Altersvorsorge für Selbstständige: So sicherst du dich ab
Vorsorgeoptionen für Selbstständige
Altersvorsorge ist für Gründer und Selbstständige ein essenzielles Thema, das oftmals in der Hektik des Unternehmertums übersehen wird. Dieser Ratgeber beantwortet die häufigsten Fragen und gibt dir einen klaren Überblick über deine Möglichkeiten und Pflichten.
Formen der Altersvorsorge für Selbstständige
Es gibt verschiedene Wege, wie du als Selbstständiger für dein Alter vorsorgen kannst. Das sind die wichtigsten Optionen:
1. Gesetzliche Rentenversicherung
Selbstständige können sich freiwillig in der gesetzlichen Rentenversicherung versichern. Die Beitragshöhe richtet sich nach deinem Einkommen und kann steuerlich absetzbar sein.
2. Private Rentenversicherung
Private Rentenversicherungen bieten dir eine große Flexibilität und oft auch eine bessere Rendite als die gesetzliche Rentenversicherung. Du solltest darauf achten, dass die Versicherung zu deiner finanziellen Situation passt und flexibel auf Änderungen reagieren kann.
3. Rürup-Rente (Basisrente)
Die Rürup-Rente ist speziell für Selbstständige konzipiert und bietet steuerliche Vorteile. Sie sichert dir eine lebenslange Rente, ist aber nicht vererbbar oder übertragbar.
4. Riester-Rente
Auch wenn du nicht pflichtversichert bist, kannst du über deinen pflichtversicherten Ehepartner einen Riester-Vertrag abschließen und von den staatlichen Zulagen profitieren.
5. Betriebliche Altersvorsorge (bAV)
Selbstständige können auch über eine betriebliche Altersvorsorge (bAV) vorsorgen, insbesondere wenn sie Mitarbeiter beschäftigen. Hierbei bietet sich oft eine Unterstützungskasse oder eine Direktversicherung an.
6. Immobilien und andere Anlagen
Der Erwerb von Immobilien zur Altersvorsorge ist eine weitere Möglichkeit. Auch andere Investitionen wie Aktien, Fonds oder Kryptowährungen können sinnvoll sein, um für das Alter vorzusorgen.
In Deutschland gibt es bestimmte Gruppen von Selbstständigen, die gesetzlich pflichtversichert sind. Dazu gehören:
- Handwerker und Hausgewerbetreibende: Selbstständige Handwerker, die in die Handwerksrolle eingetragen sind und die Voraussetzungen für die Eintragung erfüllen (z.B. Meisterprüfung), sind pflichtversichert.
- Lehrer, Erzieher, Hebammen und Pflegekräfte: Selbstständige Lehrkräfte, Erzieher, Hebammen und Personen, die in der Pflege tätig sind und regelmäßig keinen versicherungspflichtigen Arbeitnehmer beschäftigen, sind ebenfalls pflichtversichert.
- Künstler und Publizisten: Diese Gruppe ist über die Künstlersozialkasse pflichtversichert. Dazu zählen Musiker, darstellende und bildende Künstler, Schriftsteller, Autoren, Journalisten und ähnliche Berufe.
- Seelotsen und Küstenschiffer: Auch diese Berufsgruppen unterliegen der Pflichtversicherung, sofern sie regelmäßig nicht mehr als vier versicherungspflichtige Arbeitnehmer beschäftigen.
- Selbstständige mit einem Auftraggeber: Wenn du hauptsächlich für einen Auftraggeber tätig bist, kannst du als scheinselbstständig eingestuft werden und unterliegst der Versicherungspflicht.
Nicht alle Selbstständigen sind automatisch versicherungspflichtig. Wenn du nicht zu den oben genannten Gruppen gehörst, hast du die Möglichkeit, dich freiwillig in der gesetzlichen Rentenversicherung zu versichern. Dies ist besonders sinnvoll, um Ansprüche auf Erwerbsminderungs- oder Hinterbliebenenrenten zu sichern oder deine Altersrente zu erhöhen.
Pflichtversicherte Selbstständige zahlen entweder den pauschalen Regelbeitrag (aktuell 644,49 Euro im Osten und 657,51 Euro im Westen) oder 18,6 % ihres Arbeitseinkommens, mindestens 100,07 Euro und maximal 1.404,30 Euro. Gründer können in den ersten drei Jahren den halben Regelbeitrag zahlen.
Selbstständige tragen die Beiträge allein, da kein Arbeitgeber beteiligt ist.
Künstler und Publizisten melden sich bei der Künstlersozialkasse (KSK) an, die wie ein Arbeitgeber agiert und die Beiträge bezuschusst. KSK-Mitglieder zahlen nur den halben Beitragssatz.
Eine betriebliche Altersvorsorge (bAV) kann grundsätzlich von verschiedenen Personengruppen abgeschlossen werden:
1. Arbeitnehmer:
Alle Arbeitnehmer haben grundsätzlich einen gesetzlichen Anspruch auf eine betriebliche Altersvorsorge durch Entgeltumwandlung. Das bedeutet, dass ein Teil ihres Bruttoeinkommens in eine bAV fließt und später als Rente ausgezahlt wird. Dies gilt sowohl für Vollzeit- als auch für Teilzeitkräfte, Minijobber und Auszubildende.
2. Selbstständige und Freiberufler:
Selbstständige und Freiberufler können in der Regel keine klassische betriebliche Altersvorsorge abschließen, da sie keine Arbeitgeber haben, die die Beiträge einzahlen könnten.
Sonderfall GmbH-Geschäftsführer
Eine Ausnahme besteht, wenn du eine GmbH oder eine andere Gesellschaftsform hast, bei der du dich selbst als Geschäftsführer anstellst. In diesem Fall kannst du eine bAV über das Unternehmen abschließen.
3. Geschäftsführer von Kapitalgesellschaften:
Bei Kapitalgesellschaften wie einer GmbH kann ein Gesellschafter zugleich Geschäftsführer sein und dafür eine Vergütung erhalten. Die Sozialversicherung prüft dann, ob der Geschäftsführer als abhängig Beschäftigter gilt, insbesondere wenn er weniger als 50 % der Anteile besitzt.
Statusfeststellungsverfahren
Hierfür ist das Statusfeststellungsverfahren entscheidend, das den sozialversicherungsrechtlichen Status klärt. Dieses Verfahren, durch die Deutsche Rentenversicherung durchgeführt, beeinflusst die Sozialversicherungspflicht und damit verbundene Beiträge. Es sollte idealerweise zu Beginn der Selbstständigkeit eingeleitet werden.
Meldung bei der Clearingstelle
Gründer sollten das Statusfeststellungsverfahren aktiv einleiten, um Klarheit über ihren rechtlichen Status und korrekte Sozialversicherungsbeiträge zu erhalten. Wird das Verfahren nicht aktiv durchgeführt, erfolgt alle vier Jahre eine Rentenversicherungsprüfung. Diese prüft eingezahlte Beiträge und Versicherungszeiten, um Rentenansprüche korrekt zu ermitteln und Unstimmigkeiten zu klären.
Hinweis: Handelt es sich bei der Gesellschaftsform um eine GmbH & Co. KG, muss die Rentenversicherungspflicht im Detail vor dem Hintergrund der Komplementär-GmbH und einer möglichen Beteiligung an beiden Gesellschaften geprüft werden.
Als Gründer hast du viele Herausforderungen zu bewältigen, aber die Altersvorsorge sollte nicht vernachlässigt werden. Hier sind einige Gründe, warum du dich frühzeitig darum kümmern solltest:
- Soziale Absicherung: Die gesetzliche Rentenversicherung bietet dir neben der Altersrente auch Schutz bei Erwerbsminderung und im Todesfall durch Hinterbliebenenrenten. Dies sind wichtige Sicherheitsnetze, die du nicht ignorieren solltest.
- Steuervorteile: Beiträge zur Altersvorsorge sind steuerlich absetzbar, was deine Steuerlast mindern und dir finanzielle Vorteile bringen kann.
- Vermeidung von Altersarmut: Durch frühzeitiges Sparen und Investieren sicherst du dir eine ausreichende Rente und vermeidest die Gefahr der Altersarmut. Gerade in Zeiten, in denen die gesetzliche Rente möglicherweise nicht ausreicht, ist dies besonders wichtig.
Eine gut geplante Altersvorsorge bietet dir Flexibilität und Planungssicherheit für die Zukunft. Du kannst beruhigt in den Ruhestand gehen, ohne finanzielle Sorgen haben zu müssen.
Altersvorsorge für Selbstständige ist ein komplexes, aber äußerst wichtiges Thema. Damit du im Alter keine Einkommensverluste riskierst und deine Liquidität gewährleistet bleibt, solltest du deine Finanzplanung sorgfältig aufstellen:
- Beginne frühzeitig: Je früher du mit der Altersvorsorge beginnst, desto besser. Durch den Zinseszinseffekt und lange Anlagezeiträume kannst du auch mit kleineren Beträgen eine beachtliche Summe ansparen.
- Informiere dich umfassend: Lasse dich professionell beraten, um die für dich beste Vorsorgemöglichkeit zu finden. Es gibt viele Angebote auf dem Markt, und eine individuelle Beratung kann dir helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.
- Nutze staatliche Förderungen: Prüfe staatliche Förderungen wie die Riester- oder Rürup-Rente. Diese bieten dir zusätzliche Vorteile und können deine Vorsorge effizienter gestalten.
- Diversifiziere deine Anlagen: Setze nicht alles auf eine Karte. Diversifiziere deine Anlagen, um das Risiko zu minimieren. Eine Mischung aus Immobilien, Aktien, Fonds und Versicherungen kann sinnvoll sein.
- Prüfe regelmäßig deine Vorsorge: Überprüfe regelmäßig deine Vorsorgepläne und passe sie an geänderte Lebensumstände an. So stellst du sicher, dass deine Altersvorsorge immer optimal auf deine Bedürfnisse abgestimmt ist.
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