Deutsches Unternehmertum in Gefahr
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Corona-Krise lässt Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit sinken
Im ersten Krisenjahr 2020 ist die Zahl der Existenzgründungen von 605.000 im Vorjahr auf 537.000 gesunken.
Auch der Wunsch nach beruflicher Selbständigkeit in der Erwerbsbevölkerung ist im Jahr 2020 weiter deutlich gesunken. Aus dieser arbeitsfähigen Bevölkerungsgruppe würden sich nur noch 24 Prozent unabhängig von ihrer aktuellen Situation für eine Selbstständigkeit entscheiden. Dies sind ganze zwei Prozent weniger als noch vor der Krise 2019.
Dagegen bevorzugten 2020 drei Prozent mehr als 2019 eine Anstellung. Dies sind gesamt 74 Prozent.
Diese Entwicklung sieht die staatliche Förderbank Kreditanstalt für Wiederaufbau in den krisenbedingten, wirtschaftlichen Belastungen begründet. Diese hätten ein gesteigertes Sicherheitsbedürfnis hervorgerufen. Schliesslich sind Selbstständige von den politischen Massnahmen, wie Kontaktbeschränkungen und Betriebsschließungen in dem Erhebungszeitraum besonders betroffen gewesen.
Die Einkommensituation der Selbständigen hat sich in der Krise verschlechtert. Während Arbeitnehmer durch das Kurzarbeitergeld abgefangen werden konnten, sind die Einkommen der Selbständigen im Jahr 2020 politisch unbeachtet geblieben. Erst mit Beschluss der Neustarthilfe im Februar diesen Jahres ist deren Situation etwas gelindert worden. Für viele zu spät, wie die Anzahl der Selbständigen in Hartz4 der Bundesarbeitsagentur zeigen.
Unternehmergeist bei jungen Erwachsenen nimmt drastisch ab
Auch der vor der Krise wiedererstarkte Gründungsgeist bei jungen Erwachsenen hat einen deutlichen Dämpfer bekommen. Dieser ist vor der Krise bis auf 40 Prozent in 2019 gestiegen. Durch die Krise ist das Unternehmertum bei den jungen Erwachsenen 2020 um 10 Prozent eingebrochen. Damit lag der Wert der jungen Erwachsenen mit Gründergeist nur noch bei 30 Prozent.
In dieser Altersgruppe stechen vor allem die Studierenden heraus. Bei diesen präferierten 2019 noch 46 Prozent eine Selbstständigkeit. Dieser Spirit hat sich 2020 aber auf 29 Prozent gesenkt. Als Begründung wird hierfür der Lockdown des Lehrbetriebs an Universitäten und Hochschulen mitgeliefert. Die damit einhergehende Belastung der Studierenden wäre so gross gewesen, dass sich kein Gründungsgeist entfalten konnte. Insbesondere die unterbundenen persönlichen Treffen hätten dies unterbunden.
Frauen deutlich weniger gründerfreundlich
Laut KfW hat sich das Unternehmertum bei Männern und Frauen über die letzten Jahre etwa parallel zueinander entwickelt. Auch bei dem Rückgang im Jahr 2020 war das so.
Dabei entscheiden sich Frauen schon immer etwas seltener für eine Selbstständigkeit. Deshalb ist ihre sinkende Bereitschaft auch 2020 relativ gesehen stärker ausgefallen. Somit haben sich im Jahr 2020 die Frauen rund 1,8-mal weniger für die Selbständigkeit interessiert als die deutschen Männer.
Die KfW begründet diesen abfallende Gründergeist im ersten Krisenjahr mit dem grösseren Anteil an Haus- und Sorgearbeit der Frauen. Sie hätten durch Homeschooling und Kitaverbote eine deutliche Mehrbelastung gehabt. Wodurch die KfW einen höheren Drang bei Frauen sieht, sich den Vorteilen einer abhängigen Beschäftigung hinzugeben.
Auch Migranten gründen seltener
Besonders stark, scheint sich die Krise auch auf die Gründungstätigkeit von Migranten auszuwirken. Von diesen machten sich laut KfW 2019 noch 160.000 Personen selbständig. Im ersten Krisenjahr 2020 waren dies nur noch 110.000 Gründungen.
Aufgrund von Schwierigkeiten auf dem deutschen Arbeitsmarkt, nutzen die Imigrierten vermehrt den Weg in die Selbständigkeit als Erwerbsquelle. Diese sogenannten Notgründungen der Migranten, haben im Krisenjahr 2020 sogar noch zugelegt. Im Vorkrisenjahr machten 32 Prozent der Gründungen von Migranten solche Notgründungen aus. Im Krisenjahr 2020 waren dies 35 Prozent.
Auch deutsche Arbeitnehmer mit Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt nutzen solche sogenannte Notgründungen zur Existenzsicherung. Jedoch ist die Anzahl der Notgründungen von den gesamten Gründungen im Krisenjahr stark zurückgegangen, von noch 23 Prozent in 2019 auf 16 Prozent in 2020.
Vorbereitungszeiten bei Gründungen
Von der Geschäftsidee bis zur eigentlichen Unternehmensgründung gilt es einige Prozesse zu durchlaufen. So muss das Geschäftsmodell anhand eines Businessplans rundgefeilt werden.
Dazu gilt es gerade bei Neugründern neben dem fachlichen Knowhow auch betriebswirtschaftliche und kaufmännische Kenntnisse zu erwerben. Grundlagen der Selbständigkeit erhält man in Gründerseminaren und durch individuelle Coachings.
Rechtsberatungen zu Rechtsform, Patent- oder Markenfragen können anstehen. Ebenso muss das Thema Steuerberatung und Buchhaltung vor der Gründung geklärt werden.
Schliesslich gilt es die Finanzen zu kalkulieren. Wobei Fördermittel und Zuschüsse zum Teil vor der Gründung abgeklärt und beantragt werden müssen.
Die sogenannte Vorlaufzeit hat im Jahr 2019 wie auch im Jahr 2020 durchschnittlich bei 7 Monaten gelegen. Bei Gründungen durch Migranten hat sie sich jedoch überdurchschnittlich von 9 Monaten in 2019 auf 5 Monate in 2020 reduziert. Inwiefern der starke Rückgang der Vorbereitungszeit den Erfolg der Selbständigkeit beeintächtigt, wird sich zeigen.
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