Steigende Personalkosten: Was dich erwartet
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Personalkosten werden steigen
Laut Wirtschaftsexperten werden die aktuell noch stagnierenden Lohnzahlungen in naher Zukunft kräftig ansteigen. Laut dem Institut für Weltwirtschaft aus Kiel, werden die Haupttreiber dazu der Fachkräftemangel plus die alternde Gesellschaft sein.
So werden nach den Prognosen der Kieler Forscher ab dem Jahr 2023 mehr Personen aus dem Erwerbsleben ausscheiden als neu hinzukommen. Somit wird der Beschäftigungszenit von 46 Millionen Erwerbstätigen künftig immer weiter unterschritten. Ab dem Jahr 2026 würden demnach jährlich rund 130.000 Personen den Arbeitsmarkt verlassen.
Die altersbedingte Fluktuation am Arbeitsmarkt verstärke zusätzlich den Fachkräftemangel. Davon ausgehend schätzten die Wirtschaftsforscher einen rasanten Anstieg der Lohnkosten von künftig fünf Prozent jährlich. Ausserdem würde durch den Arbeitskräftemangel das langjährliche Wirtschaftswachstum um ein Drittel einbrechen.
Krise als zusätzlicher Treiber
Die Folgen der Krise haben trotz Hilfen zusätzlich zu einer Verknappung von Arbeitskräften in einigen Branchen geführt.
Etwa dem deutschen Gastgewerbe fehlen in der anhaltenden Krise zahlreiche Arbeitskräfte. Laut dem Hotel- und Gaststättenverband führe die Personalnot zu Servicestreichungen bis hin zu Unternehmensinsolvenzen. Nach den Zahlen der Bundesagentur haben sich die offenen Stellen in der Gastronomie seit diesen April fast verdoppelt.
Zusätzlich kann es zu Dominoeffekten kommen. Dienstleistungen wie etwa die der Gastrobranche können nicht an gesunde oder wiederauflebende Branchen für deren Geschäftsmodelle erbracht werden.
Mindestlohnerhöhung mit Lohndruck
Im Juni 2020 wurde die stufenweise Erhöhung des Mindestlohns von der Bundesregierung beschlossen. Somit stiegen vom 1. Januar bis zum 30. Juni 2021 der gesetzliche Mindestlohn von 9,35 Euro auf 9,50 Euro. Vom 1. Juli stieg der Mindestlohn bis zum 31. Dezember 2021 auf 9,60 Euro. Ab 1. Januar bis zum 30. Juni 2022 steigert sich der gesetzliche Mindestlohn dann auf 9,82 Euro. Die letzte festgelegte Stufe vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2022 springt dann deutlich auf 10,45 Euro.
In den Wahlprogrammen von Grünen und SPD wird eine noch deutlichere Steigerung des Mindestlohnes gefordert. Werden diese Parteien eine Regierungsbildung unter sich ausmachen, wird eine Steigerung des gesetzlichen Mindestlohnes auf zwölf Euro pro Stunde möglich. Dies hätte dann auch einen Druckeffekt auf die Entlohnung höherer Beschäftigungsgruppen.
Sozialversicherung Treiber der Lohnnebenkosten
Deutschland ist bekanntlich Negativrekordhalter in der Steuer- und Abgabenlast. Wenn das Wirtschaftswachstum schwindet, versiegt laut der Kieler Wirtschaftsforscher die Quelle für Wohlstandszuwächse. Entsprechend würden die ökonomischen Verteilungskonflikte zunehmen.
In Deutschland verteilen zum Grossteil die Sozialkassen den Wohlstand. Diese erhalten durch sinkende Erwerbstätige jedoch weniger Einnahmen. Dagegen haben sie aber höhere Ausgaben, insbesondere die Rentenversicherung. Darauf sehen die Forscher Deutschland nur unzureichend vorbereitet.
Daneben belastet der berufliche Wandel in Deutschland die Sozialversicherungs- und Staatssysteme.
Schon 2015 hat eine Studie des Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung die Folgen der Digitalisierung für die Arbeitswelt prognostiziert. Damals ging man schon von 4,4 Millionen Jobs in Deutschland aus, welche zu über 70 Prozent von Technologien ersetzt werden können. Insgesamt 13,2 Millionen Jobs sah man damals zu 30 bis 70 Prozent von Technologien ersetzbar.
Neueste Prognosen des berüchtigten WEF Papiers zum Arbeitsmarkt bis 2030 besagen, dass 84 Prozent aller Arbeitsabläufe in virtueller Form ablaufen werden. Entsprechend sollen dann 83 Prozent der Arbeiter mobil arbeiten. Wobei 50 Prozent der mobilen Arbeiten auch automatisiert werden können. 35 Prozent der aktuellen beruflichen Fähigkeiten werden demnach zukünftig gar nicht mehr gebraucht und durch künstliche Intelligenzen ersetzt.
Das die deutschen Sozialversicherungssysteme in direkter Gefahr sind, zeigt neben der anhaltenden Krise des Gesundheitssystems auch ein im Juni diesen Jahres gestartetes Pilotprojekt des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin zum Grundeinkommen. Bis zum Mai 2024 erhalten demnach 122 Personen zusätzlich 1.200 Euro pro Monat, während 1.380 Menschen aus der Vergleichsgruppe kein Geld erhalten.
Bis die von einer hohen Erwerbstätigkeit abhängigen Sozialversicherungssysteme, etwa in ein bedingungsloses Grundeinkommen transformiert werden, steigen ihre abzuführenden Beiträge und selbst danach will ein Sozialstaat weiterhin von der Wirtschaft finanziert werden.
Kosten für Mitarbeitersuche, Bindung, Aus-, Weiterbildung steigen
Ein weiterer Kostenfaktor mit Steigerungspotential ist das Anwerben von neuem Fachpersonal in einem kleiner werdenden Arbeitsmarkt. Entsprechend geht es neben dem eigentlichen Lohn um sogenannte Benefits wie zusätzliche Altersvorsorge, Krankenzusatzversicherungen, Bonuszahlungen, Unternehmensbeteiligungen, kostenfreie Getränke, Mobilitätsgutscheine, Fitnessabos bis hin zu Firmenkreditkarten.
Unternehmensleitbilder sollten den Sinn der Tätigkeit unterstreichen. Mitarbeiter wollen oder müssen sich weiterentwickeln können. Bezahlte Aus- und Weiterbildungen werden entsprechend dem Wandel der Berufsbilder zunehmen. Denn laut der WEF Prognose, müssen sich 34 Prozent aller betrieblichen Organisationseinheiten für ihren Fortbestand grundlegend re- oder sogar umstrukturieren.
Ist eine Fachkraft an ein Unternehmen gebunden, wird es schwierig ihn für dein Unternehmen abzuwerben. Neben höheren Lohnzusagen, Benefizleistungen, Aus- und Weiterbildungen geht dies nur mit sogenannten Headhuntern und spezialisierten Personalagenturen. Da diese meist nach Einkommen vergütet werden, dürften auch hier die Kosten der Personakquise steigen.
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