Inflation und Weihnachten: Tipps für Einzelhändler
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Inflation trifft Einzelhandel hart: Größter Umsatzrückgang seit 1994
Wie das Statistische Bundesamt ermittelt hat, verzeichnete der Einzelhandel im Juni 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Umsatzminus von real 8,8 %. Das ist der größte Rückgang zum Vorjahresmonat seit Beginn der Zeitreihe 1994. Nominal (nicht preisbereinigt) nahm der Umsatz nur um 0,8 % ab:
Die Differenz zwischen den nominalen und realen Ergebnissen spiegelt die hohen Preissteigerungen im Einzelhandel wider, die das Konsumklima spürbar beeinträchtigen.
Das Tal ist noch nicht durchschritten
Nach drei Jahren Auf und Ab in einem Krisenalltag zwischen Corona-Auflagen, Online-Boom & Lieferkettenchaos müssen Einzelhändler auch weiterhin ihre Resilienz unter Beweis stellen. Die hohe Inflation und steigende Energiekosten beeinflussen zunehmend die Kauflust deiner Zielgruppe.
Stimmung der Verbraucher trübt sich weiter ein
Das Konsumbarometer des Handelsverbands Deutschland (HDE)* prophezeit Händlerinnen und Händlern weitere anstrengende Monate. Nachdem die Konsumstimmung bereits im August ein Allzeittief erreicht hatte, fällt der Index im September auf einen neuen Allzeit-Tiefststand. Eine Trendumkehr sei nicht in Sicht. Auch die nächsten Monate würden voraussichtlich von Konsumzurückhaltung geprägt sein.
*Das jeweils am ersten Montag eines Monats erscheinende HDE-Konsumbarometer basiert auf einer monatlichen Umfrage unter 1.600 Personen zur Anschaffungsneigung, Sparneigung, finanziellen Situation und zu anderen konsumrelevanten Faktoren. Das Konsumbarometer, das vom Handelsblatt Research Institute (HRI) im Auftrag des HDE erstellt wird, hat eine Indikatorfunktion für den privaten Konsum. Es bildet nicht das aktuelle Verbraucherverhalten ab, sondern die erwartete Stimmung in den kommenden drei Monaten.
Konsumneigung im HDE Konsumbarometer 2016-2022 © Handelsverband Deutschland
Inflation: So bleiben Einzelhändler profitabel
Wenn Kundinnen und Kunden beim Einkauf zurückhaltender sind und Hersteller gleichzeitig ihre Preise erhöhen, befinden sich kleine Einzelhändler in einem anspruchsvollen Spannungsfeld. Mit einem tiefen Verständnis für deine Zielgruppe unter Nutzung digitaler Tools lassen sich dennoch Verkaufserfolge erzielen.
Drei Tipps, um kurz vor Cyber Week und Weihnachtsgeschäft noch einmal durchzustarten:
1. Hebe deinen Datenschatz
Erwirtschafte zusätzliche Gewinne oder senke Kosten mithilfe von Daten, die im Unternehmen vorliegen. Sammle und sortiere z.B. deine Kundendaten und erstelle verschiedene Kundenprofile, die anschließend mit individualisierter Werbung bespielt werden können.
Nutze Software-Programme für Dynamic Pricing, also eine dynamische Preisanpassung. Algorithmen berechnen den optimalen Händlerpreis anhand von Parametern wie Preise bestimmter Wettbewerber, Profile, Klickzahlen, Steuern oder eigene Kosten.
Wichtig: Grenzüberschreitende Händler müssen darauf achten, die korrekten Umsatzsteuersätze all ihrer Produkte in den EU-27 zu kennen (Umsatzsteuerreform) und für Dynamic Pricing korrekt anzuwenden.
Zu den Vorteilen der digitalen dynamischen Preisanpassung zählen u.a.:
- Automatisierte Anpassung an die Marktsituation in Echtzeit
- Automatisch optimierte Preise
- Höhere Umsätze durch mehr Kunden (optimiert auf Preis-Transparenz, da die meisten Kunden online „preisgesteuert“ kaufen)
- Höhere Margen bei Preissteigerung
- Weniger Aufwand beim Auspreisen
Je nachdem, welche Strategie du verfolgst, hast du folgende vier Möglichkeiten, um deine Preise anzupassen:
- Segmentierte Preisgestaltung: Unterschiedliche Preisgestaltung nach Kunden-Zielgruppen (Einkommen; Demografie)
- Zeitbasierte Preisgestaltung: automatischer Preisaufschlag für schnellere Lieferung oder Dienstleistungen an Wochenenden bzw. Feiertagen
- Preisgestaltung nach exogenen Marktbedingungen (äußeren Einflüssen): veränderte Wettbewerbspreise und Indikatoren wie Marktanteile, Rohstoffpreise, Lagerbestände oder Lieferengpässe mitbestimmen den Preis
- Spitzenpreis-Gestaltung: automatischer Preisaufschlag in Zeiten von Nachfragespitzen (Weihnachtsgeschäft)
TIPP: Unterschiedliche Pricing-Tools für Unternehmen im Vergleich findest du im Check von CAPTERRA.
2. Digitalisiere deine Lieferkette
Durch digitale Investitionen in Bestandstransparenz, Supply-Chain-Control-Tower und Retouren-Optimierung lassen sich Einsparungen von bis zu 10 Prozent bei den Lieferkettenkosten erreichen. Überprüfe, wie du mit dem Leistungsversprechen großer Plattform-Händler konkurrieren (Micro Fulfillment Center) bzw. deren Expertise für dich nutzen kannst (Amazon FBA-Shop).
Beim Micro Fulfillment werden kleinere Auftragsabwicklungszentren innerhalb der Stadt genutzt, die näher beim Kunden liegen. Micro Fulfillment Center (MFC) zielen darauf ab, den gesamten Prozess von der Bestellung bis zur Auslieferung innerhalb der Stadt zu optimieren. Sie können es zudem Einzel- und Onlinehändlern unterschiedlicher Größen und Branchen ermöglichen, mit den wachsenden Onlinebestellungen und der damit verbundenen Auftragsabwicklung mitzuhalten.
Mach es deinen Kundinnen und Kunden in jedem Fall so einfach wie möglich, ihre Waren zu erhalten und gegebenenfalls umzutauschen.
3. Optimiere die Customer Journey
Die Customer Experience steht in einem direkten Zusammenhang mit deinem Umsatzwachstum, der Weiterempfehlungs-Wahrscheinlichkeit (Net Promoter Score) bis hin zur Größe des Warenkorbs.
Achte auf eine nutzerfreundliche Website bzw. Online-Shop. Informiere und unterhalte deine Zielgruppe über unterschiedliche Marketing-Kanäle und führe deine diversen Funnel mühelos zusammen (z.B. Buy Online, Pick-Up In Store).
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