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Wirtschaft ohne Wachstumsprognose
Anders als angenommen, ist es im Juni nicht zu einem Absturz der deutschen Wirtschaft gekommen. Jedoch bleibt die wirtschaftliche Aktivität durch die Ukrainekrise und die chinesischen Coronamassnahmen weiterhin "merklich belastet". Diese zwei globalen Krisen werden auch als die Treiber für die starke Inflation genannt. Dazu fürchtet man eine drohende Gasknappheit mit noch höheren Energiepreisen.
So ist es nicht verwunderlich, dass das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin im Juni mit 94 Punkten weiterhin deutlich unterhalb der 100-Punkte-Schwelle lag. Diese ist Indikator für durchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft. Gegenüber Mai ist der Wert allerdings um rund zehn Punkte gestiegen.
Die deutsche Industrie erhält demnach deutlich weniger neue Aufträge, insbesondere aus dem Ausland. Der aktuell noch hohe Auftragsbestand kann aufgrund der Lieferkettenproblematik zeitgleich nur schleppend abgearbeitet werden. Bei den Lieferketten deutet sich zwar eine allmähliche Entspannung an, jedoch werden werden die Liefermängel wohl noch auf eine absehbare Zeit erhöht bleiben.
Einen positiven Einfluss auf die Konjunktur hat der Dienstleistungssektor, welcher seit den Corona-Lockerungen einen Aufschwung erlebt. Dieser Aufholprozess, insbesondere der Gastronomie und des Tourismus, wird jedoch zeitnah schrittweise auslaufen.
Arbeitslosenquote gestiegen
Im Juni 2022 erhielten 4.322.000 Menschen in Deutschland Lohnersatzleistungen. Laut Statistik gab es offiziell jedoch nur 2,36 Millionen arbeitslose Menschen. Die Arbeitslosenquote stieg damit auf 5,2 Prozent. Dies führt man darauf zurück, dass seit 1. Juni ukrainische Geflüchtete in die Grundsicherung für Arbeitsuchende aufgenommen und dabei für die Arbeitsvermittlung erfasst werden.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen lag im April 2022 bei rund 34,36 Millionen Personen, was der zweithöchste jemals gemessene Monatswert ist.
Im April waren nach einer ersten Hochrechnung noch 401.000 Menschen in Kurzarbeit. Damit hat sich die Zahl von Februar auf April halbiert. Die Zahl dürfte mit Ausklingen des Corona-Kurzarbeitergeldes Ende Juni 2022 noch stärker fallen. Auch wenn der Bund bis Ende September 2022 den erleichterten Zugang zum Kurzarbeitergeld verlängert hat. Die restlichen Vergünstigungen des Corona-Kurzarbeitergeldes sind jedoch ausgelaufen. Bleibt abzuwarten, wie sich dies auf die kommenden Arbeitslosenzahlen auswirken wird.
Im Juni 2022 haben nach vorläufigen Angaben 736.000 Personen an einer vom Bund oder der Bundesagentur für Arbeit geförderten arbeitsmarktpolitischen Massnahme wie dem AVGS Coaching teilgenommen. Das waren 7 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.
Im Juni 2022 waren 877.000 Arbeitsstellen bei der BA gemeldet. Dies waren 184.000 mehr als vor einem Jahr. Einer geringfügig entlohnten Beschäftigung gingen im April 2022 rund 7,21 Millionen Personen nach. Dies waren 274.000 mehr als im Vorjahresmonat. Etwa 4,08 Millionen Personen waren ausschliesslich und 3,14 Millionen im Nebenjob als Minijobber beschäftigt.
Konsumklima auf Rekordtief
Die Verbraucherstimmung setzt nach einem kurzen positiven Moment im Mai ihre Talfahrt im Juni fort. Die Konjunktur- wie auch die Einkommenserwartung und ebenso die Anschaffungsneigung müssen weitere Einbussen hinnehmen.
Das GfK prognostiziert in seinem Konsumklima für Juli 2022 ein Minus von 27,4 Punkten und damit 1,2 Punkte weniger als im Vormonat.
Mit der Juli-Prognose hat das Konsumklima ein neues Allzeittief seit Beginn der gesamtdeutschen Erhebung im Jahr 1991 erreicht. Als Begründung dient auch hier die Ukrainekrise sowie die unterbrochene Lieferketten, mit den explodierenden Energie- und Lebensmittelpreisen.
Bei den Verbrauchern drücken demnach insbesondere die um 8 Prozent gestiegenen Lebenshaltungskosten schwer auf die Stimmung. Demzufolge sieht man die Trendwende beim Konsumklima untermauert von einem Fallen der Inflation. In der Inflationsbekämpfung sieht man jedoch eine mögliche Rezessionsgefahr.
Im speziellen sinken die Konjunkturaussichten auf ein Minus von 11,7 Zählern. Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum sind dies gut 70 Punkte weniger.
Die Einkommenserwartung fällt auf ein Rekordtief und setzt damit ihre steile Talfahrt fort. Der Indikator sinkt auf minus 33,5 Punkte. Dies ist der niedrigste gemessene Wert seit fast 20 Jahren. Zum Vormonat fiel die Einkommenserwartung um 9,8 Punkte, zum Vorjahr um gravierende 68 Punkte.
Auch die Anschaffungsneigung muss Einbussen hinnehmen. Der Indikator weist nun ein Minus von 13,7 Punkten auf. Damit macht sich die inflationsbedingt schwindende Kaufkraft zunehmend auch bei der Konsumneigung bemerkbar. Müssen private Haushalte für Energie und Lebensmittel deutlich mehr berappen, steht entsprechend weniger Geld, vor allem für grössere Anschaffungen zur Verfügung.
Somit sieht man die in den vergangenen zwei Jahren, während der Lockdown-Phasen angesparten Finanzmittel der privaten Haushalte nicht in dem erhofften Masse für Neuanschaffungen aufgehen. Entsprechend wird die Binnenkonjunktur in den kommenden Monaten weiter leiden.
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