Blockchain Business Modelle: Geschäftsideen für die Economy 4.0
Blockchain Businessmodelle 2009 - 2030: Von den Early Adopters zu den Multiprofessionals
Bedenkt man die aktuell bereits vorhandene Bandbreite an Geschäftsmodellen in einer noch als “Frühphase der Technologie” bezeichneten Zeit, prophezeien Marktanalysten in einem fließenden Verfahren spätestens ab 2025 eine volle Ausformulierung aller 5 Blockchain-Funktionalitäten und darauf aufbauender Business-Modelle. Als echte Blockchain gilt, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:
Verteilung
Die Teilnehmer des Netzwerks sind räumlich getrennt und über ein Netzwerk verbunden. Jeder Teilnehmer, der als vollständiger Node agiert, führt eine komplette Kopie der Blockchain, die sich bei jedem neuen Block automatisch aktualisiert.
Verschlüsselung
Durch die Verwendung von Public und Private Keys können die Netzwerkteilnehmer ihre Daten kontrollieren und sind via Pseudonym halb anonymisiert.
Unveränderlichkeit
Abgeschlossene Transaktionen werden kryptografisch signiert, mit einem Zeitstempel versehen und in die Blockchain nacheinander eingefügt. Eine spätere Änderung ist ohne ausdrückliche Netzwerkzustimmung nicht möglich.
Tokenisierung
Sämtliche Werte auf der Blockchain, von finanziellen Vermögenswerten über Daten bis hin zu physischen Vermögenswerten, können in Form von Token abgebildet und ausgegeben werden. Tokenisierung ist die entscheidende Säule für valide Blockchain-Business-Modelle.
Dezentralisierung
Alle Netzwerkinformationen und alle Regeln für den Netzwerkbetrieb werden mithilfe eines Konsensmechanismus von Nodes im verteilten Netzwerk verwaltet. Es gibt keine zentrale Instanz (Server; andere Intermediäre), die das Netzwerk und dessen Regeln kontrollieren könnten.
In der aktuellen Phase sogenannter Blockchain-inspirierter Lösungen (2016-2023) dominieren noch brancheninterne Anwendungen, die in der Regel darauf abzielen, ein bestimmtes betriebliches Problem zu lösen, um die Effizienz organisationsübergreifender Prozesse oder Aufzeichnungen zu steigern. Diese Lösungen haben im Allgemeinen drei der fünf Hauptmerkmale einer vollwertigen Blockchainlösung gemeinsam: Verteilung, Verschlüsselung und Unveränderlichkeit.
Bereits ab 2020 soll sich die Entwicklungsarbeit nachweislich monetarisieren und sogenannte Blockchain-Komplettlösungen, die alle fünf Elemente vollwertiger Blockchains enthalten, werden den Markt betreten. In der zweiten Hälfte des kommenden Jahrzehnts treten dann ab 2025 laut Branchenanalyst Gartner noch weiter verbesserte Lösungen auf, die alle fünf Elemente vollwertiger Blockchains aufweisen und darüber hinaus mit komplementären Technologien wie AI oder IoT kombiniert werden können.
Glenn H. Hutchins, Co-Founder von Technologie-Investor Silver Lake und Vorstandsmitglied der Federal Reserve Bank of New York argumentierte bereits anlässlich der Consensus 2016 einen wichtigen Faktor für den ökonomischen Erfolg von Blockchain-Business-Modellen:
“Abgesehen von digitaler Währung existiert die Blockchain wie ein Intranet. Intranet war sehr wichtig, aber der Mehrwert ergab sich erst, als diese ganzen Intranets zu einem Internet zusammengeschlossen wurden.”
Genau dies soll sich in der bald beginnenden Professionalisierungsphase von Blockchain-Lösungen abzeichnen. Vorbereitet durch etablierte Player (Ethereum und das branchendiverse Smart Contracts-Modell), neue Aspiranten (Cosmos Internet of Blockchains) oder zugkräftige Open Source-Kollaborationen (Hyperledger, IOTA).
Blockchain Business Modelle: Ein Blick in die aktuelle Praxis
Die Bandbreite der Akteure ist in allen Branchen bereits jetzt vielfältig und teils umwälzend. Der Blockchain-Klassiker Finanzwesen eröffnet in diesem Zusammenhang insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen neue Wege der Kapitalakquise. Erst am 31. Oktober 2019 teilte das Berliner StartUp Brickblock via Presseerklärung mit, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) das Wertpapier-Informationsblatt (WIB) des Unternehmens für einen öffentlichen STO genehmigt hat, an dem sich Kleinanleger beteiligen können. Brickblock ist damit eines der ersten Crypto-StartUps, das KMU einen legitimierten Zugang zum Kapitalmarkt eröffnen kann.
Kapilendo, der Bankingpartner für den Mittelstand, bietet seinen Kunden ebenfalls einen Kapitalmarktzugang auf Basis digitaler Wertpapiere.
Qualitätsmanagement durch Blockchain-Technologie will in Zukunft die deutsche DMT Group in ihrem Branchennetzwerk fördern. Die Unternehmen der DMT-Gruppe gehören zu den führenden Anbietern für u.a. Rohstofferkundung und Exploration, Bergbau sowie Bau und Infrastruktur. DMT arbeitet bereits seit 2015 an der Einführung eines blockchainbasierten Zertifizierungssystems für den Bergbau, das in einer ersten Version im Juli 2019 vorgestellt wurde. Die “Certification for Raw Materials” kurz CERA soll die derzeit unterschiedlichen Zertifizierungsstandards für verschiedene Mineralien, Regionen und Abbauverfahren zusammenführen als "standardisiertes analytisches und ganzheitliches Zertifizierungssystem, das die ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit bei der Gewinnung, der Verarbeitung, dem Handel und der Herstellung aller mineralischen Rohstoffe einschließlich fossiler Brennstoffe gewährleistet. Ein „Allround-Zertifikat“ für eine bessere Zukunft sozusagen.”
Darüber hinaus zählen die Bereiche Datenmanagement, Gesundheitswesen, öffentliche Verwaltung, Mobilität und die Supply Chain sämtlicher B2B- und B2C-Lieferketten zu einigen weiteren Early Adopters.
Wer unter diesen in den kommenden zehn Jahren zum Professional oder gar Multiprofessional aufsteigen will, muss entweder
- als brancheninterne Standardlösung operieren,
- SaaS-Modelle etablieren bzw. erfolgreich vertreiben können oder
- als beliebte Open Source-Bibliothek unter Entwicklern gelten.
Zumindest für Ethereum zeichnen sich bereits jetzt auf diesem Gebiet einige Höhenflüge ab. So verkündete Softwareunternehmen ConsenSys am 22. Oktober via Twitter sein neues Projekt Trusat, eine Satellitenortungsanwendung auf Basis der Ethereum-Blockchain. Trusat ist Teil einer großen Strategie von Consensys mit dem Ziel “Raumfahrtprojekte zu diversifizieren, zu demokratisieren und zu dezentralisieren."
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