Mittelständische Unternehmen geben zu tausenden ohne Nachfolge auf
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Massive Geschäftsaufgaben ohne Nachfolge
Im Jahr 2021 gab es laut Gründerstatistik des statistischen Bundesamts in Deutschland 704.900 neue Gewerbeanmeldungen. Zum normalen Marktgeschehen gehört dabei auch, dass Unternehmen aufgeben und den Markt verlassen. So ist es nicht verwunderlich, dass Unternehmer ihren Rückzug ohne Nachfolgeregelungen anstreben.
Nach einer jetzt veröffentlichten KfW-Studie streben bis zum Ende des Jahres 2025 rund 600.000 der mittelständischen Unternehmen eine Nachfolgelösung an. Rund 266.000 der mittelständischen Unternehmen werden dabei nach aktueller Einschätzung ihrer Inhaber ohne Nachfolger stillgelegt. Weitere 199.000 bangen höchstwahrscheinlich vergeblich um eine Nachfolge.
Somit werden rund 465.000 KMU bis Ende des Jahres 2025 ihre Geschäftstätigkeit einstellen. Die Anzahl der Stilllegungen übersteigt damit die Anzahl der wahrscheinlich umgesetzten Nachfolgelösungen von etwa 400.000 im gleichen Zeitraum.
Laut KfW Recherche kann dies mehrere Gründe haben.
Kleinstunternehmen am stärksten von Geschäftsaufgabe betroffen
Der grösste Teil, rund 199.000 Unternehmen wünschen sich eine Nachfolgelösung bis Ende des Jahres 2025. Jedoch müssen diese aufgrund bislang unzureichender Planung, fehlender Nachfrage, Vermittlungs- und Verhandlungsschwierigkeiten wohl darauf verzichten.
Bei größeren Unternehmen spielt der Rückzugs des Inhabers kaum eine Rolle für das Fortbestehen des Unternehmens. Denn hier ist das Interesse an einer erfolgreichen Nachfolge gegeben. Dagegen entfallen 97 Prozent aller geplanten Stilllegungen auf das Segment der Kleinstunternehmen mit weniger als fünf Beschäftigten. Deren Anteil an der Gesamtheit mittelständischer Unternehmen beträgt 81 Prozent.
Aus Branchensicht sind besonders KMU des Handels und des Baugewerbes betroffen. Während Unternehmen mit wissensintensiven Dienstleistungen unterdurchschnittlich aufgeben wollen.
Fehlendes Interesse von Familienangehörigen
Obwohl wieder mehr KMU als Nachfolgeplan die Familiennachfolge als beliebteste Option wahrnehmen wollen, können sie nicht auf das Interesse ihrer Familienmitglieder bauen. Im Jahr 2020 zogen 61 Prozent der Unternehmer mit Rückzugsplänen die Familiennachfolge in Betracht. Im Jahr 2021 waren es noch 54 Prozent.
Als bedeutende Schwierigkeit für die Nachfolge innerhalb der Familie sieht man die generell sinkende Zahl an Kindern, wie auch die sich wandelnden Berufswege. Neben der zahlenmäßig kleiner werdenden Nachfolgegeneration, sieht man die lebensnahe Einsicht der Kinder in das schwierige Unternehmerdasein in Deutschland. Dies mag hinsichtlich einer Nachfolge bzw. den Gang in die Selbständigkeit abschreckend wirken.
Durchschnittsalter der Unternehmer stark angestiegen
Auch der Faktor Rentenalter rangiert weit oben in den Gründen einer Geschäftsaufgabe. Dies ist allein schon aufgrund der demografischen Entwicklung in Deutschland zu erwarten. So steigt die Anzahl der Unternehmen mit älteren Inhabenden seit geraumer Zeit kontinuierlich an. Gegenwärtig sind 28 Prozent der Unternehmer 60 Jahre oder älter, was deutlich über 1 Million Inhaber sind. Vor 20 Jahren waren dies lediglich 12 Prozent. Seitdem ist auch das unternehmerische Durchschnittalter von 45 auf 53 Jahren gestiegen. Dagegen liegt das Durchschnittsalter der Beschäftigten in Deutschland aktuell bei 44 Jahren.
Bei der Entwicklung ist es naheliegend, dass in den kommenden Jahren vermehrt Unternehmensstilllegungen aus Altersgründen erfolgen werden.
Aktuelle Geschäftslage macht Unternehmenswerte unattraktiv
Etwa 28 Prozent der von der KfW befragten Inhabenden mit Stilllegungsplänen führen eine sich gravierend verschlechterte Geschäftssituation für eine Aufgabe ohne Nachfolge an. Seit drei Jahren sinken aufgrund staatlicher Restriktionen Umsätze und Erträge. Dies drückt auf die Bewertung der Unternehmen, welche es mangels Attraktivität dann in der Regel schwieriger haben, einen Käufer bzw. eine weiterführende Existenzgründung zu finden.
Bürokratie schreckt Nachfolgeregelung ab
Als weiteren Grund sein Unternehmen ohne Nachfolge stillzulegen, wird der bürokratischen Aufwand in Deutschland genannt. Dies scheut etwa jedes fünfte Unternehmen. So wären bei einer Nachfolge vor allem juristische Fragen zu klären, wie etwa der Vergleich von Nachfolgevarianten, Due Dilligence, Gesellschaftsrecht, Absicherung der Altinhaber oder Gläubigereinbindung.
Auch sieht man steuerliche Aspekte in der Einkommens-, Erbschaft-, Grunderwerbsteuer als Abschreckung.
Bei Unternehmensübergaben ist man als Alteigntümer auch mit zahlreichen gesetzlichen Informations- und Meldepflichten an Gewerbeämter, Handelsregister, Grundbuchamt, Kammern oder Berufsgenossenschaften konfrontiert.
Diese bürokratischen Hürden schreckt eine Vielzahl an Inhabenden von einer Übernahmeregelung ab. Wobei dies bei grösseren Unternehmen häufiger vorkommt als bei Kleinstunternehmen.
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