Geschäftsklima im Mittelstand stürzt ab
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Geschäftsklima deutlich im Minus
Der Geschäftsklimaindex der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für den deutschen Mittelstand zeigt in seiner aktuellen Erhebung einen Einbruch um 14,9 Zähler. Damit liegt dieser mit Minus 9,4 Zählern auf einem ähnlichen Niveau wie im ersten Corona-Winter 2020/2021.
Dabei ist das Absacken des mittelständischen Geschäftsklimas im März 2022 branchenübergreifend. So ging das Klima im Bau, Groß- und Einzelhandel um markante 16 bis 17 Punkte zurück. Auch der Dienstleistungsbereich zeigte einen deutlichen Rückgang um fast 10 Zähler.
Von der KfW werden zum Geschäftsklima 9.000 Unternehmen aus folgenden Wirtschaftsbereichen befragt:
- verarbeitendes Gewerbe
- Bauhauptgewerbe
- Großhandel
- Einzelhandel
- Dienstleistungen (ohne Kreditgewerbe, Versicherungen und Staat)
Davon sind rund 7.500 Unternehmen Mittelständler, die nicht mehr als 500 Mitarbeiter beschäftigen und einen Jahresumsatz von maximal 50 Millionen Euro erzielen.
Der Geschäftsklimaindex setzt sich dabei aus mehreren erfragten Faktoren zusammen.
Aktuelle Geschäftslage sinkt noch moderat
Der deutsche Mittelstand beurteilt seine aktuelle Geschäftslage um 2,3 Zähler tiefer als im Februar. Damit liegt die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage aber noch deutlich über dem langfristigen Durchschnitt. Dies liegt vor allem daran, das von Corona besonders betroffene Wirtschaftsbereiche in den aktuellen Lockerungen positive Signale geben.
So konnte die Lagebeurteilung im Einzelhandel und unter den Dienstleistungsunternehmen zulegen. Diese beiden Wirtschaftsbereiche profitieren von der Aufhebung der meisten krisenbedingten Einschränkungen.
Geschäfterwartung fällt um 25,9 Punkte
Der Einbruch des Geschäftsklimaindex war vor allem von den negativen Geschäftserwartungen geprägt. Um 25,9 Zähler sank dieser auf nunmehr Minus 23,2 Punkte unter dem langfristigen Durchschnitt der Erwartungen. Dieser Absturz war sogar noch grösser, als in der Corona-Krise und historisch der grösste, seit Beginn der Erhebung im Jahr 2005. Noch stärker war der Einbruch bei den Geschäftserwartungen der Grossunternehmen, mit 31 Punkten.
Die Beschäftigungserwartung im Mittelstand war mit 9,1 Punkten positiv. Die Exporterwartungen der verarbeitenden, mittelständigen Selbständigen mit einem Minus von 13,2 Punkten jedoch negativ.
Steigende Inflation und drohende Rezession
Die wirtschaftlich grösste Auswirkung der Ukrainekrise für Deutschland ist aktuell der zusätzliche Inflationsschub. Dabei sieht die KfW die treibenden Energie- und Rohstoffpreise längerfristig steigen. Neben der privaten Kaufkraft wird dadurch auch die Geschäftstätigkeit in den besonders energie- und rohstoffintensiven Branchen eingeschränkt.
Trotz sinkender Geschäftserwartungen, verzeichnete die KFW ein bisher einmaliges Ansteigen der Absatzpreiserwartungen um 11,8 Punkte auf nie dagewesene 47,9 Punkte. Dies deutet darauf hin, dass derzeit viele Mittelständler ihre massiv angestiegenen Energie- und Rohstoffkosten wenigstens teilweise durch Preiserhöhungen an die Verbaucher weitergeben können, was die Inflation anheizt.
Ein Ausfall von Exporten nach Russland fällt laut KfW weniger ins Gewicht. Jedoch wiegen die Materialengpässe bei kritischen Rohstoffen aus Russland schwerer und sind kaum kalkulierbar.
Eine Sonderbefragung im Rahmen des KfW-Mittelstandspanels in der zweiten Märzwoche 2022 zeigt, dass nur jedes dritte mittelständische Unternehmen in der Ukrainekrise ein hohes oder mittleres Risiko für seine Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten sieht. Die überwiegende Mehrheit der kleinen und mittleren Unternehmen sieht die eigene wirtschaftliche Entwicklung nicht von der Ukrainekrise bedroht.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen hängen zudem von der Dauer des Krieges sowie der gegenseitigen Saktionen ab. Die wirtschaftliche Erholung sieht man neben der Ukrainekrise auch durch die anhaltenden Probleme Chinas in der Corona-Krise gefährdet.
In der erheblichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage sieht man die Gefahr einer Stagflation und ernsten Rezession. Besonders dann, wenn es zu einem abrupten und anhaltenden Stopp von Gaslieferungen aus Russland kommt.
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