Fachkräftemangel: So gewinnen KMU neue Mitarbeiter
KfW Mittelstandspanel 2018: Zahlen und Fakten zum Fachkräftemangel in Deutschland
66% der KMU wollen in den nächsten drei Jahren neue Mitarbeiter einstellen. Dies ist mehr als im Jahr 2014. Dass sie hierbei erfolgreich sein werden, bezweifeln die Unternehmer jedoch branchenübergreifend weit häufiger, als dies noch vor vier Jahren der Fall war.
Die häufigsten Ursachen, die als Gründe dafür genannt werden, dass Unternehmer keine Fachkräfte finden, sind
- ein “Bewerbermangel im Berufsbild“(77%) (57% im Jahr 2014)
- zu hohe Lohnforderungen (38%) (44% im Jahr 2014)
- fehlende Zusatzqualifikationen (37%) (35% im Jahr 2014)
- unattraktiver Standort (15 %)
- unattraktive Arbeitsbedingungen (23%)
Auffallend ist die Verschärfung des Bewerbermangels in den gesuchten Berufen, wohingegen zu hohe Lohnforderungen aktuell weniger relevant sind, als noch im Jahr 2014.
Fachkräftemangel in einzelnen Branchen: Wer hat es besonders schwer?
Insbesondere in der Baubranche hat sich die Lage verschärft. Waren 2014 noch 75% der Unternehmen von einem Fachkräftemangel betroffen, sind es 2018 bereits 90%. Dies beeinträchtigt zunehmend den Wohnungsbau, weil durch die entstehenden Engpässe Unternehmer nicht mehr mit Baugenehmigungen Schritt halten können.
Der forschungs- und entwicklungsintensive Teil des Verarbeitenden Gewerbes ist ebenfalls schwerwiegend betroffen. Einen Bewerbermangel im Berufsbild befürchten hier 81% der Unternehmen. Wissensintensive und sonstige Dienstleister sind vergleichsweise gut aufgestellt. Hier befürchten jedoch immer noch 75% bzw. 73% der einstellenden Unternehmen personelle Engpässe.
Zu den Mangelberufen zählen branchendivers u.a.
- Hebammen, Physio-/Sprachtherapeuten, Apotheker, Podologen u.a. (wissensintensiver Gesundheitsbereich)
- Softwareentwicklung und IT-Anwendungsberatung sowie in der Steuerberatung (wissensintensive Dienstleister)
- Engpassberufe in der Ver- und Entsorgung auf mittleren Qualifikationsstufen, aber auch Friseurmeister und Fahrlehrer (Sonstiger Dienstleistungssektor)
Fachkräfte sichern: 3 Rekrutierungstipps für KMU
Prinzipiell empfiehlt die KfW allen Entscheidern eine Erhöhung der Erwerbsquoten, mehr Investitionen in die Fachkräftezuwanderung und in Weiterbildungsmaßnahmen, um demografischen Entwicklungen entgegenzuwirken.
Begreife dein Unternehmen z.B. als lernende Organisation und sorge auch zuständigkeitsübergreifend für stete Weiterbildung deiner Mitarbeiter. Zwar sind neben dem Mangel im Berufsbild zu hohe Lohnforderungen nach wie vor ein K.o.-Thema für kleine und mittlere Unternehmen gegenüber der größeren Konkurrenz. Mit deinen ureigenen Stärken kannst du diesen Nachteil aber wieder wettmachen:
1. Betonung des familiären Klimas, flacher Hierarchien und individueller Entwicklungsmöglichkeiten
KMU können gegenüber großen Unternehmen mit einer persönlichen Atmosphäre und einem direkten Draht zum Chef punkten. Individuelle Entwicklungsmöglichkeiten können unkomplizierter und schneller realisiert werden, als in großen Unternehmen, wo der Weg nach oben in der Regel durch die Abteilungen und Institutionen erfolgen muss. Punkte gegenüber Bewerbern mit einer inklusiven Führungskultur.
2. Gutes Betriebsklima
In kleinen und mittleren Unternehmen ist der Kontakt unter Kollegen und Vorgesetzten per se unmittelbarer. Betone den Zusammenhalt und die gegenseitige Wertschätzung in deinem Unternehmen außerdem z.B. durch regelmäßige Teamveranstaltungen.
3. Höhere Ausbildungsqualität durch individuelle Betreuung
Gewinne deine Fachkräfte von morgen, indem du mit einer breiten und individuellen Ausbildung den Nachwuchs im Gewerbe auf dich aufmerksam machst. Aufgrund der Vielschichtigkeit interner Abteilungen und Zuständigkeiten in großen Unternehmen, können Auszubildende hier häufig nicht die volle Bandbreite der Ausbildungsinhalte durchlaufen. In einem kleinen Team mit flachen Hierarchien ist bei entsprechender Planung eine breite Ausbildung möglich. Stelle deinen Bewerbern im Anschluss die Übernahme in Aussicht.
Fachkräftemangel in KMU: Stell dein Licht nicht unter den Scheffel
Im Vergleich zu Großkonzernen sind kleine und mittlere Unternehmen zu bescheiden in ihrer Außenkommunikation. Sorge dafür, dass dein Unternehmen in sozialen Netzwerken präsent ist und benenne hier unabhängig vom konkreten Bedarf alle Elemente, die du im Sinne einer positiven Arbeitskultur deinen Mitarbeitern bietest. Gelingt dir dies, so wirst du zwar nach wie vor eher nicht die Gehälter aufrufen können, wie es die Konkurrenz zweifellos tut. Im Hinblick auf eine langfristige Zusammenarbeit und das tägliche Miteinander sind die genannten Vorteile kleiner und mittlerer Unternehmen dennoch konkurrenzfähig.
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