Wie wird Künstliche Intelligenz künftig unser Leben bestimmen?
Die Zeiten, in denen meisterhafte Schachcomputer ihre ebensolchen menschlichen Gegenüber wie Laien erschienen ließen, zählen zu den aus heutiger Perspektive betrachteten leichtesten Übungen aus den Anfängen der Forschung zu Künstlicher Intelligenz. Mittlerweile ist klar, dass programmierte Systeme nicht nur den in sie implementierten Content entlang kausaler Pfade im Vergleich zum Menschen um ein Vielfaches effizienter ausführen können. Sie sind außerdem in der Lage Neukombinationen zu bilden, die ihre Programmierer nie im Sinn hatten. Wir haben wichtige Fakten zu dem Thema für Sie zusammengefasst.
Was ist Künstliche Intelligenz?
Jenseits numerischer Quantifizierungsversuche menschlicher Intelligenz, die unsere Vorliebe für eine hierdurch abgebildete vermeintliche Objektivität kühler Arithmetik widerspiegeln, existieren tatsächlich vielfache Deutungsversuche menschlicher Intelligenz und diesen folgend ihre Adaption auf künstliche Systeme.
John McCarthy, einer der Väter der Forschungsdisziplin Künstliche Intelligenz, hat sich dennoch bereits 1955 um eine Beschreibung bemüht, als er den Prozess der Kreation künstlicher Intelligenz beschrieb als „that of making a machine behave in ways that would be called intelligent if a human were so behaving.“ - Aber was genau ist menschliche Intelligenz und ist der Vergleich mit Künstlicher Intelligenz überhaupt angebracht?
Der Entwicklungspsychologe Howard Gardner z.B. brachte 1983 in die Debatte gleich mehrere unterschiedliche Formen der Ausprägung menschlicher Intelligenz ein, wenn er diese in „musical-rhythmic“, „bodily-kinesthetic“ oder „naturalistic“ auffächerte, jeweils spezifischen Fähigkeiten entsprechend. Soweit so gut.
Man kann durchaus Systeme entlang solch semantischer Klassifizierungen programmieren. Dennoch werden diese u.U. die dadurch abgebildeten Fähigkeiten im Vergleich zum Menschen um ein Vielfaches übersteigen können, denken wir nur z.B. an entsprechend designte Tsunami – Warnsysteme, die sensorische Meister der Tiefsee sind. Wir bezeichnen eine solche Fähigkeit zweiffellos als künstliche Intelligenz, aber niemand wird so weit gehen entwicklungspsychologische Analogien tradieren zu wollen.
Künstliche Intelligenz in Clustern
Der vergleichsweise jungen Wissenschaftsdiszplin Rechnung tragend und unter Berücksichtigung weiterer zu leistender Grundlagenforschung erscheint das Aufgeben geschlossener Definitionsversuche zugunsten einzelner Kardinalparameter zielführender. So besteht Einigkeit in der Behauptung, dass nicht nur maximale Schnelligkeit in der Ausübung von Aufgaben und dem Finden von Lösungen Intelligenzmarker darstellen, sondern auch die Art und Weise wie die jeweilige Entität dabei agiert.
Die hierfür notwendige Fähigkeit beobachtend wahrzunehmen, einzuordnen, schlusszufolgern und einen auf diese Weise gebildeten Datensatz unabhängig von seinem Ursprungskontext in der Folge als „Erfahrung“ (Mensch) oder „Archiv“ (Maschine) spontan und zielführend im Prozess des Lernens neu zu kombinieren, ist dafür entscheidend. Diese Feststellung kombiniert mit ihrem counterpart - der Fähigkeit des konstruktiven Scheiterns - führt uns zu einer realistischeren Annäherung an die Frage, woraus Intelligenz im Allgemeinen und Künstliche Intelligenz im Besonderen besteht.
Regeln maximaler Fitness
Und damit kommen wir einstweilen doch zu einem Ideenkomplex, wie ihn Jerry Kaplan jüngst 2017 entworfen hat. Kaplan beschreibt:
„The essence of AI- indeed, the essence of intelligence – is the ability to make appropriate generalizations in a timely fashion based on limited data. The broader the domain of application, the quicker conclusions are drawn with minimal information, the more intelligent the behavior.”
Zwillingsmatrix for the better or worse?
Kaplan scheut sich auch nicht davor den großen Vergleich zwischen Mensch und Maschine erneut zu bemühen, wenn er an die geradlinige operations neuronaler Netze erinnert, die für so mannigfache Ausprägungen wie das Verarbeiten visueller Informationen, aber auch Emotionen oder buchstäbliches Selbst – Bewusstsein mitverantworten. Warum sollte ein programmatisches System (z.B. entlang BinärCode) ausgestattet mit einem freien Willen über nachhaltige Datenressourcen und steten Input nicht ebenso operieren können? – fragt sich Kaplan daher konsequent.
Dies führt uns letztlich zurück zu unserer Eingangsnote und den Möglichkeiten, die Künstliche Intelligenz -Anwendungen oder sollten wir besser sagen Entitäten, besonders im Sinne der Gemeinschaft in Zukunft auszuüben imstande sind oder aber zu den Fallhöhen, die sie u.U.darstellen können.
Mr Spock hätte zweifellos seine Freude an Medical AI, die auf Basis der Analyse entlang einer Blockchain gespeister molekularer Daten und hier beobachteter Muster ein entsprechendes treatment entweder aus seinen Datenressourcen abrufen, über die Schnittstellen einspeisen oder am Ende im Sinne einer Neukombination sogar selbst konzipieren kann.
Horrorszenarien aka 2001 – Odyssee im Weltraum, in denen eine mit essentiellen Kompetenzen ausgestattete künstliche Intelligenz bewusste seine Umwelt schädigende Entscheidungen trifft, sind indes laut Kaplan fernab vom aktuellen status quo. Analoge Problematiken, die in diese Richtung weisen, sind jedoch bereits festzustellen. Wir berichteten über Flying Taxis und prinzipiell führerloses Fahren schon an anderer Stelle. Wer ist z.B. rechtlich verantwortlich im Falle eines „führerlosen“ Unfalls mit Todesfolge? Können persönliche Roboter stellvertetend und hier z.B. zeichnungsberechtigt für einen mit ihnen in Beziehung stehenden Menschen sein?
Manche dieser Fragen lassen sich im beiderseitigen Sinne von z.B. Handelsteilnehmern rechtlich vergleichsweise einfach ausformulieren. Andere Fragen berühren wiederum grundsätzlichere Überlegungen. Wenn Künstliche Intelligenz unabhängig zu denken und handeln versteht und noch nicht absehbar verstehen wird – In welchen sozialen Kontext soll diese eingebettet sein?
Die Würde des Robot ist unantastbar?
Oder mit meinem Robot mach ich, was ich will? Kaplan zieht provokante Schlüsse, die man nicht ziehen muss, aber durchaus der Vorstellungbandbreite dienlich sind. Den Umgang, den wir dabei in Zukunft mit Künstlicher Intelligenz als Spiegelbild unserer Wertvorstellungen pflegen werden, sieht er analog zum historisch tradierten Umgang mit z.B. Sklaven, Tieren oder auch Frauen und den hier zyklischen Verwirrungen entgegensetzten Korrektiva. Summa Summarum heißt dies nichts weiter, als den Robot als neues soziales Mitglied sooner or later begrüßen zu dürfen, jedoch mit einer durch Kognitionswissenschaftler, IT -Ethiker und Juristen noch eindeutiger zu definierenden Persona.