StartUp Monitor 2019: Das fordert die deutsche StartUp-Branche
StartUp Monitor 2019: Kurz und Klar
Der StartUp Monitor 2019 basiert auf einer Datenerhebung zu 1.933 StartUps in Deutschland, die 4.707 Gründerinnen und Gründer sowie 24.050 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter repräsentieren.
Voraussetzung für die Teilnahme waren eine Geschäftstätigkeit von weniger als 10 Jahren, ein geplantes Mitarbeiter-/ Umsatzwachstum und/oder Vorliegen eines (hoch)innovativen Produkts/Dienstleistung, Geschäftsmodells bzw. innovativer Technologien.
Die Ergebnisse des StartUp Monitors 2019 zeigen, dass deutsche StartUps im Vergleich zu etablierten Unternehmen ihre Zukunft trotz vielfach sich abzeichnender Rezessivmerkmale positiv einschätzen. Dieser Optimismus gründet in den realen Wachstumschancen der Digitalwirtschaft, aus der die meisten der befragten Unternehmen stammen.
Die Studie hebt drei zentrale Ergebnisse hervor und leitet daraus ebenfalls drei politische Kernforderungen ab:
- mehr Nachhaltigkeit,
- mehr Wachstum,
- mehr Kapital
1. gelebte Nachhaltigkeit in deutschen StartUps
Über 36% der Startups in Deutschland lassen sich laut StartUp Monitor 2019 der Green Economy zuordnen.
2. Wachstumsmotor deutsche StartUp-Branche
StartUps in Deutschland sind mittlerweile ein elementarer Wirtschaftsfaktor. Im Durchschnitt arbeiten derzeit knapp 16 Menschen in jedem Startup. Für das kommende Jahr sind im Mittel acht Neueinstellungen geplant.
3. Einhorn unter Vorbehalt
40% der StartUps streben eine Finanzierung durch Wagniskapital an, aber nur 15% waren bisher erfolgreich im Einsammeln von VC-Geldern. Der Bundesverband Deutsche Startups e.V. fordert daher dringend eine politische Agenda, die Instrumente zum Ausbau der Wachstumsfinanzierung vorantreibt und damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher StartUps gewährleistet.
StartUp-Monitor 2019: Die 10 Kernaussagen zur deutschen StartUp-Branche
- Der Anteil von Gründerinnen in den DSM-StartUps ist das fünfte Jahr in Folge leicht angestiegen und liegt aktuell bei 15,7%; Dies sollte jedoch nicht über die unausgewogenen Zahlen im europäischen Vergleich hinwegtäuschen.
- Die DSM-StartUps sind Wachstumsmotoren in der deutschen Wirtschaft und schaffen aktuell und zukünftig mehr Arbeitsplätze: Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl steigt im Vergleich zum Vorjahr von 12,3 auf 13,3 Personen. Weitere 7,9 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen die befragten Unternehmen 2020 außerdem neu einstellen.
- DSM-Gründerinnen und Gründer beurteilen die Geschäftslage weiterhin sehr positiv und trotzen damit dem generellen Trend der deutschen Wirtschaft.
- DSM-StartUps sind maßgeblich in der Digitalbranche tätig: Innovative Schlüsseltechnologien wie z.B. Künstliche Intelligenz sind Teil ebensolcher Geschäftsmodelle.
- Über 36% der DSM-StartUps sind im im Bereich der Green Economy und/oder dem Bereich Social Entrepreneurship tätig.
- Mehr als die Hälfte der DSM-StartUps beteiligt seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Unternehmen: Die hierfür geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen beurteilen die befragten Unternehmen jedoch als häufig noch (sehr) ungünstig.
- “Zwischen Wunsch und Wirklichkeit”: Die befragten StartUps wünschen sich mehr Wachstumsfinanzierungen durch Business Angels und Venture Capital.
- Die DSM-StartUps sind selber in der Mehrzahl einem bestimmten politischen Spektrum zuzuordnen (Grünwähler) und haben drei maßgebliche Erwartungen an die Politik: Bürokratieabbau; eine bessere Förderung/ Unterstützung bei der Kapitalbeschaffung und ein größerer Einsatz für Umweltschutz und gesellschaftliche Nachhaltigkeit.
- Die DSM-Gründerinnen und Gründer schätzen ihr eigenes Netzwerk am Unternehmensstandort als oftmals sehr positiv ein; der Standort Berlin als StartUp-Metropole erfährt hier besonders viel Anerkennung
- Kreativität trifft Ehrgeiz: Viele der befragten DSM-Gründerinnen und Gründer waren in ihrer Schulzeit bereits leistungsstark; es gab allerdings genauso gut Out-of-the-Box -Persönlichkeiten oder Querdenker mit z.B. Klassenbucheinträgen, Verweisen und "Ehrenrunden".
Die Kernforderungen des StartUp-Monitor 2019: Mehr Nachhaltigkeit, Mehr Wachstum, Mehr Kapital
Auf der Basis der gewonnenen Erkenntnisse formuliert der Bundesverband deutsche Startups e.V. und sein Partnernetzwerk insbesondere an die Politik deutliche Forderungen:
1. Mehr Nachhaltigkeit!
Um die Nachhaltigkeitsziele der UN-Charta einzuhalten, müssen grüne Unternehmen in Deutschland noch besser unterstützt werden und leichter Zugang zu Venture Kapital und Fördermitteln erhalten.
2. Mehr Wachstum!
Die Autoren fordern, dass regulatorische Hürden weiter abgebaut werden und neue Gesetzesinitiativen mit Blick auf ihre Auswirkungen für StartUps kritischer als zuvor (EU-Urheberrechtsreform) geprüft werden müssen.
Der Gründergeist in Deutschland soll weiter gestärkt werden und insbesondere Frauen in Führungspositionen stärker gefördert werden. Den “erschreckend geringen Anteil von Gründerinnen in Deutschland” wollen die Autoren “auch als Industrie selbstkritisch hinterfragen und aktiv an einer noch offeneren Kultur arbeiten”.
3. Mehr Kapital!
Studien-Partner PwC sieht die Politik in Deutschland ebenfalls stärker gefragt: “Sie muss bürokratische Hürden abbauen, Gründergeist belohnen, Netzwerke stärken und Startups besser fördern. Wie das funktioniert, machen andere Gründerhochburgen wie beispielsweise Israel vor. Aber auch ein gutes Netzwerk ist wichtig: Kontakte zu Geldgebern, etablierten Unternehmen und anderen Startups.”
In seinem Grußwort beantwortet Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier die Aufrufe bereits teilweise:
“Deutschland muss in den nächsten Jahren beweisen, dass es die Weiterentwicklung von einem der weltweit wichtigsten Industrie- und Hochtechnologiestandorte zu einem führenden Digitalstandort schafft.”
Dafür steht laut Altmaier zum Beispiel der German Accelerator zur Verfügung. Deutsche StartUps werden hier im Zuge internationaler Marktexpansionen (US, Asien) unterstützt. Im Rahmen der Digital Hub Initiative können sich Unternehmen außerdem stellvertretend für den Digital- und Innovationsstandort Deutschland auf internationalen Messen präsentieren.
Finanziell begleitet die Bundesregierung innovative StartUps und Gründungen mit ihrer Initiative Go Inno, dem ERP-Innovationskredit und dem kürzlich gemeinsam mit der KfW aufgelegten „Venture Tech Growth Financing“ - Programm. Letzteres fördert Venture-Debt Finanzierungen in Höhe von mindestens 500 Millionen Euro.
Insgesamt stellt die Bundesregierung öffentliche Mittel in Höhe von 4 Milliarden Euro für risikotragende Finanzierungen zur Verfügung und beantwortet damit ansatzweise die Forderung nach mehr Kapital durch den Bundesverband als Vertreter der deutschen StartUp-Branche.
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