Gründungszahlen: Zukunft von Deutschland auf Kippe?
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Vollerwerbsgründungen auf Tiefstand
Der Gründungsmonitor der Kreditanstalt für Wiederaufbau untersucht jährlich die Existenzgründungen in Deutschland. Dabei wurde für das letzte Jahr 2020 ein Tiefstand an Existenzgründungen festgestellt.
So ist die Zahl der Existenzgründungen von 605.000 auf 537.000 gesunken. Darin enthalten sind Voll- und Nebenerwerbsgründungen, welche gleichermaßen von dem Niedergang betroffen waren.
So fielen die Nebenerwerbsgründungen von 377.000 auf 336.000 ab. Die Zahl der Vollerwerbsgründungen rutschte wie im Vorjahr weiter ab, von 228.000 auf 201.000. Damit erreichten die Vollerwerbsgründungen in Deutschland einen Tiefstand.
Gründungen ohne Schaffung von Arbeitsplätzen
Existenzgründungen sind der Motor für Beschäftigung im Inland. Seit 2012 beschäftigen Nebenerwerbsgründungen immer seltener Mitarbeiter. Bei Vollerwerbsgründungen ist der Trend zur Beschäftigung von Mitarbeitern noch leicht positiv.
Im langjährigen Durchschnitt beschäftigen von 37 Prozent der Selbständigen in Vollzeit noch Mitarbeiter. Während es bei Nebenerwerbsgründungen nur 17 Prozent mit Beschäftigten sind. Im Jahr 2020 ist diese Schere nochmal aufgegangen. Vollerwerbsgründungen waren dabei 47 Prozent und Nebenerwerbsgründungen lediglich 11 Prozent mit Beschäftigung.
Durch das starke Absinken der Vollerwerbsgründungen auch in 2020 sowie die höhere Anzahl an Nebenerwerbsgründungen, sind die absoluten Zahlen an geschaffenen Arbeitsstellen durch Gründungen niedrig. Von allen 537.000 Gründungen in 2020 waren lediglich rund 150.360 mit Beschäftigung.
Bürgschaftsbanken unterstützen weniger Existenzgründer
Bürgschaftsbanken geben staatliche Fördermittel auch für Gründer und Unternehmer aus, wie etwa den Mikrokredit. Wie der Verband deutscher Bürgschaftsbanken in seinem Jahresbericht 2020 darstellte, nahm die langjährige Dominanz der Förderung von Existenzgründungen im Gegensatz zu etablierten Unternehmen erstmals ab.
Somit gaben die Bürgschaftsbanken 52 Prozent ihrer Bürgschaften und Garantien an Finanzierungen für etablierte Unternehmen. Während in 2019 verbürgte Finanzierungen im Bereich der Existenzgründungen noch einen Anteil von 57 Prozent hatten.
Förderung durch Arbeitsagentur auf Tiefstand
Wichtige staatliche Förderinstrumente für Existenzgründungen und damit zur Wertschöpfung sowie Schaffung von Arbeitsplätzen in Deutschland sind in den letzten Jahren zusammengestrichen worden und damit dramatisch gesunken.
Das Institut für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen hat die Förderprogramme der Arbeitsagentur seit 2001 ausgewertet. Nach ihrer Auswertung sind die Förderungen von Existenzgründungen im Jahr 2005 auf dem Höchststand von 322.476 gewesen. Im Jahr 2020 wurden nur noch 20.714 Existenzgründungen gefördert.
Gründe dafür sind die veränderten Förderprogramme mit ihren Inhalten. Insbesondere die im Jahr 2012 von der damaligen Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen verantworteten Änderungen zum Gründungszuschuss und Co. führten zu einem nochmaligen gravierenden Einbruch der Förderung von Existenzgründungen. Damals wurden aus "Spargründen" die Leistungen zur Eingliederung wie Gründungszuschuss und Einstiegsgeld zu einer "Kann" Bestimmung der Arbeitsagenturen.
So reduzierte sich etwa die Zahl der Bewilligungen des Gründungszuschusses durch die Arbeitsagenturen von 143.593 (2010) auf 18.072 (2020).
Gründungen in Lockdown-Branchen massiv eingebrochen
Auch die Industrie- und Handelskammer verzeichnet ein sinkendes Gründungsgeschehen in Deutschland. Laut ihrem Gründerreport waren die massiven Einschränkungen der Geschäftstätigkeit und verbundener Nachfrageeinbrüche deutlichste Faktoren, um von einer Gründung Abstand zu nehmen.
Schon Mitte letzten Jahres erwarteten demnach mehr als die Hälfte der regionalen IHK´s weniger oder sogar deutlich weniger Existenzgründungen.
So hatten sich laut IHK im Jahr 2019 noch 81 Prozent mit einem Businessplan in Branchen beschäftigt, die dann besonders hart von der Krise betroffen wurden Diese gehörten zum Gastgewerbe, vielen Dienstleistungsbranchen, Tourismus, Verkehr, Logistik sowie zum Einzelhandel.
Gründungen im internationalen Vergleich an drittletzter Position
Im internationalen Vergleich hängt Deutschland bei den Existenzgründungen und jungen Unternehmen traditionell auf den letzten Plätzen. Wie die Global Entrepreneurship Association aus London in ihren jährlichen Global Entrepreneurship Monitor zeigt.
Erfasst werden dabei die 18 bis 64jährigen Personen, die während der letzten dreieinhalb Jahre gegründet haben oder zum Zeitpunkt der Befragung dabei sind. Diese Existenzgründungen werden im englischen "total early-stage Entrepreneurial Activity" oder kurz TEA genannt.
In der Gruppe der 30 Länder mit den höchsten Einkommen weltweit belegt Deutschland 2020 mit einer TEA-Quote von 4,8 % den drittletzten Platz. Weniger gegründet würde demnach 2020 nur in Italien und Polen. Wer dabei vor Deutschland liegt, siehst du in nachfolgender Übersicht:
- Panama 32,35 %
- Chile 25,93 %
- Uruguay 21,85 %
- Kuwait 19,21 %
- Saudi Arabien 17,27 %
- Katar 17,17 %
- Oman 16,01 %
- Lettland 15,60 %
- Kanada 15,55 %
- USA 15,43 %
- VAE 15,39 %
- Slowakei 13,85 %
- Südkorea 13,00 %
- Kroatien 12,66 %
- Niederlande 11,48 %
- Schweiz 9,24 %
- Griechenland 8,63 %
- Zypern 8,55 %
- Israel 8,51 %
- Taiwan 8,44 %
- Luxemburg 7,96 %
- Vereinigtes Königreich 7,84 %
- Norwegen 7,64 %
- Schweden 7,30 %
- Österreich 6,18 %
- Slowenien 5,97 %
- Spanien 5,19 %
- Deutschland 4,79 %
- Polen 3,08 %
- Italien 1 ,92 %
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