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Unternehmerstory mit Martin Rainer von Hanseking

Die Devise lautet: "Einfach mal machen!". Viele verpassen diesen Schritt leider ihr Leben lang.” Martin Rainer ist Gründer und Geschäftsführer des Online-Shops Hanseking aus Hamburg mit einem Schwerpunkt auf Freizeit und Eventthemen. Im Interview mit Unternehmenswelt erzählt er von seinem Weg in die Selbständigkeit trotz schwieriger persönlicher Voraussetzungen.

Hallo Herr Rainer, Stellen Sie sich und Ihr Unternehmen Hanseking bitte kurz vor! Wie kamen Sie zu Ihrer Geschäftsidee, wie fing alles an?

Hallo liebe Frau Händel, zunächst möchte ich mich gern herzlich bei Ihnen für diese Gelegenheit bedanken.

Zu meiner Person und meinem Werdegang: Ich bin 33 Jahre alt und habe in der Vergangenheit eine recht turbulente Zeit durchlebt. Gebürtig stamme ich aus dem bescheidenen Zell am See in Österreich und wuchs dort in einem Gästehaus auf, welches meine Eltern bewirtschafteten, doch mit meinem Eintritt ins sechste Lebensjahr zog es meine Mutter und mich, über Umwege wie Schwarzenbek und Geesthacht, in ihre Geburtsstätte Hamburg. 2007 erreichte ich das Abitur mit den Hauptfächern Mathematik und Rechnungswesen am Wirtschaftsgymnasium Weidenstieg. Nach einem Semester im Bereich Informatik Ingenieurwesen, an der Technischen Universität Harburg, bestätigte sich meine Befürchtung, ich sei nicht dafür geeignet stumpfe Theorie zu wälzen.

Ich wechselte in den kreativ schaffenden Bereich von Digital Film und Animation an der SAE, im berühmten Medienbunker am Heiligengeistfeld. Durch einen damaligen Kommilitonen rutschte ich im Anschluss in den Bereich Quality Assurance, bei der Firma 49 Games. Kurz danach wurde die gesamte Belegschaft von der Firma Bigpoint übernommen und ich wurde zum Quality Product Manager für diverse mobile Games. Nachdem dort die wirtschaftliche Blase platzte, wurde ich im Zuge einer Massenentlassung wieder für den Arbeitsmarkt frei gegeben.

Ich strandete, ohne jegliche Vorkenntnisse, im Telefonvertrieb für sogenannte Advertorials auf Subdomains von Focus Online, Handelsblatt online und Co.. Aufgrund meines überraschenderweise stark ausgeprägten Verkaufstalents wechselte ich nach kurzer Zeit zu einem Google KMU Partner und vertrieb dort sehr erfolgreich sieben Jahre lang Google AdWords Kampagnen, an hauptsächlich Rechtsanwälte und Steuerberater. Nachdem sich die internen Strukturen änderten und ich in Folge erneut den Arbeitgeber wechselte, hatte ich es langsam leid. Zudem erkrankte ich vollkommen unerwartet an zervikaler Dystonie, das war erstmal ein Schlag ins Gesicht für mich.

Aus der Not heraus sowie um neuen Antrieb zu schöpfen, stellte ich mich final der Herausforderung mit meiner gesammelten Expertise etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Damit war die Idee für Hanseking geboren.

Hinweis: Wenn Sie wissen wollen, ob Ihre Erwerbsbiographie die Ausbildung unternehmerischer Fähigkeiten womöglich begünstigt hat, nutzen Sie unseren kostenfreien Unternehmertest.

Wer sind Ihre Zielgruppen?

Mein Sortiment targetiert überwiegend modebewusste Personen ab 20 Jahren mit einem gewissen Interesse zur Selbstfindung und sozialen Projekten, da unsere Verkäufe stets an gemeinnützige Projekte gekoppelt sind. Unter Verwendung von teilweise spirituellen Symbolen entstand die erste Kollektion an Bekleidungsstücken und wurde durch Shirts mit Sprüchen ergänzt, die auf Festivalgänger zielen.

Ich war selbst schon bei einigen Festivals unterwegs, das Bekannteste dürfte die Fusion in Lärz gewesen sein und ich habe mich schlagartig vom ersten Tag in den dort herrschenden Vibe verliebt. Auch in Zukunft werden wir mit neuen Kollektionen daran anknüpfen und arbeiten schon fleißig an neuen Designs. Nachhaltigkeit steht bei jeder Entscheidung stets an oberster Front.

Jede Woche entstehen Unternehmen, warum wird ausgerechnet Hanseking ein Erfolg?

Das Boot ist sehr voll, darum ist es wichtig den richtigen Kurs zu behalten und mit kleinen Etappenzielen ein größeres Ziel anzupeilen. Ich glaube, das gelingt uns bisweilen sehr gut. Es ist gewiss nicht einfach, in guten Phasen Bodenhaltung und Bescheidenheit zu bewahren. Genauso wichtig jedoch ist es auch in schlechten Phasen einen kühlen Kopf zu behalten und nicht in Panik zu geraten.

Wir sind ein großartiges Team mit flachen Hierarchien und ähnlichen Wertvorstellungen. Gemeinsam versuchen wir einen positiven Fußabdruck zu hinterlassen, indem wir gemeinnützige Projekte fördern. Das wird heutzutage auf unternehmerischer Seite leider noch zu wenig praktiziert, sehen wir einmal ab von zweifelhaften Green-Washing Projekten so mancher Großkonzerne.

Welche Fähigkeiten und Kenntnisse konnten Sie in die Gründung einbringen? Und in welchen Bereichen gab es noch Nachholbedarf?

Zu meinen Kernkompetenzen zählen sicher mein mathematisches Grundverständnis, sowie jahrelange Erfahrung in vertrieblichen Angelegenheiten und im Bereich Marketing. Dazu noch eine Prise Eloquenz und ein gewisses Gestaltungstalent. Diese Komponenten, bilden aus meiner Sicht eine gesunde Basis für den “Gründungseintopf”.

Nachholbedarf gibt es in unserer schnelllebigen Zeit salopp gesagt 24/7. Es gibt täglich neue Ereignisse an denen man wächst und die überhaupt erst aufmerksam machen für das, was über dem sinnbildlichen Tellerrand ist. Nur ein Tag an dem man etwas Neues macht oder erlernt, ist ein guter Tag!

Welche Beratungen haben Sie bei der Gründung genutzt?

Im Grunde genommen habe ich mich größtenteils selbst beraten, doch es gab auch einige Gespräche mit Fachkundigen und Behörden, um meine Visionen und Vorgehensweisen abzusichern. Es wäre sicher fatal gewesen mit verbundenen Augen ins kalte Wasser zu hüpfen.

Welche Erfahrungen konnten Sie aus der Erstellung Ihres Businessplans ziehen?

Bei der Erstellung des Businessplans per se machte ich die Erfahrung, dass ich mit der Gründung schon viel eher hätte anfangen müssen. Ich war einfach zu lange in meiner Komfortzone gefangen und habe mich selbst gebremst.

Resultierend aus den Erfahrungen im ersten Geschäftsjahr war ich anschließend wiederum glücklich, dass ich so gut vorbereitet ins Rennen gegangen war.

Es ist ein mysteriöses Paradoxon, in dem man sich bewegt. Die Devise lautet: "Einfach mal machen!". Viele verpassen diesen Schritt leider ihr Leben lang, obwohl sie eventuell zu ganz anderen Dingen befähigt gewesen wären.

Warum lieber selbständig als angestellt?

Hier erwarten jetzt bestimmt viele die typische Hamsterrad-Antwort. Dem stimme ich teilweise zu. Bei mir war der schlussendliche Auslöser allerdings meine Krankheit, für die es in meinem Fall leider keine greifende Behandlungsmethode gibt. Eine genaue Erläuterung würde hier den Rahmen sprengen, aber es gibt einige informative Anlaufstellen im Netz zum Thema zervikale Dystonie, falls jemand mehr darüber erfahren möchte.

Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung, der sich Einzelunternehmer stellen müssen?

Die größte Herausforderung ist eindeutig das Verlassen der gewohnten Komfortzone.

Wie gestalten Sie ihr Marketing? Welche Kanäle nutzen Sie, um Kunden auf sich aufmerksam zu machen?

Ich mache vieles noch in Eigenregie, der Bereich Marketing fällt dort mit hinein. Da es im Bereich Marketing nicht darum geht das Rad neu zu erfinden, habe ich über verschiedene Kanäle zunächst Wissen aufgesaugt wie ein Schwamm. Dem zugute kam, dass ich jahrelang mit ansehen durfte "wo der Hase lang läuft".

Getreu dem Motto "Fake it until you make it" habe ich zunächst stumpf Layouts von anderen Werbetreibenden in sozialen Netzwerken adaptiert und basierend auf dem Fazit so lange Optimierungen vorgenommen, bis ich den für mich richtigen Ton getroffen habe. Dieser Herausforderung stellt man sich jedoch bei jeder Kampagne aufs Neue, es ist ein wirklich sehr interessantes Feld für mich.

Was sind die 3 wichtigsten Tipps, die Sie anderen Gründern mit auf den Weg geben möchten? Wie bringt man ein Unternehmen erfolgreich an den Start?

Los legen(!), wieder aufstehen(!) und mit jedem neuen Tag einen kleinen Meilenstein erreichen. Das große Ziel muss in Etappen segmentiert werden, um die Motivation beizubehalten. Oft kann es schon helfen, einfach mal in die Vogelperspektive zu wechseln.

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Über den Autor
Kathleen Händel

Kathleen Händel

Kathleen schreibt seit 2018 im Magazin von Unternehmenswelt und Zandura über die wichtigsten Business-Themen & Trends für Gründer & Unternehmer. Zuvor war Kathleen als Redakteurin für die Social Startup-Szene, verschiedene Stiftungen und Kommunikationsagenturen tätig.