Lieferprobleme und Materialmängel verschärfen sich
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Lieferprobleme belasten Einzelhandel noch stärker
Die globalen Logistikverzögerungen schlagen sich weiter auf die deutsche Wirtschaft durch. So sind laut dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München weiterhin viele Schiffslieferungen verzögert.
Damit haben sich im November auch die Lieferprobleme im deutschen Einzelhandel weiter deutlich verschärft. Während im Oktober noch 60 Prozent der Einzelhändler darüber beklagten, dass nicht alle bestellten Waren geliefert werden können, waren dies im November 17,8 Prozent mehr .
Somit sind aktuell 77,8 Prozent der Einzelhändler von Lieferengpässen betroffen. Die münchener Wirtschaftsforscher gehen davon aus, dass einige Regale der Einzelhändler im Weihnachtsgeschäft Lücken aufweisen werden und die Kunden eine "gewisse Flexibiliät" bei der Auswahl ihrer Weihnachtsgeschenke mitbringen müssen.
Höhere Preise im Einzelhandel
Im Setting der Einzelhändler ist der Spielzeugeinzelhandel am meisten von den Lieferengpässen betroffen. Hier berichteten alle befragten, also 100 Prozent der Unternehmen von ausbleibenden Lieferungen. Danach mit am stärksten betroffen sind die Einzelhändler von:
- Fahrrädern mit 95,8 Prozent
- Autos mit 93,5 Prozent
- Baumarktartikel mit 93 Prozent
- PC- und Software mit 91,3 Prozent
- Möbel mit 90 Prozent
- Elektrische Haushaltsgeräte mit 84,6 Prozent
- Unterhaltungselektronik mit 84,3 Prozent
- Bekleidung mit 63,2 Prozent
- Nahrungs- und Genussmittel mit 48,6 Prozent
Vor diesem Hintergrund erwarten die Wirtschaftsforscher Preiserhöhungen von mehr als zwei Drittel der Einzelhändler auf Sicht der nächsten drei Monate. Was für die kleinen und mittleren Unternehmen sowie die Verbraucher einen weiteren negativen Effekt antreibt.
Weitere Geldentwertung durch Inflation
Die Teuerungsraten basierend auf den Lieferproblemen und den rasant steigenden Preisen für energieerzeugende Rohstoffe und Mineralölprodukte stiegen auch im November weiter. Während Ende letzten Jahres die Verbraucherpreise noch gefallen sind, stiegen sie im November 2021 in Deutschland weiter deutlich an.
Der als Basis dienende verallgemeinerte Warenkorb verteuerte sich laut statistischem Bundeamt gegenüber dem Vorjahresmonat im November um 5,5 Prozent. Zum Vormonat Oktober legte die Inflation um 0,7 Prozent zu. Damit lag sie im Novemer mit 5,2 Prozent am höchsten dieses Jahr.
Die Ausgaben für Energie kletterten von 18,6 Prozent im Oktober nochmal kräftig auf 22,1 Prozent im November an. Nahrungsmittel stiegen von 4,4 Prozent im Oktober auf 4,5 Prozent im November.
Materialmangel und Preissteigerungen auch in der Industrie
Weiterhin konstatierten die Forscher des ifo-Instituts im November einen sich weiter verstärkenden Materialmangel in der Industrie. Demnach klagten 74,4 Prozent der Industrieunternehmen über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Rohstoffen oder Vorprodukten. Dies sind stolze 4 Prozent mehr als im Vormonat Oktober.
Die prognostizierte Entspannung ist ausgeblieben und die Forscher rechnen auch weiter mit anhaltenden Materialmängeln.
In nahezu allen Branchen des verarbeitenden Gewerbes ist die Knappheit an Vorprodukten im November nochmal gestiegen. Ausnahme sind die Hersteller von elektrischen Ausrüstungen. Dort viel die Anzahl der betroffenen Unternehmen um 5 Prozent, auf jedoch weiterhin hohe 85,4 Prozent.
Am häufigsten leiden die Hersteller von Bekleidung, mit 89,5 Prozent an betroffenen Unternehmen. Danach folgen folgende Branchenbereiche:
- Automobilindustrie mit 88,3 Prozent
- Maschinenbau mit 86,3 Prozent
- Hersteller von elektrischen Ausrüstungen mit 85,4 Prozent
- Hersteller von Druckerzeugnissen mit 84,9 Prozent
- Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten mit 82,2 Prozent
- Hersteller von Kunstoff- und Gummiwaren mit 79 Prozent
- Hersteller von Möbeln mit 76,5 Prozent
- Hersteller von Leder, Lederwaren und Schuhen mit 74,5 Prozent
- Hersteller von Eisenwaren mit 71,2 Prozent
- Papiergewerbe mit 66 Prozent
- Textilhersteller mit 65,6 Prozent
- Chemische Industrie mit 59,9 Prozent
- Herstellung von Nahrungs- und Futtermittel mit 52,8 Prozent
Am Ende der betroffenen Unternehmen stehen die Getränkehersteller, mit immerhin noch 39,8 Prozent.
Durch die negative Lage bei der Materialbeschaffung bei gleichzeitig positiven Auftragsbestand, wollen laut der münchener Forscher so viele Unternehmen, wie noch nie, ihre Preise erhöhen.
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