Holding gründen einfach erklärt
Businessplan für Gründer & Wachstumsunternehmen
Was ist eine Holding?
Die Holding ist eine Unternehmensstruktur, die aus einem Mutterkonzern und mindestens einer rechtlich eigenständigen Tochtergesellschaft besteht. Anders als z.B. die Aktiengesellschaft (AG) ist die Holding keine klassische Rechtsform. Synonym wird die Holding auch als Dachorganisation bezeichnet, welche strukturbildend für den Verbund aus Muttergesellschaft und Tochterunternehmen wirkt. Die Rechtsform von Mutter- und Tochtergesellschaft müssen nicht übereinstimmen. Eine Holding kannst du auf Basis aller Kapitalgesellschaften bilden, also z.B. mithilfe einer GmbH oder der UG.
Charakteristika einer Holding
- Muttergesellschaft einer Holding verfügt über mindestens 10 Prozent der Anteile an der Tochtergesellschaft, kann diese jedoch auch zu 100 Prozent besitzen
- Muttergesellschaft ist finanziell an den Tochtergesellschaften beteiligt und vereint alle Gesellschaften unter einem Dach
- alle untergeordneten Unternehmen werden zentral von der Muttergesellschaft geführt
- Muttergesellschaft muss über Stimmrechtsmehrheit verfügen (d.h. geschäftliche Entscheidungen innerhalb der Tochtergesellschaften obliegen der Muttergesellschaft, u.a. bei Franchise-Systemen)
Fünf verschiedene Holding-Arten in Deutschland
In Deutschland unterscheidet man fünf verschiedene Holding-Arten. Die Unterscheidung erfolgt auf Basis der unterschiedlichen Beziehungen der Muttergesellschaft zur Tochtergesellschaft beziehungsweise den Tochtergesellschaften. Mischformen in großen Unternehmensstrukturen sind üblich.
Diese Holding-Varianten gibt es:
- Operative Holding
- Management-Holding
- Finanz-Holding
- Organisatorische oder strukturelle Holding
- Holding als Gesellschafter
Was sind die Ziele der Holding-Gründung?
Ziel einer Holding-Gründung ist in erster Linie die Zusammenführung mehrerer Unternehmen unter einem Dach. Dabei werden Geschäftsbereiche auf verschiedene eigenständige Unternehmen ausgelagert, unterstehen jedoch der Muttergesellschaft.
Wie funktioniert eine Holding?
Eine Holding verwaltet sämtliche Tochtergesellschaften zentral. In der Verantwortung der Tochterunterenehmen liegen betriebliche Funktionen wie die Beschaffung, Produktion, Finanzierung, Verwaltung und der Vertrieb (das operative Geschäft).
Der Betriebszweck der Dachgesellschaft bezieht sich ausschließlich auf die Kapitalbeteiligung. Damit liegt ihr Fokus auf dem Erwerb und der Organisation der Anteile der Tochtergesellschaften. Die Gewinne der Tochtergesellschaften fließen zudem in die Holding, obwohl diese grundsätzlich für sich stehen und autonom agieren.
steuerrechtliche und kartellrechtliche Vorteile
Aus dieser Organisationsstruktur ergeben sich steuerrechtliche und kartellrechtliche Vorteile. Im Falle einer Veräußerung von Anteilen muss auf 95 Prozent der Gewinne keine Steuer abgeführt werden, sofern der Gewinn in der Holding bestehen bleibt.
Welche Vorteile hat eine Holding?
Bevor du dir überlegst eine Holding zu gründen, um z.B. das Risiko eines neuen Geschäftszweigs zu minimieren, solltest du dir über sämtliche Vor- und Nachteile bewusst sein. Neben Steuerersparnissen und einem Haftungsausschluss bedeutet die Gründung einer Holding auch einen deutlich erhöhten Verwaltungsaufwand.
Grundsätzlich profitieren Gründer einer Holding von diesen Vorteilen:
- Steuerersparnisse
- Haftungsausschluss
- Gewinn- und Verlustausgleich von mehreren Tochtergesellschaften
- Risikominimierung durch Auslagerung von riskanten Geschäftsfeldern
- Schutz des Unternehmensvermögens durch Besitzgesellschaften
- leichtere Expansion in Märkte und Länder
Welche Nachteile hat die Gründung einer Holding?
- Hoher Verwaltungsaufwand durch einzelne Jahresabschlüsse, Buchführung & Verträge
- Abhängigkeit der Tochtergesellschaften von der Muttergesellschaft
- Aufhebung der Risikoverteilung durch einen Vertrag zum Zweck der Gewinnverteilung
Wann lohnt sich die Gründung einer Holding?
Sowohl die Muttergesellschaft als auch jede Tochtergesellschaft muss selbstverständlich Steuern abführen. Durch die Organisationsform einer Holding ergeben sich dennoch finanzielle Vorteile.
Gewinne der Tochtergesellschaften zu 95 Prozent steuerfrei verkaufen
Alle Gewinne, welche deine Tochtergesellschaften erwirtschaften, können zu 95 Prozent steuerfrei an die Muttergesellschaft verkauft werden. Die restlichen 5 Prozent müssen zu 30 Prozent versteuert werden.
Das heisst: Macht eine Tochtergesellschaft Verluste, während andere Tochtergesellschaften Gewinne erzielen, sparen Unternehmer/-innen durch die Holding Steuern.
Des Weiteren kann es von Vorteil sein, den Unternehmenssitz der Muttergesellschaft in ein Land mit niedrigen Steuersätzen zu verlegen. So profitieren die Töchter ebenfalls. Auch ein Gewinn- und Verlustausgleich von mehreren Tochtergesellschaften bietet Steuervorteile.
Risikomanagement durch Haftungsausschluss
Eine Muttergesellschaft haftet nicht für ihre Tochtergesellschaft(en). Verlustgeschäfte wirken sich demnach nicht negativ auf das Mutterunternehmen aus. Wird eine Tochtergesellschaft z.B. insolvent, muss die Muttergesellschaft keine Gläubiger fürchten.
Besitzgesellschaft einsetzen und Betriebsvermögen schützen
Setzt du eine Tochtergesellschaft als Besitzgesellschaft ein, werden kostspielige Anschaffungen ausschließlich über diese Tochter abgewickelt und an die anderen Töchter verliehen. Im Falle einer Insolvenz einer Tochtergesellschaft können kleine Unternehmen so ihren Besitz zuverlässig schützen.
Markendiversität nutzen
Wer eine Holding gründet, darf unter mehreren Markennamen öffentlich auftreten. Auch die Einsetzung unterschiedlicher Inhaber als Treuhändlerinnen und -händler kann strategisch sinnvoll sein, um z.B. als Anbieter unterschiedliche Zielgruppen zu bedienen. Du musst lediglich das Finanzamt darüber informieren, wer die wahren Inhaber der Mutter- und der Tochtergesellschaften sind.
Für wen ist die Holding-Struktur geeignet?
Eine Holding-Gründung eignet sich u.a. für folgende Personen oder Unternehmen:
- Unternehmen, die von Steuervorteilen profitieren möchten
- Unternehmen, die Risiken minimieren möchten (Haftungsauschluss; Besitzgesellschaften)
- Gründer/-innen die risikoarm wachsen wollen
- Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihr Image verbessern möchten (Markenwechsel; Rebranding)
- Unternehmerinnen und Unternehmer, die mehr als eine Kapitalgesellschaft gründen wollen
- Etablierte Unternehmen, die steuerliche Vorteile zum Vermögensaufbau nutzen wollen
- Mittlere Unternehmen, die durch einen Verbund wachsen möchten
- Start-ups mit Exit-Option
Wie wird die Holding besteuert?
Eine Holding ist ein Verbund aus mehreren Kapitalgesellschaften. Für diese greifen grundsätzlich die folgenden Steuerarten:
- Körperschaftssteuer
- Gewerbesteuer
- Umsatzsteuer
- Einkommensteuer auf das Gehalt der Geschäftsführerin resp. des Geschäftsführers einer Holding, welches sich aus den Gewinnen der Tochtergesellschaften ermittelt; anzugeben in der jährlichen Einkommenssteuererklärung
Steuerersparnisse nutzen bei Gewinnabführung
Bis zu 95 Prozent der Gewinne aus den Tochtergesellschaften gehen steuerfrei an die Holding über. 5 Prozent werden zu 30 Prozent versteuert. Erwirtschaften einige Tochtergesellschaften Verluste, entsteht ein finanzieller Vorteil.
Steuern sparen mit Gewinnabführungsvertrag
Ebenfalls eine Möglichkeit, um Steuern einzusparen, bietet der Gewinnabführungsvertrag, auch Stimmbindungs- oder Beherrschungsvertrag genannt. In der Regel gilt: Fährt eine Tochterfirma Gewinne ein, während eine andere Tochterfirma Verluste macht, werden die Gewinne für zwei einzelne Unternehmen versteuert. Mit einem Gewinnabführungsvertrag kannst du dies umgehen, denn jetzt werden Gewinne und Verluste gegeneinander gerechnet. Dadurch reduziert sich deine Steuerlast.
Wie gründe ich eine Holding?
Die Gründung einer Holding erfolgt in der Regel durch eine natürliche Person. Diese tritt fortan als Gesellschafter der Tochtergesellschaft oder mehrerer Tochtergesellschaften auf. Eine Holding zu gründen, ist auf verschiedenen Wegen möglich:
- Die nachträgliche Holding-Gründung: Gründung der Holding aus mindestens zwei bestehenden Kapitalgesellschaften
- Die neue Holding-Gründung: Gründung von mindestens zwei neuen Unternehmen als Kapitalgesellschaften, am häufigsten UGs (haftungsbeschränkt); die eine UG wird dann Gesellschafterin der anderen UG; die Gründung kann gleichzeitig erfolgen
- Die Auslagerung von Geschäftsbereichen: einzelne Geschäftsbereiche werden ausgelagert und anschließend unter einem Holding-Dach zusammengefasst
Überlege dir genau, welchen Zweck die Holding erfüllen soll und plane die Gründung sorgfältig. Bei der Wahl der geeigneten Holding-Struktur solltest du folgende Punkte berücksichtigen:
- Welche Holdingstruktur bietet mehr Vorteile als Nachteile?
- Welche Rechtsformen haben die Muttergesellschaft und die Tochtergesellschaft(en)?
- Wie erfolgt die Unternehmensfinanzierung?
Für die Gründung einer Holding führt der Weg immer über das Notariat, welches die Organisationsform bestätigen muss. Sämtliche Gesellschaftsverträge werden daraufhin notariell beglaubigt und der Firmenname der einzelnen Gesellschaften eingetragen. Darüber hinaus gilt es, die Anmeldung der Gesellschaften beim Finanzamt, im Handelsregister, bei der IHK, der Berufsgenossenschaft und der Agentur für Arbeit sicherzustellen.
Wir empfehlen dir in jedem Fall eine juristische und steuerrechtliche Beratung, um alle Fragen zur Gründung deiner Holding im Vorfeld abzuklären.
Bild-Urheber:
iStock.com/simpson33