Unternehmerstory mit Katharina Jünger von TeleClinic
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Hallo Frau Jünger, stellen Sie sich und TeleClinic doch kurz vor!
TeleClinic bietet telemedizinische Arztbesuche und medizinischen Service für Fragen rund um die Gesundheit an. Die TeleClinic-Ärzte beraten unsere Patienten rund um die Uhr per Video Chat oder Telefon. Ich bin Mit-Gründerin und Geschäftsführerin.
Wie ist die Idee zu TeleClinic entstanden?
Ich wollte schon immer dazu beitragen, dass sich die Situation des Einzelnen und der Gesellschaft im Ganzen verbessert. Ich entstamme einer Familie voller Ärzte und war deshalb schon als Kind gewohnt direkt Hilfe bei gesundheitlichen Beschwerden zu erhalten. Diesen Zugang wollte ich jedem ermöglichen und das wurde zu meinem treibenden Motiv für TeleClinic. Die Verknüpfung von Arzt und Patient verspricht dem Patienten einen rascheren und einfacheren Kontakt zum richtigen Arzt. Die Ärzte können ihr Berufsleben flexibler mit der Familie kombinieren und ihre Expertise anbieten. Somit profitiert am Ende die ganze Gesellschaft durch Telemedizin von einer höheren Versorgungsqualität und einer deutlichen Kostensenkung.
Wie funktioniert TeleClinic?
Zunächst registriert sich der Patient auf unserer Webseite oder in der App. Dort kann er dann über einen Fragebogen, per Telefon oder Videochat eine Terminanfrage stellen. Diese wird von unseren medizinischen Assistenten dahingehend überprüft, ob es sich um einen Notfall handelt, der einem Termin in der Notaufnahme bedarf. Sollte dies nicht der Fall sein, wird das Anliegen einem medizinischen Fachbereich eingeordnet. Anschließend erhält der Patient einen Terminvorschlag für eine Beratung mit einem entsprechenden Facharzt. Er wird also noch am selben Tag von einer Ärztin oder einem Arzt aus unserem Netzwerk auf Wunsch des Patienten per Telefon oder Videochat zurückgerufen. Sobald ausreichend Informationen vorliegen, kann der Arzt eine entsprechende Diagnose stellen, eine Therapie vorschlagen, ein Medikament verordnen oder eine Krankschreibung ausstellen. Dieser Service wird rund um die Uhr angeboten.
Für wen ist TeleClinic gedacht? Wer ist Ihre Zielgruppe?
Das sind vor allem Familien mit Kleinkindern. Gerade in diesem Alter sind die Eltern immer besonders vorsichtig. So konnte nachgewiesen werden, dass viele Eltern die Notaufnahme unnötig mit ihren Kindern aufsuchen. Dank uns können sie sich diesen Aufwand sparen, da die Ärzte selbst am Wochenende und nachts über Teleclinic verfügbar sind. Auch Berufstätige, die beruflich zwischen den Terminen stark eingespannt sind, profitieren von unseren Diensten.
Von der Idee bis zum Start was waren die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Da waren bislang so einige Herausforderungen und natürlich auch vieles, was man im Nachhinein anders gemacht hätte. Für mich war es eine bittere Erfahrung zu erkennen, wie stark umkämpft der Gesundheitsmarkt ist. Hier gilt große Vorsicht, denn man sollte niemals Informationen zum Geschäftsmodell preisgeben. Einmal wurden wir von einem renommierten Unternehmen unter dem Vorwand eingeladen, dass sie mit uns zusammenarbeiten und gemeinsam etwas bewegen wolle. Damals waren wir leider noch naiv und haben unsere Gesprächspartner mit jeder Menge Informationen versorgt. Diese wurden später gegen uns verwendet. Dadurch lernten wir auf schmerzhafte Weise, dass mit jungen Playern wie uns nicht rücksichtsvoll umgegangen wird. Man wird erst ernst genommen, wenn sich die ersten Erfolge zeigen. Allerdings ergibt sich dadurch die Konsequenz, dass die Wettbewerber versuchen die Idee nachzuahmen oder einen gegenüber potenziellen Kunden diskreditieren.
Was unsere Finanzierung betrifft: Wir haben mehrere Business Angels, die uns unterstützen: Urs Keller, Max-Josef Meier, Stefan Wiskemann und Michael Brehm. Unsere Venture Kapitalgeber sind Digital Health und Idinvest Partners.
Wie machen Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam? Welche Marketingmethode spielt für Sie die größte Rolle?
Als Online-Arzt bewegt man sich in einem sehr regulatorischen Umfeld. Es geht darum sehr viele Akteure mit einzubeziehen, seien es nun Krankenkassen, Datenschützer, Kassenärztliche Vereinigungen, Versicherungen und natürlich die Ärzteschaft sowie die Patienten.
Um mit diesen verschiedenen Akteuren in Kontakt zu treten haben wir diverse Wege ausprobiert (sogar Faxe und Briefe). Wobei wir insgesamt einfach sämtliche Möglichkeiten ausgeschöpft haben: Wir besuchten Kongresse und präsentierten dort von Anfang an ein ziemlich überzeugendes Konzept, so dass wir ein paar First Mover akquirieren konnten. Das gab uns enormen Aufwind, weitere Akteure mit ins Boot zu holen. Gerade die Gesundheitsbranche ist von etlichen Empfindlichkeiten geprägt, denn Ärzte retten jeden Tag Leben. Darauf können sie natürlich sehr stolz sein. Man darf ihre Arbeit ebenso wenig unterschätzen, wie die Leistungen der Krankenversicherungen. Es gilt sich darauf einzustellen und dies mit einem entsprechendem Auftritt zu unterstreichen.
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Eigenschaften eines Unternehmers?
Für mich zeichnet sich ein guter Unternehmer durch Eigenschaften wie Klarheit, Entschlossenheit und Gelassenheit aus. Diese Grundsätze prägen auch meine Arbeit im Team. Ich finde es sehr wichtig ein Vorbild zu haben und bin darum bemüht, meinen Mitarbeitern vorzuleben, was ich persönlich als wichtig betrachte. So versuche ich beispielsweise morgens die Erste im Büro zu sein, zeitnah Fragen zu beantworten, offen auf Kritik zu reagieren, mich stets zu verbessern und selbst Resultate möglichst ohne Fehler abzuliefern. Darüber hinaus geht es darum ein Gleichgewicht zwischen Fordern und Fördern zu finden und zu halten.
Welche Tipps würden Sie Menschen geben, die gerade mit dem Gedanken spielen, ein Unternehmen zu gründen? Was ist besonders während der Gründung und kurz danach wichtig?
Der Gesundheitsbereich wird durch spannende Konzepte belebt. Doch am Ende stellst sich immer wieder die Frage nach dem Nutzen.
Deshalb rate ich anderen Gründerinneren und Gründern sich genau zu überlegen, ob es sich wirklich um ein spezielles Problem handelt, das gelöst werden soll. Ihr solltet darauf achten, dass die Lösung wirklich passt. Weiterhin kommt es euch zu Gute, Euch frühzeitig mit Regulatorik zu beschäftigen, die in der Branche herrscht. Sofern die Lösung zum Beispiel nicht zu den Vergütungsregeln passt und sich die Patienten nicht zahlungsbereit zeigen, funktioniert es nicht. Deswegen: Fokussiert Euch auf ein konkretes Problem, entwickelt dafür eine praktikable Lösung und denkt darüber nach, an welcher Stelle Ihr Euren Umsatz erzielen könnt.
Wie groß ist Ihr Team aktuell und was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Mit unserem aktuell 45-köpfigen Team werden wir auch weiterhin daran arbeiten gemeinsam mit allen Akteuren nachhaltige Veränderungen zu erwirken und die Digitalisierung in der Branche zum Vorteil aller Beteiligten zu fördern.
Vielen Dank für das Interview Frau Jünger und weiterhin viel Erfolg mit TeleClinic.
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