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In welcher Rechtsform solltest du gründen?

In 7 einfachen Schritten findest du die optimale Rechtsform für deine Existenzgründung – ob mit oder ohne Haftung, allein oder im Team. Erfahre, worauf du achten musst und wie du steuerlich, rechtlich und organisatorisch die richtige Wahl triffst.

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GmbH, UG, GbR? So triffst du die richtige Wahl

Die Wahl der passenden Rechtsform gehört zu den wichtigsten Entscheidungen beim Start in die Selbstständigkeit. Sie bestimmt, wie du haftest, wie du besteuert wirst, wie du Kapital aufnehmen kannst – und wie viel Bürokratie dich erwartet. Die richtige Wahl schafft Sicherheit und passt zu deinem Geschäftsmodell.

So startest du rechtssicher in dein Business:

1. Was ist eine Rechtsform überhaupt?

Die Rechtsform legt fest, in welchem rechtlichen Rahmen dein Unternehmen besteht. Sie bestimmt u. a.:

  • ob du allein oder gemeinsam mit anderen gründest
  • wie du haftest – mit Privatvermögen oder nur mit dem Firmenkapital
  • welche steuerlichen Regeln gelten
  • wie viel bürokratischen Aufwand du hast
  • ob du Investoren beteiligen kannst
  • wie du im Geschäftsverkehr nach außen auftrittst

Von der Einzelunternehmung über die GbR oder GmbH bis hin zur AG gibt es viele Rechtsformen – aber nur wenige, die wirklich zu deinem Gründungsvorhaben passen.

2. Mit oder ohne Haftungsbeschränkung?

Eine der wichtigsten Fragen lautet:

Willst (oder musst) du privat haften?

Bei Rechtsformen wie dem Einzelunternehmen, der GbR oder der oHG haftest du mit deinem gesamten Privat- und Betriebsvermögen. Möchtest du dein Risiko begrenzen, solltest du dich für eine haftungsbeschränkte Rechtsform entscheiden – z. B. UG (haftungsbeschränkt), GmbH, AG oder GmbH & Co. KG.

Tipp: Wenn dein Businessplan ein höheres Risiko birgt (z. B. Kundenprojekte mit Haftungsansprüchen), ist eine beschränkte Haftung fast immer empfehlenswert.

3. Wie viel Startkapital hast du?

Deine Kapitalausstattung beeinflusst die Wahl der Rechtsform direkt:

  • Einzelunternehmen oder GbR erfordern kein Mindestkapital.
  • Für eine UG reicht theoretisch 1 €, praktisch solltest du mindestens 500–1.000 € einplanen.
  • Die GmbH erfordert mindestens 25.000 € Stammkapital (12.500 € bei Gründung).
  • Die AG setzt ein Grundkapital von 50.000 € voraus.

Faustregel: Je höher die Kapitalhürde, desto professioneller ist der Außenauftritt – aber auch der Aufwand steigt.

4. Gründest du allein oder im Team?

Nicht jede Rechtsform ist für Einzelgründer:innen oder Teams gleichermaßen geeignet:

  • Für Einzelgründer: Einzelunternehmen, UG, GmbH (auch als Ein-Personen-GmbH)
  • Für Zweier- oder Gründerteams: GbR, eGbR, oHG, UG/GmbH mit mehreren Gesellschaftern, KG
  • Für größere Vorhaben mit klarer Rollenverteilung: GmbH & Co. KG, AG, eG (Genossenschaft)

Achte auch auf deine persönliche Kompatibilität mit deinen Partnern – denn in Personengesellschaften haften alle füreinander.

5. Welche steuerlichen Auswirkungen hat deine Entscheidung?

Die Wahl der Rechtsform beeinflusst, wie und womit du steuerlich belastet wirst:

Einzelunternehmen & Personengesellschaften (GbR, oHG, KG)

  • Einkommensteuer auf deinen Gewinn
  • Gewerbesteuer (außer bei Freiberuflern)
  • Umsatzsteuer auf deine Leistungen (regelmäßig 19 %, ermäßigt 7 %)
  • Gewinnermittlung per Einnahmenüberschussrechnung (EÜR) bis zu einem Jahresumsatz von maximal 800.000 € und einem Gewinn von maximal 80.000 € (§ 141 Abgabenordnung)

Kapitalgesellschaften (UG, GmbH, AG)

  • Körperschaftsteuer (15 %) + Solidaritätszuschlag

  • Gewerbesteuer (je nach Hebesatz der Gemeinde)

  • Kapitalertragsteuer bei Gewinnausschüttung

  • Umsatzsteuerpflicht ab Gründung 

  • Pflicht zur doppelten Buchführung und Bilanzierung nach HGB, unabhängig von Umsatz oder Gewinn

  • Erstellung eines Jahresabschlusses mit Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung (GuV), ggf. Anhang und Lagebericht (AG oder große GmbH)

Tipp: Wenn du wenig Umsatz machst (unter 25.000 Euro im Vorjahr), kannst du dich als Kleinunternehmer von der Umsatzsteuer befreien lassen – unabhängig von der Rechtsform. Dann darfst du allerdings auch keine Vorsteuer abziehen.

6. Wie viel Bürokratie kannst (oder willst) du tragen?

Je nach Rechtsform unterscheidet sich der Verwaltungs- und Meldeaufwand:

  • Einzelunternehmen & GbR: einfach, wenig Meldepflichten, EÜR reicht
  • UG & GmbH: mehr Formalitäten, Handelsregister, doppelte Buchführung
  • AG: höchste Anforderungen an Buchführung, Veröffentlichung & Kontrolle

Auch wenn du klein startest – plane deine Ressourcen realistisch ein, gerade wenn du das Thema Buchhaltung selbst übernehmen willst.

7. Wie entwicklungsfähig soll deine Rechtsform sein?

Überlege: Willst du wachsen, Investoren gewinnen oder irgendwann verkaufen? Die Wahl der Rechtsform beeinflusst deine Chancen auf Skalierung:

  • GbR, Einzelunternehmen: einfach, aber schwer zu skalieren oder umzustrukturieren
  • UG: einfacher Einstieg, später auf GmbH umwandelbar
  • GmbH, AG: Investorenfähig, teilbar, übertragbar
  • eG: ideal für solidarische, gemeinschaftliche Projekte mit Mitgliedereinbindung

Plane deine Rechtsform so, dass sie nicht nur für den Start in die Selbständigkeit geeignet ist, sondern dich auch auf deinem weiteren Weg ins Unternehmertum begleitet.

Die beliebtesten Rechtsformen im Überblick

So findest du die beste Rechtsform

Finde heraus, welche Unternehmensform zu deiner Idee, deinem Risiko und deinem Kapital passt. Wir zeigen dir alle Vor- und Nachteile – von Einzelunternehmen bis GmbH & Co. KG – klar, verständlich und auf dem neuesten Stand.

Welche Rechtsform passt zu welcher Branche?

Rechtsform und Branche hängen oft eng zusammen. Die folgende Übersicht zeigt gängige Kombinationen aus beiden Bereichen und bietet dir eine erste praktische Orientierung:

  1. Freie Berufe (z. B. Ärzte, Anwälte, Architekturbüros): Einzelunternehmen, PartG, PartGmbB
  2. Handwerk & Gewerbe: Einzelunternehmen, GbR, bei Wachstum: GmbH oder GmbH & Co. KG
  3. Agenturen & Beratungen (z. B. IT, Marketing, Coaching, Design): Einzelunternehmen, UG, GmbH
  4. Einzelhandel & E-Commerce: GbR, UG, bei größerem Vorhaben: GmbH
  5. Start-ups mit Skalierungspotenzial: UG (mit Option auf spätere GmbH), direkt GmbH, ggf. AG
  6. Gemeinschaftlich organisierte Projekte (z. B. soziale Projekte): eG (eingetragene Genossenschaft)
  7. Finanz- und Beteiligungsgesellschaften: GmbH, GmbH & Co. KG, AG, Holding
  8. Familienunternehmen mit langfristiger Struktur: KG, GmbH & Co. KG

Deine Rechtsform – so individuell wie dein Business

Es gibt keine perfekte Rechtsform für alle – aber es gibt eine, die perfekt zu dir passt!

Entscheide entlang deiner Ziele, deines Kapitals, deines Teams und deiner Risikobereitschaft. Nutze individuelle Gründerberatungen, Rechtsform-Vergleiche oder Online-Tools, um dir Klarheit zu verschaffen – und wechsle, wenn sich deine Rahmenbedingungen ändern. Auch ein Rechtsformwechsel ist möglich, wenn es sinnvoll ist.

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Über den Autor
Kathleen Händel

Kathleen Händel

Kathleen schreibt seit 2018 im Magazin von Unternehmenswelt und Zandura über die wichtigsten Business-Themen & Trends für Gründer & Unternehmer. Zuvor war Kathleen als Redakteurin für die Social Startup-Szene, verschiedene Stiftungen und Kommunikationsagenturen tätig.

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