Das Ethereum Smart Contracts-System - ausgeklügeltes digitales Regelwerk oder Bug ohne Boden?
Erste repräsentative Studie zu "High Profile Bugs" im Ethereum Netzwerk vorgestellt
Anlässlich der Internet Measurement Conference vom 31.Oktober 2018 in Boston haben drei Forscher der Northeastern University und der University of Maryland die erste repräsentative Studie zur Funktionalität des Ethereum-Netzwerkes in einer Keynote präsentieren können.
Das Ergebnis einer dreijährigen Untersuchung seit Ethereum Launch im Juli 2015 lässt aufhorchen. - „High profile bugs“ kosten das Netzwerk seit Bestehen bereits Millionen USD. Durch den überproportionalen Kopierungsprozess bestehender Codierungen und damit unweigerlich auch ihrer eventuell internen Bugs könnten darüber hinaus in Zukunft größere Teile der Ethereum Virtual Machine und des Blockhainregister von Ausfällen betroffen sein.
Dave Levin von der University of Maryland und sein Kollege Alan Mislove von der Northeastern University, sowie dessen Doktorandin Lucianna Kiffer rekapitulieren unter dem Titel „Analyzing Ethereum´s Contract Topology“ das Ergebnis einer dreijährigen Untersuchung von Smart Contracts – Operationen in über 5 Millionen dokumentierten Blöcken seit dem Ethereum-Launch im Juli 2015 bis zum 30.01.2018. Hier untersuchten die IT-Wissenschaftler das Verhältnis von Nodes (aka Smart Contracts-Schnittstellen) und deren Aufrufe durch Nutzer und schlussfolgerten darüber Aussagen zur Auslastung, Konnektivität und möglichen Fehlerverbreitung des Netzwerkes.
Smart Contract -Kopien, Inaktiver Code & die Bug-Falle
Im Gegensatz zu originär codierten Vertragsklauseln sind es mehr als 3 mal so viele Smart Contracts, die lediglich Kopien bereits bestehender Verträge darstellen. 3,4 Millionen vertragsbasierte Smart Contracts stehen hier circa 1,2 Millionen nutzerkreierten Smart Contracts gegenüber. Ein fehlerhafter Code kann sich so von nur einem Algorithmus exponentiell im Netzwerk über sämtliche seine Kopien verbreiten und z.B. durch fehlerhafte Auszahlung von Vergütungsmargen in bestehenden Verträgen äußern.
Zahllose Unternehmen setzen bereits auf das Ethereum Smart Contracts Ökosystem. Darunter die bereits vorgestellte Musik-Plattform Choon, die Kunstblockchain Orion Vault, oder die Logistikanbieter FOAM und ZEEW.
Fehlerhafte Smart Contract – Ausführungen hätten hier z.B. falsche Tantiemenzahlungen oder mögliche Manipulationen von Routen und Lieferketten zur Folge.
Mehr als 60% inaktiver Code
Hinzu kommen mehr als 60% von nicht genutzten Smart Contracts, die als inaktiver Code im Netzwerk mäandern und hauptsächlich das Ergebnis von aufgegebenen Cryptowährungen entlang ERC-20 sind.
Erst im April 2018 wurde eine der umsatzstärksten Crypto-Börsen in HongKong – die OKEX - von einer kritischen Ethereum "Smart Contract Misoperations" betroffen, die es prinzipiell Hackern ermöglichen konnte, ERC-20 assoziierte Token hinsichtlich Ihres Preises zu manipulieren. OKEX deaktivierte deshalb alle spezifischen Accounts einstweilen.
Ethereum bleibt gelassen!
Ethereum stellt nach wie vor ein wichtiges Zugpferd am Crypto-Markt insbesondere aufgrund seiner technologischen Vielfältigkeit dar. Mit circa 22 Milliarden USD Marktkapitalisierung rankt es nach Bitcoin auf Platz 2 und hat nach Spitzenkursen von über 1.400 USD im Januar 2018 bis zu vergleichsweise bescheidenen 212 USD je ETH zu Redaktionsschluss bereits gewaltige Turbulenzen hinter sich.
Vielleicht ist dies der Grund, dass Vitalik Buterin mit dem geplanten Serenity Update „Gelassenheit und Heiterkeit“ verströmen will? Hier geht es zwar in erster Linie um einen Progress des Netzwerkes hin zu Proof of Stake und Sharding – Implementierung. Die damit erzielte weitere Distribution und Entschlackung der über die Blockchain abgewickelten Transaktionen kommt der Ausführungskapazität ihrer prinzipiellen Kernelemente allerdings in jedem Falle zu Gute.