BitCoin, Blockchain & Co. - Auf der Spur des digitalen Goldes
BitCoin – Das digitale Goldstück
Die Tage, in denen man ein Bitcoin, „das digitale Goldstück“, noch im einstelligen Bereich an den einschlägigen Börsenplätzen notiert sah, sind längst Geschichte. Ein aktueller Kurswert von rund 5.600 USD pro Coin markiert den rasanten Aufstieg der digitalen Währung und gleichzeitig ihren Fall, sah sich der Anleger in der Vergangenheit bereits mit Spitzenmargen von bis zu 20.000 USD pro Coin belohnt. (aktuelle Werte z.B. via www.finanzen.net)
Der Siegeszug von BitCoin, Ethereum und Co.
Der Ein- und Siegeszug des Handels mit Bitcoin, Ethereum und mittlerweile mehr als 1.000 weiteren sogenannten Altcoins scheint damit beschlossene Sache und sowohl weltweite Finanzmärkte, führende globale Unternehmen, als auch jeder einzelne Verbraucher der Privatwirtschaft nehmen auf unterschiedlichste Weise daran teil. Unternehmen wie Microsoft, Spotify oder Tesla nutzen bereits BlockChain-Systeme. Märkte wie Dubai oder China entwickeln unlängst eigene digitale Währungsformen jenseits von Bitcoin.
BitCoin und die Ursprünge des „Peer-to-Peer Electronix Cash Systems“
Als Satoshi Nakamato, der oder die Erfinder von Bitcoin, mit eben jenem „Peer-to-Peer Electronic Cash System“ (Auszug aus dem Gründungsdokument 2008) den Markt betraten, stand dahinter die Idee eine Übertragungsmöglichkeit von Geld zu schaffen, die ohne die Zwischenschaltung von Banken und Zentralbanken auskommt und auf einem dezentralisierten Vertrauensprinzip basiert, das bereits in der Technologie angelegt ist. Hinter diesem hehren philosophischen Ansatz steckt ein komplexes System technischer Anwendungen, die einem genau definierten Regelwerk folgen.
Die Kehrseite des Coins – BitCoin Mining
Doch was genau unterscheidet die digitalen Coins von herkömmlichen Wertschöpfungsäquivalenten und welchen Wert stellen sie tatsächlich dar?
BitCoin Mining im Gegensatz zu vielen klassischen Währungen begrenzt
Der Bezug zum Gold klang metaphorisch bereits an. Tatsächlich verbergen sich hinter dem Begriff des 'Mining' einige Parallelen und genauso viele Fallstricke. Ebenso wie im Falle von Gold handelt es sich bei Bitcoin um eine knappe Ressource. In der Konzeption der Bitcoin-Software ist ein Limit von 21 Millionen Bitcoins als maximal „schürfbar“ festgelegt. Das bedeutet es können niemals beliebig viele Coins generiert werden. Seit der Entkopplung des Goldwertes von staatlichen Finanzhaushalten 1971 gilt diese Prämisse nicht mehr auf klassischen Märkten (wie z.B. beim US-Dollar). Willkürliches Gelddrucken und Kreditabschlüsse indes können hier als Folge das Verwässern tatsächlicher Werte nach sich ziehen.
Aufwand zum Minen von Bitcoins steigt rapide an
Ebenfalls parallel zum Schürfen des Goldes, das sich in immer tieferen Schichten verbirgt, ist der stetig steigende Aufwand, der im Rahmen des Mining von Coins erbracht werden muss. Reichten zu Beginn noch einfache PC´s mit normaler Rechnerleistung um die pro Block (1MB) und damit Transaktion gestellten Aufgaben zu lösen und die generierten Daten zu verschlüsseln, verkompliziert sich dieser Algorithmus mit jedem weiteren Block und die notwendige Rechnerleistung potenziert sich rapide. Betrachtet man die Technologie also unter Nachhaltigkeitsaspekten so schneidet sie weniger strahlend ab und im Vergleich zum unter gleichen Bedingungen gewonnen Goldwert sogar noch schlechter. So liegt in der Mining – Hochburg Island der durchschnittliche Jahresverbrauch an Energie bei circa 840 Gigawattstunden gegenüber 700 Gigawattstunden, die für die isländischen Haushalte insgesamt beziffert wurden.
Was genau passiert aber beim digitalen Mining?
So entstand die erste Blockchain
2009 wurden die ersten 50 Bitcoin auf dem „Block 0“ dem sogenannten „Genesis-Block“ vom Gründerkonsortium wertgeschöpft. Mittels komplexer Rechenleistung wurden dabei Informationen über Transaktionen verschlüsselt und anschließend mit einem pro Block originären „Hash“ datenspeichernd verschlossen. Letzteres kommt einer digitalen Versiegelung gleich, die als Verbindung zwischen einzelnen Datenblocks fungiert und die Blockchain entstehen lässt.
Alle Transaktionen der Blockchain werden in einem Kontenbuch gebündelt und verifiziert
Das Errechnen der Hash´s, die pro neuem Block stetig komplexer und energieaufwändiger werden, übernehmen dabei die „Miner“, die pro „gehashtem“ Block vergütet werden und damit neue Coins generieren. So entsteht ein umfassendes Kontenbuch, das seit Beginn der Blockchain alle Transaktionen, gebündelt und verifiziert in jeweils einem Block, aneinanderreiht. Dieses dient dem Miner als Basis für jedwede neue Validierung von Transaktionen.
Transaktionen mithilfe der Bitcoin Wallet-Software
Mithilfe einer im Bitcoin Client integrierten Bitcoin Wallet-Software ist es möglich am System teilzuhaben und anonym Transaktionen durchführen und verifizieren zu lassen. Dies geschieht mithilfe kryptographischer Schlüssel und der digitalen Signatur, die jede Transaktion zwischen den in der Blockchain angedockten Handelsteilnehmern verifiziert.
Macher und Märkte – Wo rollt der Coin?
Seit der Marktplatzierung der Bitcoin-Technologie wurden unterschiedlichste Stimmen und Zukunftsprognosen laut. Einerseits gefeiert als größte technologische Errungenschaft seit der Einführung des IP-basierten Internet, fürchten andere gar das Verschwinden von Geld in digitalen schwarzen Löchern. So gibt es definitiv auch illegale Aktivitäten, die mittels CoinExchange und der darin enthaltenen Anonymisierung der Teilnehmer auf durchaus attraktivem Vormarsch sind. Fakt ist aber auch, dass abseits davon auch seriöse Global Player das System und dessen Vorteile zu nutzen wissen und seine Konzeptionsmerkmale darüber hinaus auf andere gesellschaftliche Bereiche adaptieren.
BitCoin als Zahlungsmittel und weitere aktuelle Einsatzzwecke
So nutzen immer mehr physische Händler Bitcoins als Zahlungsmittel, um Kreditkartengebühren zu umgehen und schnell und unbürokratisch ihre Zahlungen abzuwickeln. Das Prinzip der sharing economy ohne vermittelnde Instanz ist dabei ohne weiteres ausbaufähig. SAP erprobt aktuell Lösungen zur digitalen Fälschungssicherung von Zertifikaten, die mittels eines Eintrages in der BlockChain verifiziert werden (das „Hash-Echtheitssiegel“). Der Lufthansa Konzern plant einen digitalen Marketplace für Flug-und Reisedienstleistungen, der auch mithilfe einer eigenen Crypto-Währung betrieben werden soll. Staatliche Institutionen und an diese angedockte Dienstleister wie Notariate und Katasterämter können in Zukunft ebenfalls von der Blockchain - Technologie und ihrer archivarischen Verschlüsselung und Authentifizierung im Rahmen der vielzitierten Digitalisierung profitieren.
Risiken und Chancen – die Zukunft der Blockchain – Technologie
Die dezentrale Abwicklung finanzieller Transaktionen und gleichzeitige Anonymisierung der Teilnehmer als Essenz der Blockchain – Technologie scheint Segen und Fluch zugleich. Im Falle von organisierter Drogen- und Waffenkriminalität ist eben dieser „zentrale Kontrollverlust“ ein beklagenswertes Element. Wer hingegen online oder wie in vielen deutschen Großstädten bereits habitus seinen Kaffee beim Händler des Vertrauens in Bitcoins bezahlt, schätzt eben diese schnelle unbürokratische Abwicklung. Handels- und vertragsrechtliche Gesichtspunkte müssen angesichts erheblicher Kursschwankungen der digitalen Währungen ebenfalls dynamisch an den Handel mit Bitcoin & Co angepasst werden. Dies gilt insbesondere im Falle von z.B. Warenreklamationen.
Präsente Gefahr des Hackings
Und natürlich nicht zu vergessen die wie ein Damoklesschwert schwebende Gefahr des Hacking, der sich bereits einige Kryptobörsen und Händler ausgesetzt sehen mussten. Prominentestes Beispiel hier war sicherlich der Fall Mark Karpeless und das Mehrfach-Hacking seiner Börse Mt. Gox. Im Zuge dessen wurden hunderttausende Coins gehackt und Karpeless fand sich schließlich vor der japanischen Justiz wieder.
Vorsicht vor Hackern ist außerdem im Zusammenhang mit Transaktionen via ICO's – Initial Coin Offerings - geboten. Firmen verkaufen damit ihre Dienstleistungen via Coins, aber auch Beteiligungen an Firmen, die zuweilen erst in Zukunft entstehen werden. Der Angriff auf ICO's durch Hacker hat sich laut Ernst & YOUNG zwischen 2015 und 2017 auf nahezu 10% der durch ICO's erwirtschafteten Werte beziffert. Das entspricht einem USD-Wert von 400 Millionen. Investoren in zukünftige Projekte können zudem von ICO-Scheinfirmen massiv über tatsächliche Firmenwerte und Gewinnoptionen getäuscht werden.
Quantensprünge für viele gesellschaftliche Bereiche durch die Blockchain basierte Technologie
Ungeachtet dieser Gefahren birgt die Blockchain basierte Technologie jedoch wichtige Ansätze und interessante Quantensprünge für viele gesellschaftliche Bereiche in denen sie sich sogar ihre vermeintlichen Schwächen zunutze machen kann - das Blockchain Startup Shivom zum Beispiel. Shivom ermöglicht es Nutzern auf der Basis einer Plattform genetische Daten für Forschungszwecke zugänglich zu machen, digital aufzubewahren und ihre Nutzung zu kontrollieren beziehungsweise durch diese Bereitstellung von Daten eine Vergütung zu erhalten. (CoinTelegraph 3.4.2018)
Angesichts solcher Entwicklungen werden Datenskandale a la Facebook dem cleveren Nutzer in Zukunft wohl nur noch ein müdes Lächeln abringen.