psychotherapie gebe. Das steckt aber noch in den Kinderschuhen.
Und Nomadin, ja das bezieht sich auf meinen Lebensstil. Ich reise durch die Welt. Mein Rucksack ist mein Zuhause und mein Computer mein Büro. Ich bleibe selten länger als sechs Monate in einem Land und genieße diesen Teil meines Lebens sehr.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Ihre Gespräche online durchzuführen? Welche Vorteile bringt das in der Beratung?
Die Idee hatte ich, als ich selbst auf Reisen war. Ich war ein Jahr in Kanada und nutzte Videoanrufe, um mit Familie und Freunden in Kontakt zu bleiben. Es fiel mir sehr leicht Beziehungen zu pflegen und den anderen ging es mit mir ganz genauso. Da ich selbst gerne ortsunabhängig bin und es immer mein Traum war viel zu reisen, war die Idee schnell geboren.
Und die Forschungsergebnisse der letzten Jahre geben mir Recht. Die Onlineberatung erzielt in Studien gleich gute und zum Teil sogar bessere Ergebnisse als die klassische Therapie im örtlichen Setting. Meine Klienten bestätigen mir immer wieder, dass Ihnen die Flexibilität und Ortsunabhängigkeit sehr gut tut. Dies ist natürlich auch ein großer Vorteil für Auswanderer, die im Land Ihrer Wahl möglicherweise keine psychologische Betreuung in Ihrer Muttersprache finden. Vielen fällt es zudem leichter, sich in Ihrer gewohnten Umgebung zu öffnen, wo sie sich wohl und sicher fühlen.
Was kann man sich unter Buddhistischer Psychotherapie vorstellen?
Es handelt sich dabei um eine nicht-religiöse Methode, die zentrale Fragen des Lebens aufgreift und diese aus der Perspektive der buddhistischen Psychologie betrachtet. Dabei wird, ähnlich wie in der kognitiven Verhaltenstherapie, die Verbindung zwischen unseren Gedanken, unseren Emotionen und unserem Körper ganz genau betrachtet.
Der Buddhismus ist nicht zuletzt eine Jahrtausende alte Philosophie und Geisteswissenschaft. Buddha war der erste Psychologe, denn er hat versucht die Ursachen für das Leid der Menschen zu finden. Und er hat letztendlich auch ein Art Schritt für Schritt Programm hinterlassen.
Meine Klienten erhalten tiefe Einblicke in ihre inneren Abläufe und lernen diese mit buddhistischen Begriffen wie z.B. Anhaftung oder Leerheit zu verbinden. Ein bisschen Spiritualität ist also schon auch dabei. Das heißt nicht, dass wir wie wild Räucherstäbchen schwenken, sondern dass meine Klienten lernen, tief in sich hinein zu schauen und dort nach Antworten zu suchen, anstatt sich nach außen zu orientieren.
Für welche Zielgruppen eignen sich Ihre Beratungen?
Grundsätzlich für jeden, der mehr Ruhe, Fokus, Gelassenheit und Zufriedenheit in sein Leben bringen möchte und sich vorstellen kann, dies auch online auszuprobieren. Das Ziel einer Zusammenarbeit wird gemeinsam definiert und da bringt jeder individuelle Bedürfnisse mit. Der Wunsch, sich selbst besser kennenzulernen und für eine Erkundungsreise ins eigene Innere offen zu sein, sind natürlich von großem Vorteil.
Was sagen Ihre Kunden zum Angebot?
Meine Klienten nehmen das Angebot begeistert an. Die Onlineberatung allgemein gibt den Klienten die Möglichkeit Ihren Aufenthaltsort frei zu wählen und ist eine enorme Zeitersparnis. Keine Parkplatzsuche, keine Wartezeiten beim Psychotherapeuten, kein Anfahrtsweg. Stattdessen können meine Klienten sich überall auf der Welt aufhalten – ob auf der Couch zu Hause oder auf einem Businesstrip. Alles was sie benötigen ist eine Internetverbindung und ein PC oder Tablet.
Wie kamen Sie auf die Idee zu gründen? Und wie lange hat der Prozess gedauert, bis Sie den Schritt dann tatsächlich gewagt haben?
Da von Psychologischer Onlineberatung 2014 noch nirgends die Rede war, war gründen die einzige Option, um meinen Traum zu verwirklichen. Eine Entscheidung, die ich bisher nicht bereut habe. Von der Idee bis zur Gründung war es knapp ein Jahr. Das hatte vor allem logistische Gründe – wie gesagt, ich war in Kanada. Das Gründen an sich ging dann aber recht schnell.
Wie haben Familie und Freunde auf das Projekt Selbstständigkeit reagiert?
Zu Anfang ein bisschen skeptisch, das gab es ja schließlich noch nicht. Aber als Ihnen dann klar wurde, wie ernst es mir ist und wie sehr ich an meine Idee glaube, wurde ich motiviert und unterstützt.
Von der Idee bis zum Start was waren die größten Herausforderungen?
Wissen Sie woran die meisten Träume bereits am Anfang scheitern? Es klingt so simpel, aber es fällt den meisten trotzdem so furchtbar schwer. Es sind nur drei kleine Buchstaben: TUN. Man kann nicht alles im Voraus planen, sondern man muss aktiv werden und an sich und seine Fähigkeiten glauben. Auch ich muss das erst lernen.
Wer hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt? Haben Sie eine Gründungsberatung in Anspruch genommen?
Bei der Gründung hat mich ein Freund ganz besonders unterstützt und das hat mir viel Energie und Mut gegeben.
Und ja, ich hatte auch die Unterstützung einer Gründerberatung. Ich wurde ganz wunderbar von Enterprise, der Gründerwerkstatt in Potsdam, an die Hand genommen. Diese Gründerwerkstatt wird vom Europäischen Sozialfonds finanziert und richtet sich ganz konkret an Menschen unter 30 Jahren. Mir wurde ein gutes Team zur Seite gestellt und ich bin sehr dankbar für die Unterstützung.
Sie sind Ihre eigene Chefin. Was gefällt Ihnen an Ihrem Alltag und Ihren Aufgaben als Unternehmerin am besten und wo geraten Sie an Ihre Grenzen?
Mir gefällt am besten, dass ich meinen Alltag ganz flexibel planen kann. Das ist wirklich ein großer Pluspunkt. Ich mag es, dass ich die Fäden in der Hand halte und in den letzten Jahren unglaublich viel über Marketing, Webseitenprogrammierung, Buchhaltung, SEO etc. gelernt habe. Da kam in den letzten Jahren wirklich eine große Menge an neuen Fähigkeiten dazu.
Aber wie sagt man so schön, selbstständig sein bedeutet, man arbeitet selbst und ständig. Damit ich nicht an meine Grenzen gerate, muss ich achtsam mit meiner Energie sein, auch mal Aufgaben auf morgen verschieben oder an andere abgeben.
Lassen Sie sich bei unternehmerischen Aufgaben auch extern unterstützen?
Ja, zum Teil nehme ich schon gerne Hilfe von außen in Anspruch. Vor allem was administrative Aufgaben angeht oder die Pflege meiner Webseite. Ich investiere meine Energie lieber in die Aufgaben, die mir am meisten Freude bereiten und bei denen ich den meisten Mehrwert weitergeben kann. Und das ist definitiv die Arbeit mit Menschen.
Wo verbringen Sie aktuell den größten Teil Ihrer Arbeitszeit? Wie sieht Ihr Arbeitsplatz aus?
Da es mich oft an neue Orte zieht, sieht mein Büro immer mal wieder anders aus. Das heißt, die Geografie kann sich durchaus ändern, aber mein Computer, mein Telefon und meine Internetverbindung reisen immer mit. So arbeite ich manchmal mit Blick auf den Strand, die Berge, den Dschungel oder in einem Café in der Stadt. Das empfinde ich als großen Luxus. Bei Terminen mit Klienten bin ich selbstverständlich in einem ungestörten Büro.
Wie machen Sie auf sich und Ihr Unternehmen aufmerksam? Welche Marketingkanäle spielen für Sie die größte Rolle?
Meine Klienten finden mich über meine Webseite. Da ich ein reines Onlinegeschäft habe, findet mein Marketing auch nur online statt. Klar spielen da soziale Medien, Onlinewerbung und vor allem mein Blog eine große Rolle.
Welche Eigenschaften sollten Gründerinnen und Gründer Ihrer Meinung nach unbedingt mitbringen?
Einen Traum und Durchhaltevermögen. Nur wer bedingungslos an seine Idee glaubt, wird die Energie haben, daran festzuhalten. Denn es ist nicht immer leicht, aber es ist es hundert Mal wert.
Auf welche Tools könnten Sie im Arbeitsalltag nicht verzichten?
Ohne die World Time Buddy-Webseite wäre ich verloren. Sie hilft mir dabei, meine Termine zu organisieren. Keine leichte Aufgabe, wenn sich meine Klienten in vielen verschiedenen Zeitzonen aufhalten.
Worauf sind Sie rückblickend besonders stolz und dankbar? Was waren Ihre größten Erfolge?
Rückblickend bin ich dankbar, dass alles so reibungslos geklappt hat. Ich habe einfach gemacht und irgendwie hat es geklappt. Das finde ich auch heute noch faszinierend. Mein größter Erfolg ist für mich, dass ich jeden Tag mein Traumleben lebe. Ich bin derzeit auf Borneo und genieße das sehr. Ich arbeite mit Leidenschaft in meinem Beruf und kann nebenbei die Welt entdecken. Das ist mein größter Erfolg und ganz ehrlich auch mein größter Stolz.
Was haben Sie sich für die nächsten Monate vorgenommen?
In den nächsten Monaten möchte ich mir meinen Traum von Workshops erfüllen. Ich möchte mehr Menschen mit der Buddhistischen Psychotherapie erreichen und ihnen zeigen, wie sie diese Art der Psychologie in ihr Leben integrieren können und welche großen Möglichkeiten zur Potentialentfaltung und Heilung darin stecken. Ich freue mich schon sehr darauf!
Welchen Tipp haben Sie zum Abschluss für unsere Leser, für einen ersten Schritt zu mehr Achtsamkeit im Leben?
Achtsamkeit bedeutet im Mittelpunkt des eigenen Lebens präsent zu sein. Es ist eine Fähigkeit, die auf zwei unterschiedlichen Wegen entwickelt werden kann:
Durch Meditationsübungen oder durch die Fokussierung unserer Aufmerksamkeit auf den aktuellen Moment, in dem wir unsere Gedanken und unsere Verhaltensweisen im Alltag in Einklang miteinander bringen. Dazu kann man zum Beispiel seine volle Aufmerksamkeit auf ein Gespräch mit einer Person fokussieren, statt gedanklich abzuschweifen.
Oder eine Tasse Tee bewusst zubereiten und achtsam jeden Schritt der Zubereitung wahrnehmen. Vollkommen präsent zu sein, darauf zu achten, was man hört, fühlt, sieht, riecht und schmeckt, das bedeutet den Fokus auf den aktuellen Moment legen und achtsam zu sein.
Vielen Dank für das nette Interview und weiterhin viel Erfolg, Frau Müller!
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