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Homeoffice: Vom Pandemietrend zum Bürostandard?

Was viele KMU in Zeiten des Lockdown versuchsweise starteten, entwickelt sich zum Klassiker. Homeoffice als Bürostandard, kann das funktionieren? Der pandemiebedingte Homeoffice-Boom wird laut einer aktuellen ifo-Studie die Organisation von Arbeit in Zukunft insgesamt nachhaltig prägen. Einige Hürden gibt es auf diesem Weg trotzdem zu nehmen.

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Wie viele Beschäftigte in Deutschland haben überhaupt einen Zugang zu Homeoffice?

Ob du deine Tätigkeit im Homeoffice ausüben kannst, hängt maßgeblich davon ab, ob und in welchem Umfang die Möglichkeit besteht, eine Summe deiner berufsbedingten Teiltätigkeiten zu Hause erledigen zu können. Laut ifo ist der Zugang zu Homeoffice tätigkeitsbedingt in der Finanzindustrie (89%) am höchsten sowie in der Landwirtschaft und im Verkehr mit jeweils 37% am niedrigsten. Zwischen diesen beiden Polen ist für Arbeitgeber und ihre Mitarbeiter jede Menge Spielraum für individuelle Arbeitsmodellle. 

Und diesen scheinen KMU tatsächlich langsam zu nutzen. Rund drei von vier deutschen Unternehmen nutzten in den vergangenen Monaten ein Homeofficemodell zur Bewältigung der Corona-Krise. Über alle Branchen hinweg hatten dabei über die Hälfte der Beschäftigten mit Homeoffice-Zugang vor der Krise noch keinerlei Erfahrung mit diesem Arbeitsmodell. Dies war zu zwei Dritteln auf Restriktionen der Arbeitgeber zurückzuführen, aber auch zu einem Drittel auf fehlende Nachfrage seitens der Arbeitnehmer.

Hat die "Flucht in die Heimarbeit" während der Krise sogar Jobs retten können?

Berechnungen haben ergeben, dass Firmen, die aufgrund eines höheren Potenzials in der Krise verstärkt auf Homeoffice setzen konnten, auch deutlich seltener Kurzarbeit beantragten oder generell von negativen wirtschaftlichen Auswirkungen berichteten. Die Möglichkeit, während der Krise den Arbeitsplatz in die eigenen vier Wände zu verlegen, hatte laut ifo Institut demnach einen wesentlichen Einfluss auf die Erhaltung der wirtschaftlichen Aktivität. 

Auch im Zusammenhang mit Fragen des individuellen Infektionsschutzes kommt dem Homeoffice Modell eine positive Zuschreibung bei. In einer LinkedIn Umfrage im Juni 2020 gaben 51% der Befragten an, dass sie gar nicht oder nur teilweise zurück an ihren betrieblichen Arbeitsplatz kehren wollten, um auch weiterhin soziale Distanz wahren zu können.

Welche ökonomischen Argumente sprechen für bzw. gegen einen anhaltenden Homeoffice-Boom über die Coronakrise hinaus?

Auch wenn Bundesarbeitsminister Heil nach wie vor für ein "Recht auf Homeoffice" eintritt, Fakt ist, die praktische Umsetzung steht und fällt mit den Tätigkeiten, die deine Mitarbeiter ausüben müssen. Die Möglichkeit, zeit- bzw. teilweise zu Hause zu arbeiten, liegt laut ifo Institut im Durchschnitt um 12 Prozentpunkte höher, wenn das Tätigkeitsprofil häufiges "Entwickeln, Forschen und Konstruieren" beinhaltet. Einen ähnlich hohen Effekt hat "häufiges Arbeiten am PC". Dagegen reduzieren Tätigkeiten aus der Kategorie "Pflegen, Betreuen, Heilen" oder "im Stehen arbeiten" die Chance auf einen Homeoffice-Zugang am deutlichsten.

"Klar ist, dass Homeoffice nach der Krise erheblich an Bedeutung gewinnen wird." Darin sind sich die Forscher branchenübergreifend einig, denn viele vor der Pandemie undenkbar hohe Hürden wurden in den vergangenen Monaten mühelos genommen. Da war das Stigma des "faulen Heimarbeiters", das sich nicht bestätigen konnte. Die Nutzung digitaler Organisations Tools oder Meeting und Web Conferencing Tools erlebte einen ungeahnten Boom. Gut die Hälfte der Unternehmen, die das ifo Institut befragt hatte, gaben an auch Post-Corona verstärkt auf Homeoffice setzen zu wollen. Dies spiegelt sich auch in einer Auswertung von Stellenausschreibungen und Suchanfragen auf der Plattform LinkedIn zwischen März und Juni dieses Jahres wider. In diesem Zeitraum verdoppelten sich die Aufrufe von Stellen, die für eine Tätigkeit im Homeoffice ausgeschrieben waren. Diese Entwicklung lässt sich laut ifo einerseits auf eine Zunahme sowohl der spezifischen Suchanfragen als auch der entsprechenden Jobinserate zurückführen. 

Auch Beschäftigte bewerteten ihre Erfahrungen im Homeoffice mehrheitlich als positiv, insbesondere den Ausbau eigener Kompetenzen bei der Nutzung digitaler Lösungen. 

Homeoffice als Pandemietrend oder Bürostandard: Fazit

Was viele große Unternehmen als Konsequenz aus der Krise ziehen - eine vollständige Verlagerung des Arbeitsplatzes ins Homeoffice - ist für deutsche KMU nur bedingt praktikabel bzw. gewünscht.

Dafür sprechen zweifellos ökonomische Faktoren, denn du kannst Infarstrukturkosten für teure Büroflächen sparen und stattdessen auf flexible Coworking Spaces zurückgreifen in Kombination mit einem dauerhaften Hoemoffice Modell. Deine Mitarbeiter sind ebenfalls unabhängiger. Die zwanghafte Kopplung von Wohn- und Arbeitsort entfällt. Dadurch erhöht sich auch das Matching von Unternehmen mit interessierten Fachkräften, die ortsunabhängig arbeiten können und wollen. 

Gegen ein generelles Homeofficemodell sprechen dagegen die häufig beklagte Mehrbelastung im Homeoffice aufgrund undifferenzierter Arbeitszeiten und dem Gefühl der ständigen Erreichbarkeit. Bei aller praktizierten Digitalisierung könne auch der direkte Austausch mit Kollegen auf Dauer nur unzureichend abgebildet werden, setze man auf ein generelles Homeoffice Modell. 

Insgesamt ist es daher laut ifo realistischer, dass auch nach der Pandemie das Homeoffice-Potenzial nicht vollständig ausgeschöpft werden wird. Wahrscheinlicher sei es, dass sich sowohl aus Sicht der Unternehmen als auch aus Sicht deiner Mitarbeiter eine hybride Arbeitsform zwischen Homeoffice und Präsenzarbeit durchsetzen werde. Nach derzeitigem Forschungsstand ließen sich so auch die Vorzüge von Autonomie und Flexibilität im Homeoffice und die des kreativen Austausches im Betrieb am besten vereinen. 

Hier kannst du die vollständige ifo-Studie downloaden.

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Über den Autor
Kathleen Händel

Kathleen Händel

Kathleen schreibt seit 2018 im Magazin von Unternehmenswelt und Zandura über die wichtigsten Business-Themen & Trends für Gründer & Unternehmer. Zuvor war Kathleen als Redakteurin für die Social Startup-Szene, verschiedene Stiftungen und Kommunikationsagenturen tätig.

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