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Familienverfassung: Unternehmensnachfolge planen

Eine Familienverfassung ist dein Leitfaden für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge und die Übergabe deines Familienbetriebs auf die nächste Generation. Plane entspannt deine Nachfolge mit einer Familienverfassung, vermeide unnötige Konflikte und sichere so den Fortbestand deines Unternehmens.

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Handwerksmeister lehnt entspannt im Familienbetrieb, der Nachfolger im Hintergrund am Werkstock.
Mit der Familienverfassung entspannt Aufgaben abgeben.

Was ist eine Familienverfassung?

Eine Familienverfassung ist ein Leitfaden bzw. eine schriftliche Vereinbarung, welche die Grundsätze und Werte einer Familie in Bezug auf die Führung des Familienunternehmens und die Nachfolgeplanung festlegt.

Im Rahmen der Unternehmensnachfolge können Familienverfassungen dabei helfen, eine erfolgreiche Übertragung des Unternehmens von einer Generation zur nächsten sicherzustellen.

Was gehört in eine Familienverfassung?

Im Allgemeinen gibt es drei wichtige rechtliche Aspekte, die bei der Erstellung einer Familienverfassung im Rahmen der Planung der Unternehmensnachfolge berücksichtigt werden sollten:

  1. Gesellschaftsrechtliche Regelungen: Die Familienverfassung sollte mit den Gesellschaftsverträgen des Unternehmens im Einklang stehen und keine Regelungen enthalten, die diesen Verträgen widersprechen.
  2. Erbrechtliche Regelungen: Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Familienverfassung mit den geltenden erbrechtlichen Bestimmungen im Einklang steht, um mögliche Anfechtungen zu vermeiden. Hier können auch Fragen wie die Verteilung des Nachlasses oder die Höhe des Pflichtteilsanspruchs geregelt werden.
  3. Arbeitsrechtliche Regelungen: Wenn in der Familienverfassung Regelungen zur Beteiligung von Familienmitgliedern am Unternehmen getroffen werden, sollten arbeitsrechtliche Aspekte wie Arbeitsverträge und Arbeitsbedingungen berücksichtigt werden.

Interne oder externe Nachfolge

Grundsätzlich sollte die Familienverfassung klären, ob der Betrieb in Familienhand bleiben soll oder familienfremde Personen als Nachfolger bzw. Inhaber in Frage kommen dürfen. Wenn mehrere Familienmitglieder im Unternehmen engagiert sind, ist es außerdem wichtig, Möglichkeiten des Ausstiegs aus dem Familienunternehmen miteinander zu klären.

Konsens sichert Kontinuität

Darüber hinaus ist es wichtig, dass alle beteiligten Familienmitglieder die Familienverfassung verstehen und ihr zustimmen. Im Idealfall sollte die Familienverfassung in Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Anwalt erstellt werden, um sicherzustellen, dass alle rechtlichen Bedingungen erfüllt sind und die Vereinbarung langfristig Bestand hat.

Für wen ist eine Familienverfassung sinnvoll?

Es empfiehlt sich, dass Familienmitglieder, die im Unternehmen operativ tätig sind oder eine Gesellschafterstellung innehaben, an der Erstellung der Familienverfassung teilnehmen. Es kann auch sinnvoll sein, Mitglieder einzubeziehen, die nicht im Unternehmen tätig sind oder keine Gesellschafter sind, je nach Familiengröße und individueller Nachfolgeplanung.

Faustregel Familienverfassung: Wenn es mindestens zwei Kinder resp. Nachfolgekandidaten gibt, die in Zukunft den Betrieb übernehmen könnten, lohnt es sich, ein Regelwerk zu erstellen.

Familienbetriebe im Handwerk brauchen Unterstützung

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) nimmt an, dass mindestens 125.000 Familienbetriebe in den nächsten fünf Jahren einen Unternehmensnachfolger suchen werden. Bei im Schnitt „fünf, sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“ seien dies laut ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke schnell „600.000 bis 800.000 Beschäftigte bundesweit". Dabei stünden die Chancen für eine nachhaltige Betriebsübergabe im Handwerk nicht schlecht:

Ob Gründung oder Übernahme: In beiden Bereichen gibt es für qualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker, Meisterinnen und Meister ganz hervorragende Aussichten, denn die Arbeit wird ihnen nicht ausgehen bei all den Zukunftsaufgaben im Klimaschutz, bei der Energie- und Mobilitätswende, beim Wohnungsbau oder der Versorgung einer immer älteren Bevölkerung. 

– ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke

Eine Familienverfassung kann also gleichfalls dazu dienen, festzuschreiben, ob und ab welchem Zeitpunkt ein/-e externe/-r Nachfolger/-in den Betrieb übernehmen soll und wie sich hierdurch die Gesellschaftersituation innerhalb der Familie ändert, ob ein Rechtsformwechsel geplant ist und welche Übergangs- und Einarbeitungszeiträume gelten sollen. 

Familienverfassung schafft Verbindlichkeit

Wenn bereits klar ist, dass ein/-e Nachfolger/-in außerhalb der Familie gesucht wird, unterstützt die Familienverfassung als Verhandlungsdokument, welches geordnete Betriebsverhältnisse ohne versteckte Rechtsansprüche garantiert. In der Regel solltest du mindestens fünf Jahre im Vorfeld deiner geplanten Betriebsübergabe nach einem geeigneten Nachfolger suchen.

Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Familienverfassung?

Der beste Zeitpunkt, um eine Familienverfassung zu erstellen, ist dann, wenn der Generationswechsel nicht unmittelbar bevorsteht. Denn dann wäre diese Regelung bereits notwendig und dass eine oder andere Familienmitglied verfolgt vielleicht schon bestimmte Interessen, die eine Nachfolge verhindern oder verkomplizieren könnten.

Es ist besser, wenn deine Familie sowie alle am Übergabeprozess Beteiligten wissen, dass die Nachfolge in einigen Jahren ansteht und sich präventiv darauf vorbereiten können.

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Über den Autor
Kathleen Händel

Kathleen Händel

Kathleen schreibt seit 2018 im Magazin von Unternehmenswelt und Zandura über die wichtigsten Business-Themen & Trends für Gründer & Unternehmer. Zuvor war Kathleen als Redakteurin für die Social Startup-Szene, verschiedene Stiftungen und Kommunikationsagenturen tätig.

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